Eisige Kälte

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-Sichtweise Remus Lupin-

Ich stand an einen Baum gelehnt, nicht unweit vom großen See entfernt. Mehrere Schüler hatten sich bei der Kälte nach draußen gewagt, um Eislaufen zu gehen. Während einige das erste Mal auf Schlittschuhen standen, schwebte andere geradezu über das Eis. Unter ihnen befand sich auch Hermine, die wie eine Eiskunstläuferin über die Seeoberfläche tänzelte. Was für ein atemberaubender Anblick. Kaum zu glauben, dass sich diese Schönheit erst heute Morgen nackt in meinem Bett befunden hatte. Kaum das ich daran zurück dachte, schoss Hitze durch meinen Körper.

>>Hat Minerva dich ebenfalls dazu verdonnert, hier in der verdammten Kälte auszuharren? <<, schnaubte Severus, der mit mürrischen Gesichtsausdruck auf mich zu stapfte.

>>Ach, du auch? Einer hätte doch gereicht. << Stirnrunzelnd sah ich ihm entgegen.

>>Mir brauchst du das nicht zu sagen, oder sehe ich so aus, als hätte ich mich freiwillig für den Job gemeldet? <<, meinet er und verzog das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Er lehnte sich wie ich an den Baum, die Hände tief in den Taschen seines Umhangs vergraben. Ein eisiger Wind wehte uns um die Ohren. Ich ärgerte mich, dass ich meine Mütze nicht mitgenommen hatte.

>>Eher nicht <<, sagte ich schmunzelnd. Ich wandte mich wieder der lachenden Schülerschar zu. Wir hatten nur einen Teil des Sees freigegeben, was zu einen daran lag, dass es für uns Lehrer überschaubar blieben musste und zum anderen, weil der hintere Teil noch nicht so tief vereist war, wie der vordere. Die Eisschicht war noch nicht dick genug, um einen Menschen tragen zu können, was mit großer Wahrscheinlichkeit an der Strömung lag. Ich selbst war kein begeisterter Eisläufer. James und Sirius hatten mich zwar früher immer dazu genötigt, doch wirklich Spaß hatte ich nie dabei gehabt. Harry war seinem Vater dahingehend wirklich sehr ähnlich. Fast eine viertel Stunde hatte er mich bearbeite, um mich aufs Eis zu locken, bis er es schließlich aufgeben hatte. Lieber stand ich hier und froh mir die Extremitäten ab, als zu Risiken mich auf der spiegelglatten Oberfläche des Sees hinzuschmeißen. Ein erneuter Besuch bei Poppy wollte ich um jeden Preis vermeiden. Ich fühlte mich in ihrer Anwesenheit immer wie ein kleiner Junge, was mir so gar nicht behagte.

>>Wie läuft es zwischen dir und Fiona? Habt ihr euch wieder vertragen? <<, fragte ich, um keine unangenehmes Schweigen aufkommen zu lassen. Severus antwortete jedoch nur mit einem abfälligen Schnauben.

>>Ist dir das Sprichwort bekannt „Was sich liebt das neckt sich"? <<, fragte ich amüsiert und schaute kurz zu ihm, nur um festzustellen, dass seine Augen mich wütend durchbohrten.

>>Das glaubst du doch wohl selber nicht! <<, erwiderte er reichlich patzig.

>>Also würde es dich nicht stören, wenn ich sie auf ein Date einlade? << Provozierend erwiderte ich seinen stechenden Blick. Severus schwieg, was mir als Antwort genügte.

>>Du empfindest was für sie, also geb dir endlich einen Ruck und versteck dich nicht in deinem selbsterschaffenen Schneckenhaus! <<, forderte ich ihn auf.

>>Ich verstecke mich nicht! <<, meinte er im harschen Ton.

>>Ach nein? Weißt du, ein Angriff kann auch eine Art Verteidigung sein. Dabei ist es so offensichtlich, dass ihr beide auf einer Wellenlänge seid. Eure ständigen Zankereien sind nur Anzeichen dafür, dass ein gegenseitiges Interesse besteht. << Eingehend betrachtete ich ihn und hoffte darauf, dass er endlich Einsicht zeigte.

>>Remus! << Als Harry meinen Namen rief, zuckten mein Kopf sofort herum. Alarmierend glitt mein Blick über die Schülermenge, die alle wie erstarrte in eine Richtung blickten. Schnell fand ich die Ursache dafür, die auch mir die Farbe aus dem Gesicht trieb. Hermine war aus unerklärlichen Gründen über die Absperrung hinaus geschlittert und stand nun auf dem dünnen Eis, was bedrohlich zu knacken begonnen hatte. Mit entsetzten Blick, zitternd und Angst erfühlt sah sie mir entgegen, als ich auf den See zustürmte, mir einen Weg über das Eis und die Schüler bahnte, bis ich an der markierten Grenzen zum Stehen kam. Hermine stand scheinbar unter Schock, weshalb sie nicht daran dachte ihren Zauberstab zu benutze, um das Eis zu stabilisieren. Es hatte sicher auch keinen Zweck sie darauf hinzuweisen. Ehe sie eine Eisschicht erschaffen hätte die ihr Köpergewicht tragen würde, wäre sie längst eingebrochen.

>>Du musst dich hinlegen, Hermine, um dein Gewicht zu verteilen! <<, rief ich ihr zu. Zitternd sank Hermine auf Knie, während ich über die sichere Linie trat, um zu ihr zu gelangen. Doch gerade als ich nach meinen Zauberstab tasten wollte, um das Eis unter mir zu verstärken, hörte mein ein Knistern... das Eis brach. Mit einem spitzen Schrei landete Hermine im eiskalten Wasser. Geschockt hielt ich den Atem ab, stabilisierte das Eis zu meinen Füßen, um nicht ebenfalls Gefahr zu laufen einzubrechen. Ich war zu weit weg, um einen Zauber auf Hermine zu wirken, also war Eile geboten.

>>Remus tu doch was? <<, rief Ginny entsetzt. Vorsichtig suchte ich mir einen Weg über die glatte Oberfläche, die selbst mit dem Verstärkungszauber bedrohlich unter mir knackte. Der Zauber reichte scheinbar nicht aus, um die unterschiedlichen Eisdicken auszugleichen.

>>Hilfe! <<, schrie Hermine und japste nach Luft. Die einzelnen Eisschollen drückten sie nach unten. Während ich mein bestes tat, um die Reichweite zwischen uns so schnell wie möglich zu überbrücken, sprachen Severus und die restlichen Schüler Zauber, um die dünne Eisschicht tragfähig zu machen.

>>Remus! << Hilfesuchend und in heilloser Panik versuchte Hermine am Rand des Eisloches Halt zu finden, doch das Eis brach immer wieder unter ihren Händen. Flach legte ich mich auf den Bauch, als ich nur noch fünf Meter von ihr entfernt war. Ich sah deutlich, dass Hermine am Ende ihre Kräfte war, die Kälte tat ihr übriges. Als ich gerade einen Zauber sprechen wollte, der sie aus dieser brenzlichen Situation befreien würde, geriet Hermine mit dem Kopf unter das Eis. Entsetzt weiteten sich meine Augen. Ohne weiter darüber nachzudenken, sprang ich auf die Beine, lief los und sprang ihr hinterher. Mit den Armen voran tauchte ich in das kalte Wasser ein. Sogleich zogen sich meine Muskeln bis zur Schmerzgrenze zusammen. Alle meine Nervenfasern schrien auf, doch es war mir egal. Wichtig war nur Hermine.

Glücklicherweise bekam ich sie schon nach wenigen Sekunden zu fassen. Dicht zog ich sie an meinem Körper heran, um mit ihr zusammen zurück an die Oberfläche zu schwimmen. Schmerzhaft stieß ich mir den Kopf, als ich mit der Eisschicht kolludierte. Benommen hob ich die Hand und brachte das Eis über mir zum Schmelzen. Keuchend schnappten Hermine und ich nach Luft, als wir die Wasseroberfläche durchbrachen. Ich bekam einen starken Hustenanfall, da ich bei dem Zusammenstoß mit dem Eis eine Fuhre Wasser geschluckt hatte. Kraftlos klammerte sich Hermine an mich und zog mich damit unweigerlich nach unten. Reflexartig suchte ich nach Halt und fand keinen...

Plötzlich griffen mehrere Arme nach mir und Hermine. Scheinbar hatten Severus und die Schüler das Eis endlich stabilisiert. Noch immer hustend und nach Luft ringend lag ich nun auf dem Eis. Neben mir Hermine, deren Hände sich noch immer hilfesuchend an mich klammerten. Ich hörte wie Wärmezauber und Trocknungszauber gesprochen wurden und mein Zähneklappern langsam ab ebnete. Severus und Harry beugten sich besorgt über mich. Hände betasteten meinen Kopf, während sich Ginny und Luna scheinbar um Hermine kümmerten. Irgendwie wirkte die ganze Welt verschwommen, alles drehte sich, mein eigener Herzschlag dröhnte mir in den Ohren. Ich fing an zu schwitzen und Übelkeit machte sich bemerkbar.

>>Remus, hörst du mich? <<, vernahm ich Severus Stimme wie durch einen dicken Nebel. Meine Augenlieder schienen schwer wie Blei zu sein... Unerwartet traf mich eine saftige Backpfeife, die mich, Merlin sei Dank, wieder ins Hier und Jetzt beförderte...

Eine heiße Liaison (FSK 18+)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt