~3.7~

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„...Und das war es eigentlich auch schon." Der Mann vor mir nickt. „So ist das also. Du kommst ursprünglich aus der Menschen-Welt, hast zwei Verdorbene überlebt und mit einer Wächterin gesprochen. Und zudem hast du dich mit einem gesegneten Tier angefreundet. Faszinierend." Ich nehme einen Schluck aus der Tasse und seufze. Die Wärme des Tees breitet sich schnell in meinem Körper aus und jetzt erst bemerke ich, das mir tatsächlich bis gerade kalt war. „Ich möchte, dass du hier wohnst und nicht draußen in der Kälte. Wenigstens über den Winter." Ich überlege einige Zeit, doch außer dem Grund, dass der alte Mann mich umbringen könnte, fällt mir kein Grund ein, seine Gastfreundschaft abzulehnen. „Na gut, aber nur über den Winter, danach gehe ich wieder." „Wenn du dann wieder im Wald leben möchtest werde ich dich nicht davon abhalten." „Mein Name ist Laila, und wie heißen Sie?" „Nun wehrte Laila, mein bescheidener Name lautet Silas. Silas Cardogan."

Ich nehme den letzten Schluck aus der Tasse und stelle sie auf den kleinen Tisch vor mir ab. „Du musst schrecklich müde sein und es war bestimmt sehr ungemütlich im Wald. Mache es dir gemütlich und schlafe ein wenig. Es wird bereits dunkel draußen. Du kannst in der Hängematte schlafen und morgen gehen wir Holz sammeln und bauen dir ein Bett. Gute Nacht, Laila." „Vielen Dank Herr Cardogan." Er lacht. „Silas reicht vollkommen. Du wirst schließlich einige Zeit hier leben junge Dame." Ich nicke und begebe mich zu der Hängematte auf der andere Seite des Raumes, ziehe meine kaputten Schuhe aus und lege mich hinein. Es fühlt sich seltsam an, in dem Bett eines Fremden zu liegen, seine Bettwäsche zu benutzen und völlig ungeschützt in dessen Nähe zu schlafen. Aber ich habe keine andere Wahl. Ich bin müde und mache es mir, so gut es geht, gemütlich. Es dauert einige Zeit, bis mir meine Augen zufallen und ich in einen unruhigen Schlaf falle. Ich wache mehrere Male auf, schlafe aber auch jedes mal wieder ein. Bis ich es nach gefühlt hundert Malen aufgebe, bis zum Morgen zu schlafen.

Ich quäle mich aus der Hängematte und strecke mich. Durch das provisorische Fenster scheint noch immer der Mond. "Ich hab wohl nicht lange geschlafen." Ich ziehe meine Schuhe wieder an und schleiche mich aus der Hütte. 

Ich wandere mit einem unruhigen Gefühl umher, weswegen ich nur soweit in den Wald gehe, dass ich die Hütte noch im Blick habe. Ich weiß nicht wie lange ich schon draußen herumlaufe, aber als ich wieder Richtung Hütte laufe, beginnt die Sonne bereits aufzugehen. In der Hütte wartet Silas bereits auf mich. „Na, schon einen Spaziergang gemacht?"

„Naja, ja schon. Ich konnte einfach nicht schlafen." „Ja das ist verständlich. Immerhin bist du allein mit mir. Ich wäre in deinem Alter auch nicht ruhig geblieben, wenn ich bei einem Fremden übernachtet hätte. Aber ich versichere dir, ich werde dir nichts tun." Ich nicke und setze mich auf das Sofa. Im nächsten Moment wird mir wieder eine Tasse in die Hand gedrückt. „Hier trink, du wirst die Kraft heute noch brauchen. Wir müssen Beeren sammeln gehen und noch Holz holen. Schließlich willst du doch in deinem eigenen Bett schlafen können, oder?" Wieder nicke ich und trinke schnell den Tee aus. „Was ist das überhaupt für ein Tee?" „Das ist nur Beeren-Saft, den ich mit Wasser

aufgekocht habe. Schmeckt er dir trotzdem?" Ich nicke wild mit dem Kopf und lache. „Dieser Tee schmeckt besser als die, die ich in der Menschen-Welt getrunken habe." „Freut mich. Nun komm, wir haben viel zu tun." Ich folge also einen Fremden in den Wald, welcher gerade erst eine Axt geholt hat und nun vor mir her läuft? Was soll da schon passieren? „Wie naiv bin ich eigentlich? Ich laufe hier einfach mit einem Fremden im Wald herum, schlafe in einem Raum mit ihm und unterhalte mich mit ihm, als würde ich ihn nicht erst seit einem Tag kennen." Ich folge ihm ein Weile durch den dichten Wald, als ich ein lautes Fauchen wahrnehme und instinktiv zusammenzucke. Zwischen den Bäumen tritt ein tiefschwarzes Wesen hervor. Über den ganzen Körper ziehen sich Lilafarbene Fäden. Was auch immer das mal gewesen ist, lebendig wird es jetzt nicht mehr sein. Sein Erscheinungsbild erinnert mich an den Verdorbenen. Silas bleibt stehen und hebt die Axt. Das Wesen läuft auf Silas zu, sackt aber in sich zusammen, nachdem Silas ihm den Kopf abschlug. „Merke dir eins: Laufe niemals alleine so tief in den Wald. Du weißt nicht, wie viele von diesen Viechern hier lauern." Ich nicke und folge ihm weiter durch den Wald. Wir Sammeln Holz und Beeren, töten ein Wildschwein-ähnliches Tier und gehen zurück zur Hütte. Während Silas das Tier häutet und essbares Fleisch herausschneidet sitze ich auf der Bank und schaue es mir genau an. Ich finde es zwar ziemlich ekelhaft, aber irgendwie müssen wir uns ja auch ernähren. Nur von Beeren kann man schließlich eher weniger Leben. Danach baut Silas aus dem gesammelten Holz ein provisorisches Bett. Ich stehe an der Kochstelle und Koche das Fleisch. Es dauert einige Zeit, doch dann essen wir und betrachten das neue Bett. Wir entscheiden, dass es besser nahe der Hintertür passt, da es sonst mitten im Raum steht. Aus der Haut hat Silas mir eine Decke gemacht. Es ist nicht sonderlich gemütlich, aber besser als in einem Baum oder auf dem Boden zu schlafen. Und ehe ich mich versehe ist es schon Zeit das Bett einzuweihen. Und so ziehen die Tage ins Land.

Tag ein, Tag aus Sammeln und Jagen, Reden und Lachen, essen und schlafen. Aus Tagen werden Wochen und aus Wochen werden Monate. Den ganzen Winter lebe ich bei Silas und ich kann mir nicht mal mehr vorstellen, woanders zu leben. Ab und zu besuche ich die Füchsin, doch über den Winter hinweg geht das nicht. Es ist viel zu Kalt um auch nur einige Stunden draußen zu bleiben. Deshalb freue ich mich so sehr auf den Frühling. Und als die ersten Blumen blühen stürme ich aus der Hütte und drehe mich freudig im Kreis. Doch auch an diesem schönen Tag habe ich nicht viel Freizeit. Während des Winters hatten wir nicht viele Möglichkeiten an Fleisch oder Fisch heran zu kommen. Der See ist zugefroren und auch Tiere haben wir nicht viele zu Gesicht bekommen. Also machen wir uns auf den Weg Tiere zu Jagen um wieder Fleisch auf Vorrat zu finden. Mehr ist nicht passiert und am Abend lasse ich mich todmüde in mein Bett fallen. Seelenruhig schlafe ich ein und träume.

Erbin der LuvaraWhere stories live. Discover now