130.Kapitel

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Andreas:

Das war ja mal echt ein Hammer was mir Chris da erzählt hat. 

Er kam mir schon anders vor wie in den letzten Wochen. Er wirkt entspannt und glücklich und das trotz seiner angespannten Situation mit Fabienne und seiner schwer angeschlagenen Gesundheit.

Er kann sich nur sehr schwer an den Rolli gewöhnen und wirkt traurig, deprimiert und bedrückt, wenn wir in der Nähe der Hallen sind. Er hat die Hallen seit dem Unfall nicht wieder betreten, auch wenn es mit dem Rolli möglich wäre, weil damals alles ebenerdig gebaut worden ist. Grade auch wegen den Fahrzeugen, die auch in den Hallen stehen, weil sie Teil mancher Nummern sind und die rein und raus gefahren müssen. Das wurde damals schon alles mit bedacht. Da konnte ja keiner ahnen das mein Bruder mal im Rollstuhl landen würde. Es steht alles still und es ist jegliches Leben und jeglicher Trubel daraus verschwunden. Das Team ist weitestgehend aufgelöst und geht anderen Jobs nach, denen sie sonst auch nachgehen, wenn sie nicht für uns gearbeitet haben. Die Lkws wurden auch nicht wieder neu gemietet und sind wieder an die Autovermietung zurück gegangen. Seitdem ist der Hof unserer Firma wie gespenstisch leer gefegt. Nur unsere privaten Autos, oder das unserer Managerin stehen gelegentlich hier vor der Firma, oder unsere speziellen Fans die schon ewig vor unserem Gelände rumlungern und versuchen so etwas rauszubekommen. Gegen einige, die schon zu unserer aktiven Zeit auffällig waren, haben wir Unterlassungsklagen laufen, damit sie von hier fern bleiben müssen. Einige gehen einfach zu weit und respektieren unsere Privatsphäre nicht. Das ist grade jetzt wichtiger denn je, wo Chris langsam auftaut und er sich wieder in seiner neuen Situation an alles ran traut. Rückschläge können wir nicht gebrauchen. Davon hatten wir einige. Das ist deprimierend das mit ansehen zu müssen wie er sich immer wieder neu quält, wenn er an Sandra oder an unsere Illusionen erinnert wird, die wir vor dem Unfall ausgearbeitet hatten und die nun unvollendet in der Halle stehen, weil wir sie ohne Chris nicht fertig stellen können. Dafür sind wir ein zu eingeschworenes Team gewesen und manche Nummern gehen einfach nicht ohne den anderen. 

Seit dem Unfall war er nicht mehr in der Halle, weil der Monstertruck noch dort steht. Er ist so groß das er nirgends wo anders untergestellt werden kann. Zu sehr erinnert ihn der Monstertruck an den Unfall und was der Grund dafür war. Es schmerzt ihn immer noch zu sehr das deswegen sein Traum die Magie zu leben nun zerstört ist. Chris hat das Trauma immer noch nicht ganz verarbeitet und der Psychologe hat das Thema noch nicht bei ihm angesprochen, weil er merkt das Chris noch immer nicht bereit ist darüber reden zu können. Er geht seitdem er den PC hat regelmäßig zu ihm und arbeitet die gesamte Zeit seit dem Unfall mit Ihm auf. Oft ist er danach fix und fertig und nur Melanie kommt danach an ihn ran. Wenn sie Zeit hat begleitet sie ihn auch, sonst begleite ich ihn als moralische Unterstützung. Ich halte mich zwar im Hintergrund, aber er weiß das ich da bin und das hilft ihm schon ungemein, das durchzustehen, denn die Sitzungen sind sehr anstrengend für ihn, weil der Psychologe sehr präzise Fragen stellt und es Chris schwer fällt, darauf zu antworten. Auch wenn ich ihn begleite redet er danach nicht viel. Nur Melli hat er sich die letzten Wochen was das Thema Unfall betrifft geöffnet, was auch die Beziehung der beiden zueinander gefestigt hat. Er hat noch immer Albträume und wacht dann schweißgebadet mitten in der Nacht auf, weil er den Sturz immer wieder durchlebt und er noch nicht mal aufstehen kann, obwohl er gerne flüchten möchte. Doch es geht nicht und dann dauert es eine Weile bis er sich und sein Atem wieder beruhigt hat, weil seine Schmerzen zu stark werden. Melli hilft ihm dann ganz gut dabei. Sie macht dann Autogenes Training mit ihm und andere Entspannungstechniken. Sie hat sich seitdem sie zusammen sind mit diesem Thema sehr genau beschäftigt, um ihm gezielt helfen zu können und um nicht noch mehr fremde mit einbeziehen zu müssen, weil sie genau weiß das er im Moment eh keinen weiteren an sich ran lassen würde. Da ist sie wie Chris genau gleich, das sie auch alles selber versucht in die Hand zu nehmen und das sie alles mit sich selbst ausmacht. Chris fühlt sich bei ihr wohl und lässt sich von ihr helfen. Das ist schon mal für uns alle viel wert. Auch das Verhältnis zu Toni ist seitdem zwischen den beiden viel intensiver geworden. Ihr hat er es zu verdanken das wir ihn früher nach Hause holen konnten, weil sie die entsprechende Ausbildung hatte, um ihn mit uns zusammen pflegen zu können. Er wäre in der Klinik vor die Hunde gegangen und wer weiß in welchem Zustand wir ihn dann nach Hause bekommen hätten.

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