48.1 Deeskalation

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Nachdem ich Anna und den Mädels ein weiteres mal versichert hatte, dass es mir gut ginge und ich wirklich alleine nach Hause gehen könnte, verabschiedeten wir uns und ich machte mich auf den Weg. Unterwegs zog ich mein Handy aus meiner Tasche und schrieb Kate eine Nachricht, eigentlich war ich immer noch sauer, auch wenn sie es mir erklärt hatte, sie hätte sich den Jungs gegenüber auch zurückhaltender verhalten können. Damit sie sich keine Sorgen machte, schrieb ich ihr das es mir gut ginge und wir uns später sehen würden. Schließlich hatte ich gleich den Termin bei meiner Psychologin und konnte aus dem Grund nicht zum Sport.

Zuhause angekommen, packte ich sofort meine Tasche aus, machte mich etwas frisch und ging dann los zum Bus. Warum hatte ich Marius nicht gefragt ob er mich bringen könnten, ärgerte ich mich über meine Vergesslichkeit, aber nun war es auch zu spät. Zwei Mal musste ich umsteigen und lief dann noch ein paar Minuten bis ich an ihrer Praxis ankam. Zweifelnd zog ich mein Handy aus meiner Tasche und schaltete es aus. Es war ihre Regel sie wollte keine Unterbrechungen, auch wenn ich vielleicht einen Anruf erhalten könnte der zum Thema gehörte, dann müsste ich später zurückrufen, beschloss ich und steckte mein Handy wieder weg. Ich atmete tief durch und öffnete dann die Tür, in der Praxis selbst war alles wie immer, anmelden, kurz warten und dann konnte ich auch schon zu ihr ins Sprechzimmer. Sie deutete mir mich zu setzten. „Wir haben uns ja länger nicht gesehen, wie ist es ihnen in der zwischen Zeit ergangen?" Eröffnete sie das Gespräch. Nachdem ich kurz über die letzte Zeit gesprochen hatte, lenkte sie mich auch schon auf das Thema weswegen ich einen Termin vereinbart hatte. So kurz wie möglich schilderte ich die Ereignisse und Zusammenhänge mit dem Haus und meine Entscheidung es kaufen zu wollen, wenn man mich lassen würde. Sie ging immer wieder auf meine Gefühle und Bedenken ein und regte an, gewisse Sachen noch mal genauer zu betrachten. Wir gingen meine mittlerweile angefertigte Pro und Kontra Liste durch, sie sah es positiv wie intensiv ich mich damit auseinandersetzte und auch das ich meine Partnerin darin einbezog. „Sie scheinen mir doch durchaus wohl überlegt an die Sache ran zu gehen. Der Kern der Problematik ist ihre Angst, dass sie jetzt stabil sind und nicht wissen ob sich dies wieder ändern wird." Ich nickte zustimmend und sah auf den Boden. „Darauf kann ich und auch niemand sonst ihnen eine Antwort geben. Das was ich sagen kann, ist das sie gute Strategien gefunden haben damit umzugehen und sie anwenden konnten. Laut ihrem Heft, wo sie Probleme notierte haben, hat ihnen immer das Gespräch mit ihrer Partnerin oder anderen vertrauen geholfen, das ist eine sehr gute Basis. Sie haben jemanden gefunden, dem sie sich in jeder Hinsicht öffnen können." „Ja, auf jeden Fall." Bestätigte ich. „Warum zweifeln sie dann jetzt daran, dass sie sie in der nächsten Krise allein lassen würde?" Erschrocken sah ich zu ihr auf.

>War es das, zweifelte ich insgeheim an Kate<

„Nein...ich...." Stotterte ich vor mich hin und schüttelte den Kopf. „Eigentlich zweifel ich nicht an ihr, aber ich mute ihr damit schon sehr viel zu." „Und sie hat die Entscheidung selbstständig für sich getroffen." „Ja." Sagte ich flüsternd und rieb mir nachdenklich die Stirn. „Danke." Sie lächelte milde. „Machen sie so weiter wie sie es mir geschildert haben und sprechen sie über ihre Gefühle." Ich nickte leicht und nach ein paar weiteren Worten verabschiedeten wir uns. Sie ließ mir offen ob ich noch einen weiteren Termin bräuchte und ich nickte dankbar und beließ es dabei das ich mich in dem Fall melden würde.

Tief in Gedanken trat ich den Heimweg an und hätte so beinah meine nächste umsteige Möglichkeit verpasst. Nun musste ich etwas warten und grübelte weiter hin und her. Ich müsste noch heute Abend mit Kate sprechen, nur sie könnte meine Ängste mildern und mir die Zuversicht geben.

>Nachdem wir so auseinander gegangen waren<

Fluchte ich gedanklich vor mich hin, als mein Bus um die Ecke kam. Ich konzentrierte mich nicht meinen Ausstieg zu verpassen und ließ meine Gedanken erst wieder schweifen als ich ausgestiegen war und das letzte Stück nach Hause lief. Wir müssten wohl erst die Situation von heute aus der Welt schaffen.

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