Kapitel 3, Part 2

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Die Zeit verging wie im Flug, die Situation beruhigte sich und schon bald hatte sich wieder alles eingependelt. Die Tage wurden wärmer und länger, die Aufgaben liste wurde kürzer und einige Ziele rückten immer näher. Als es dann so weit war und wir nach einiger Zeit ein Musikvideo von Felix und Jako fertig gestellt hatten, welches lange in Planung gewesen war, waren wir natürlich in Feierlaune und beschlossen etwas trinken zu gehen. Nun saßen wir jedenfalls alle hier in einer Runde und schrien uns an, da um uns herum noch zirka tausend andere Menschen waren und die Lautstärke dazu noch durch eine unfassbar schlechte Live band in die Höhe getrieben wurde. Zu unserer Erleichterung verzog sich diese aber nach einer Weile und ein Mädchen wurde von ihren Freunden nach vorne gezerrt. Ich konnte kaum was erkennen, aber ein Kerl lallte ins Mikro, dass sie auch etwas singen wollte. Widerwillig begann sie. Erst heiser und schüchtern. Dann etwas lauter, bis sich die Gespräche langsam legten. Irgendwie kam mir dieser hypnotische Stimme bekannt vor. Ein kalter Schauer durchfuhr mich und überzog mich mit Gänsehaut. Genau so plötzlich wie es gekommen war, verschwand es wieder.  „Lass uns mal nach vorne gehen, hier kann man nichts sehen.“ Forderte Frodo mich gebannt auf. Dann kämpften wir uns den Weg durch die Menge. Fuck. Da war sie wieder. Kurz darauf entdeckte auch sie mich und grinste mich an. Als sie das Lied beendet hatte huschte sie zu uns rüber. Allmälich setzte das Gemurmel wieder ein, steigerte sich, bauschte immer mehr auf. Die Raum war erfüllt von Gesprächen, zu denen auch wir nun unseren Teil beitrugen. „Hey Frodo, hey Flo. Ihr hier?“ Irgendwie war ich mit meinen Gedanken schon wieder weg. Wieder wie ausgeknipst. „Na das erklärt einiges...“ murmelte Frodo kaum hörbar nachdem er mich gemustert hatte. Dann wendete er sich zu Tessa. „Japp, Flo erklärt dir sicher gern warum.“ er grinste doof, klopfte mir auf die Schulter, drehte sich um und ging. Der Sack hatte sich einfach umgedreht und war weggegangen! Tessa guckte genauso irritiert wie ich mich fühlte, zuckte dann aber mit den Schultern und zog mich am Handgelenk  zu einem Tisch während ich verwirrt zu Ihr, dann zu meinen Freunden und wieder zurück blickte. „Hey Leute! Das ist Florian! Flo, das sind Jerry, Jonas und Alina. Wir sind zusammen in dem Heim aufgewachsen in dem du gerade Arbeitest.“ Der Typ der mir als Jerry vorgestellt wurde und Tessa zusammen mit Jonas zum singen gezwungen hatte stand nun auf und schüttelte mir die Hand. „Nett die neuen Betreuer kennen zu lernen.“ Ich stellt seine falsche Annahme richtig. „Ne, fast. Ich vertrete derzeit den Psychologen.“ Nun schlug die Stimmung um und sechs Augen starrten mir feindselig entgegen. „Ach, ein Seelenklempner. Das hättest du uns aber auch vorher sagen können. Hältst dich wohl für was besseres, hm?“ Tessa wurde rot. „Alina, vergiss nicht, dass ich auch Psychologie studiere. Und bin ich deshalb ein schlechterer Mensch? Bitte behandelt ihn mit etwas mehr Respekt.“ Sie schnaubte und nun meldete sich auch Jonas zu Wort. „Das ist was anderes. Du weißt was Schmerz ist.“ Nun wurde Tessas Stimme etwas gereizter. „Kennst du etwa seine Geschichte? Du müsstest von uns allen am besten wissen, dass Vorurteile etwas Widerliches sind.“ Mir wurde das ganze zu viel. „Ja Leute, kein Grund zum streiten. Ich muss jetzt sowieso wieder los. Also tschüss. Ich wünsch euch noch 'nen traumhaften Abend.“ Ich wurde stumpf ignoriert als ich ging. Dann hörte ich noch, dass Tessa irgendwas sagte und kurz darauf stand sie schon neben mir. „Tut mir Leid, dass du jetzt wegen mir Stress mit deinen Freunden hast.“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Schon gut. Wir sind lange nicht mehr die Freunde die wir mal waren. Wir sind im Kinderheim aufgewachsen und wurden auch dort unterrichtete. Wir dachten immer wir wären die einzigen mit Problemen, dabei war dem nicht so. Auch Leute außerhalb des Heims haben es schwer. Eigentlich hatten wir es sogar gut. Besser als viele andere. Es ist nur leider noch nicht zu ihnen durchgedrungen seit wir raus sind.“

„Hey Flo! Wo warst du schon wieder? Wir wollten los!“ So wurden wir also an dem Tisch meiner Freunde begrüßt. Na ja... Immernoch besser, als das grad eben. Ich verabschiedete mich von Tessa und drehte mich um. Nachdem ich ein paar Schritte gegangen war hörte ich ihre Stimme. „Moment, es hat ja doch keinen Sinn. Kaum das sich alles wieder normalisiert hat laufen wir uns über den Weg. Hier. Meine Nummer. Vielleicht machen wir ja mal was zusammen.“ Sie wuschelte mir zum Abschied durch die Haare. Ich lächelte sie an, nickte kurz und verließ so schnell wie möglich das Gebäude damit niemand sah, wie aus meinem Lächeln ein glückliches, breites Idiotengrinsen wurde.

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