Kapitel 3-2

25 7 16
                                    

Stampfenden Schrittes marschierten die Gewöhnlichen in die Höhle ein. Ihre Kampfanzüge, die ihre Größe praktisch verdoppelten, leuchteten das Dunkel mit ihren Schweinwerfern taghell aus. Prof hatte ganze Arbeit geleistet. Man hatte ihnen mit ihren fünf Begleitern genug Schutz für eine ganze Lilimhorde zur Verfügung gestellt. Fast könnte man meinen, Willingston fürchte um ihr Leben.

Doch auch die schwer bewaffneten Kolosse vermochten es nicht, Nami das unwohle Gefühl beim Betreten der Höhle zu nehmen. Prof behielt seine übliche, geradezu naiv unbefangene Art. Als beträte er ein Museum und begutachte die ausgestellten Präparate. Sie stellte sich automatisch nahe bei ihm auf. Würde dem alten Mann hier etwas passieren, wäre das mit ihre Schuld. Sie hatte ihn überhaupt erst dazu gebracht, hierher zu kommen.

Im Inneren hallten die metallischen Füße weit durch die Stollen. Zumindest konnten sie sich der Aufmerksamkeit der Bewohner sicher sein. Nach wenigen Wegminuten erreichten sie die Stelle, an der die Decke eingebrochen war. Das Geröll war zur Seite geräumt, als hätten die Lilim in einem Anflug von Reinlichkeit für Ordnung gesorgt.

„Haltet die Augen offen. Wahrscheinlich rennen wir hier schon wieder in eine Falle", erschallte es in Namis Ohr. Sie warf einen Seitenblick zu dem Anführer des Zugs. In seiner Stimme lag ein anschuldigender Unterton.

„Dann hoffen wir doch, dass ihr mit diesen Dingern umgehen könnt", sagte sie in ihr Mikrofon.

Er antwortete nichts darauf. War wohl genauso schwer zu provozieren wie Bibi. Dieser grobe Klotz, wegen dem sie nun wieder hier war. Er hatte Nami gerettet, hätte sie auch einfach liegen lassen können. Das Bild seines säurezerfressenen Gesichts ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Im Moment lag er noch immer im Krankenflügel, die Haut mit seiner eigenen wieder repariert. Für sie hätte man frische Hautpartikel aus ihren Stammzellen generiert. Für eine, die es wert war. Ein ganzes Ersatzteillager lag eingefroren bereit für sie, um jeglichen irreversiblen Schaden zu verhindern.

Nami hoffte, die Errettung des infizierten Ultrasonics würde ihr Gewissen beruhigen. Sie hasste es, sich Bibi gegenüber schuldig zu fühlen. Er hätte sie zurücklassen müssen. Ihr hatte die Ausrüstung gefehlt, um draußen überleben zu können. Sie war bewusstlos gewesen und sie beide von Feinden umringt. Sein Handeln hatte ihrer beider Überlebenschancen deutlich verringert.

„Da wären wir dann wohl", sagte der Anführer ihres Trupps.

Die Mannschaft verteilte sich in dem Raum vor dem Eingang und leuchtete in einen engen Tunnel, der sich schräg nach unten in die Erde bohrte. Der war beim ersten Mal noch nicht hier gewesen. Prof befühlte die fleischigen Strukturen an den Wänden.

„Ziemlich ernüchternd. Hattest du Halluzinationen?"

„Sie waren hier!", sagte Nami und deutete auf die rückseitige Wand.

„Dann haben sie sich wohl hier durchgegraben." Prof streckte den Kopf in die Öffnung des neuen Tunnels und schüttelte nachdenklich den Kopf. „Wie bedauerlich."

„Dann folgen wir ihnen eben!" Nami wollte voranstürmen, wurde aber von dem Hauptmann aufgehalten.

„Da kommen wir mit unseren Anzügen nicht durch."

„Und wenn ich alleine rein will?"

„Das verbiete ich."

Nami lachte unwillkürlich auf. „Sie wollen mir etwas verbieten?"

„Zurzeit stehen Sie unter meinem Befehl Missi. Und wenn Sie diesen hier missachten, sehe ich mich gezwungen Sie unter Arrest zu stellen."

Nami hatte keine Ahnung, was Missi bedeuten sollte. Der Tonfall sagte ihr aber, dass es eindeutig abwertend gemeint war. Sie funkelte ihn wütend an und trat einen Schritt zurück. „Ein ..." Fast hätte sie Gewöhnlicher gesagt, riss sich dann aber doch noch zusammen. „... Mitglied der NAL will mir vorschreiben, was ich zu tun habe, ja?"

Die Kinder des AresWo Geschichten leben. Entdecke jetzt