3. Kapitel

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Regenpfote saß neben seinem Bruder Sturmpfote auf der Lichtung und teilte sich eine Maus mit ihm. Dieser schüttelte einmal seinen Kopf, als ober er einen lästigen Gedanken wie eine Fliege verscheuchen wollte.

„Was hast du?", fragte er seinen Bruder. Leiser fügte er noch hinzu: „Hattest du wieder einen Traum? Oder hast du etwas herausgefunden, wegen du weißt schon was?" „Nein", antwortete Sturmpfote, „es ist nichts."

Regenpfote kannte seinen Bruder zu gut, um dessen Verneinung einfach so hinzunehmen. „Komm schon. Ich seh doch, dass du grad an was anderes denkst. Nun sag schon!"

Als Sturmpfote immer noch zögerte, fügte Regenpfote noch hinzu: „Ich werde es auch keinem weitersagen. Versprochen!" „Also schön. Wie du weißt, hab ich heute Morgen die Grenzpatrouille zur ErdClan-Grenze begleitet." Regenpfote nickte bestätigend. Er selbst war etwas später für die Jagdpatrouille eingeteilt worden und hatte die Maus gefangen, die er sich mit seinem Bruder teilte. Jetzt war es Sonnenhoch.

„Und da haben wir Spuren entdeckt, die in unser Territorium führten", setzte Sturmpfote seine Erzählung fort." Regenpfote unterbrach ihn und fragte aufgeregt: „Hat eine ErdClan-Katze unsere Beute gestohlen, oder war es eine fremde Katze? Vielleicht ist das ja ein Hinweis auf Diamantenroses Warnung?" Sturmpfote schnippte seine Schwanzspitze über Regenpfotes Nase, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Nicht so laut und nein, es hat nichts damit zu tun. Kurz darauf ist nämlich Buntpfote zu uns gekommen und hat sich dafür entschuldigt, dass sie aus Versehen die Grenze überquert hat. Sie ist aber sofort wieder in ihr eigenes Territorium zurückgegangen, als sie es bemerkt hat."

Regenpfote senkte enttäuscht den Kopf, doch dann schnellte er wieder hoch und sah seinen Bruder mit funkelnden Augen an. „Ah. So ist das also. Du hast die ganze Zeit an Buntpfote gedacht, nicht wahr?" Kann es sein, dass mein Bruder verliebt ist?, fügte er noch im Stillen hinzu. „Nein! Natürlich nicht! Zumindest nicht nur", verteidigte sich Sturmpfote. „Es ist nur, ich bin vorher über eine Wurzel gestolpert und Mondstrahl hat ihr das erzählt und..." „Hat sie sich über dich lustig gemacht?", fragte Regenpfote. „Nein, eigentlich nicht."

Regenpfote schmiegte sich versöhnend an Sturmpfote. Beide Brüder versanken wieder tief in ihren eigenen Gedanken. Es ist verboten, mit einer Katze aus einem anderen Clan zusammen zu sein. Aber ich kann Sturmpfote gut verstehen. Ich muss auch immer wieder an Blattpfote aus dem BaumClan denken, deshalb kann ich ihm auch keinen Vorwurf machen. Wir müssen uns einfach immer wieder daran erinnern, dass unsere Loyalität unserem Clan gehört und nicht irgendeiner Kätzin aus einem anderen Clan. Ganz leise und leicht schuldbewusst fügte er noch in Gedanken hinzu, auch wenn sie noch so süß ist. Zeitgleich seufzten beide, ihre Umgebung hatten sie längst vergessen.

„Hey, ihr beiden! Was ist denn mit euch los?", kam es auf einmal von neben ihnen. Löwenpfote hatte sich unbemerkt genähert, Abendpfote folgte hinter ihm. Die beiden anderen Schüler waren anscheinend soeben von ihrem Training zurückgekommen. „Esst ihr die noch?", fragte Löwenpfote mit einem Blick auf die angebissene Maus. „Äh. Nein. Kannst sie haben", antwortete ihm Sturmpfote. „Ich bin am Verhungern!", miaute Löwenpfote und schnappte sich die Maus. „Und ich hol mir was vom Frischbeutehaufen", meinte Abendpfote und verabschiedete sich mit einem Wink mit seiner Schwanzspitze.

„Und? Wieso wart ihr beide grad so abwesend?", fragte Löwenpfote zwischen zwei Bissen. „Wir haben nur an die Große Versammlung gedacht. Stimmt's Sturmpfote?", meinte Regenpfote und stupste seinen Bruder an. Dieser nickte zustimmend. „In ein paar Nächten ist schon wieder Vollmond. Ich freu mich auch schon darauf!", miaute Abendpfote, der soeben seinen Vogel, den er sich geholt hatte, auf den Boden gelegt hatte. „Und, was habt ihr bis jetzt gemacht?", fragte der rote Schüler noch, bevor er begann, an seinem Vogel zu knabbern, denn viel war an ihm, außer Federn, nicht dran.

„Ich war mit Hasenpelz und Blütenfell bei der großen Eiche jagen und hab zwei Mäuse gefangen" erzählte Regenpfote. „Und ich hab mit Samtflügel, Sturmwind, Amselfeder und Mondstrahl die ErdClan-Grenze patrouilliert. Dabei haben wir Spuren entdeckt, aber es war nur Buntpfote, die ein Stück über die Grenze gelaufen ist, da sie die Duftmarkierungen nicht gerochen hat", erzählte nun auch Sturmpfote. „Ansonsten ist aber auch nichts aufregendes passiert. Und was habt ihr so gemacht?"

„Wir waren mit Tigerstreif und Maulwurfkralle in der Mooskuhle. Da Amselfeder bei der Grenzpatrouille dabei war, ist statt ihm Maulwurfkralle mitgekommen. Sie haben uns neue Verteidigungstechniken beigebracht. Das hat wirklich Spaß gemacht!", meinte Abendpfote mit leuchtenden Augen. Er schien sich gut mit seinem Mentor Tigerstreif zu verstehen. „Ja, es hat Spaß gemacht, aber es war auch anstrengend. Danach war ich fast ausgehungert!", miaute Löwenpfote, der soeben den letzten Bissen Maus hinuntergeschluckt hatte.

„Ich hol mir noch etwas. Wollt ihr auch noch eine Maus?", fragte er Sturmpfote und Regenpfote. „Warte zuerst, bevor alle anderen etwas gefressen haben. Die Ältesten und die Königinnen..." „Und Junge müssen zuerst versorgt werden. Ja, ich weiß", unterbrach er Regenpfote. „Aber es ist noch genug da. Die Jagdpatrouille hat gerade eben etwas gebracht und eine zweite ist sogar noch unterwegs. Mauseschweif und Langstreif teilen sich gerade auch etwas und Flinkschweif und ihre beiden Jungen kommen auch gerade aus der Kinderstube heraus, um sich etwas zu nehmen. Wie du siehst spricht nichts dagegen, sich ein zweites Stück Beute zu teilen."

Regenpfote schaute sich auf der Lichtung um und tatsächlich liefen Haseljunges, die sich von ihrem Grünen Husten vollständig erholt hatte, und Blumenjunges aufgeregt um ihre Mutter Flinkschweif herum, die gerade dabei war, sich etwas vom Frischbeutehaufen zu holen.

Jedes Mal, wenn er Haseljunges sah, erinnerte er sich daran, wie er und sein Bruder Katzenminze aus dem Zweibeinerort geholt hatten. Dadurch hatten sie Haseljunges und auch Abendpfote und alle anderen Katzen retten können. Nicht alle, dachte Regenpfote traurig. Zahnlos war gestorben, doch er war schon vorher alt und schwach gewesen.

Regenpfote fegte die schlechten Gedanken beiseite und dachte an das Gute. Alle anderen Katzen sind schnell gesund geworden und seitdem sind keine weiteren Katzen krank geworden.

Als Haseljunges und Blumenjunges spielerisch gegeneinander kämpften, musste er belustigt schnurren. Die beiden Jungen waren jetzt schon fast zwei Monde alt und somit schon um einiges gewachsen. Es würden noch vier Monde vergehen, bis sie zu Schülern ernannt werden würden. Bis dahin sind wir schon längst Krieger. Hasenpelz hat gesagt, wenn der Schnee endgültig schmilzt, werden wir mit Morgenstern zum Mondstein reisen und unsere Kriegernamen bekommen. Als ich noch ein Junges war, wollte ich es nicht wahrhaben, aber die Zeit vergeht wirklich schnell.

Während Regenpfote noch an die Vergangenheit und Zukunft dachte, hatte Löwenpfote noch zwei Mäuse geholt, denn Sturmpfote hatte seine Frage mit einem „Ja" beantwortet. „Hier bitte!", meinte nun Löwenpfote und legte eine Spitzmaus vor die beiden Brüder ab, während er selbst einen Bissen von seiner Wühlmaus nahm „Danke!, miaute Regenpfote, bevor auch er in die Maus biss.

Warrior Cats - Unheilvolle SterneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt