Kapitel 15 - Enttäuschung

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Die Unwissenheit trieb Eichhornschweif in die Verzweiflung. Der Krampfanfall zwang die zwei Ärzte dazu, Erlenherz nach Gaia zu bringen. Zwei Sonnenaufgänge lagen schon hinter ihnen, ohne über seinen Zustand zu wissen. Anfangs dachte sie, froh zu sein, dass er in Gaia behandelt wird, aber mit jedem Moment später sorgte sie sich mehr. Die Kätzin versuchte sich mit Jagen abzulenken, aber selbst dies funktionierte nicht. Brombeerstern half dabei auch nicht wirklich.

Der Anführer hatte zwar die Schwangerschaft vorm Clan offenbart, fand sich damit selbst aber immer noch nicht ab. In der Öffentlichkeit freute er sich darüber, aber gegenüber Eichhornschweif verhielt er sich noch eisig. Seine Stimmung änderte sich ständig. Besonders in der Nähe von Funkenpelz verhielt er sich betont freundlich, weil sie seit Erlenherzs Aufenthalt in Gaia auf alles gereizt reagiert. Wirklich geschickt handelte er aber nicht, sodass die roten Kätzinnen nun zusammen im Bau der Krieger schliefen.

Entgegen ihrer Hoffnung lehnte das Ratsplenum eine Ausweitung des Einsatzes über die Grenzen der Territorien ab. Die Suche nach den Angreifern geriet dadurch ins Stocken. Weder Spuren von Schattenhelle noch der Entführten entdeckte die Patrouille.

"Drei mal darfst du raten, welches Ergebnis aus diesem sinnlosen Heiler Treffen herausgekommen ist.", brummte Häherfeder, der sich weigerte, dieser Versammlung beizuwohnen. Falkenflug überbrachte ihm deshalb ihre Erkenntnisse. "Du hast die freie Auswahl: Die Einen sind von der Schwäche des Sternenclans bestürzt, während die Anderen von dem Bündnis mit dem Rat empört sind.", erwiderte Eichhornschweif nebenbei. Funkenpelz tauchte mit einem großen Kaninchen auf, welches für die drei reichte: "Vielleicht sollten sie nochmal überlegen, wozu sie ihren Eid abgelegt haben. Vasallen der Toten oder Retter der Lebenden." Die junge Kriegerin knurrte so laut, dass wahrscheinlich selbst der Heiler des Windclans dies noch hörte. Auch wenn es niemand im Donnerclan laut aussprach: Seit Erlenherzs Krampfanfall hielt die überwiegende Mehrheit den Entschluss der Anführer für richtig.

Während Häherfeder zustimmend seufzte, fauchte Brombeerstern seine Tochter an: "Zeige gegenüber den Heilern mehr Respekt! Sie sind eingeweiht in die Geheimnisse des Sternenclans und verstehen deren Handlungen." Die rote Kätzin stapfte mit angespannten Muskeln zu ihrem Vater. In ihren Augen funkelte Zorn: "Ich weiß, sie sind genauso erleuchtet wie du, großer Anführer, Auserwählter des Sternenclans." Als der getigerte Kater sein Kind in die Schranken weisen wollte, zog Funkenpelz ihre Krallen über seine Nase. Blut floss aus der Wunde.

"Und Täglich grüßt das Murmeltier.", murmelte Häherfeder: "Wie die Mutter so die Tochter." Danach schlenderte der Heiler zu seinem Bau, um wahrscheinlich Erlenherzs besondere Mischung für Brombeersterns Nase herzustellen. Der rote Kater experimentierte mondelang mit einigen Kräutern, um die perfekte Salbe für die Nase seines Vaters zu entwerfen. Anfangs lästerte Häherfeder noch über die angebliche Zeitverschwendung, doch später musste selbst der grummelnde Heiler zugeben, dass er sich geirrt hatte. Eichhornschweif erfuhr damals, wie ihr Sohn reagiert, wenn Häherfeder ihn offensichtlich lobt. Jedes Mal ritzte er spaßeshalber an einer unauffälligen Stelle der Wand einen Strich, um sich die magere Anzahl genau merken zu können. Alle, die Häherfeder nicht persönlich kannten, wären entsetzt, aber Eichhornschweif wusste, dass er Stolz auf seinen ehemaligen Schüler war. Seine Gestik und Mimik, während der blinde Heiler Erlenherz verzweifelt versuchte zu behandeln, unterstrich dies.

Eichhornschweif stolzierte mit gesträubten Pelz zu ihrer Familie. Aus Brombeersterns kurzen Blick auf seine Gefährtin schlussfolgerte sie, er erwarte eine Rüge für Funkenpelzs Verhalten. Dies änderte sich schlagartig, als der getigerte Kater sah, wie die beiden roten Kätzinnen sich die Zungen gaben. Die zweite Anführerin war sich bewusst, dass sie ihre Tochter eigentlich hätte tadeln müssen, aber das Verhalten ihres Gefährten missbilligte sie ebenfalls.

Brombeerstern zuckte hörbar zusammen, als Häherfeder ihm harsch Erlenherzs Salbe auf die Nase schmierte. "Machst du das eigentlich absichtlich, wenn du die Creme herstellst. Bei Erlenherz brennt sie nie!", fauchte der Anführer. 'Wenn er zuhören würde, wüsste er, dass die Sanftheit beim Schmieren der entscheidende Faktor war.", dachte Eichhornschweif leicht empört. Im Umkehrschluss bedeutete Erlenherzs Stimmung die Stärke der Nebenwirkungen.

"Brombeerstern, Eichhornschweif, ich muss euch von etwas berichten", rief Löwenglut seinen Zieheltern zu. Dieser kam mit einer aufgeregten Grenzpatrouille ins Lager.

Mit ein wenig Abstand zu den Rotpelzen ließ sich der Anführer nieder, um die Botschaft seines Sohnes zu hören: "Ein, ich sage jetzt mal, Beobachter des Rats äußerte indirekt etwas zu Schattenhelles Aufenthaltsort. Er erzählte uns, dass ihre Suche nach bestimmten Personen überwiegend an Orten beginnt, wo der Gesuchte bereits in der Vergangenheit eine Weile Unterschlupf gesucht hat."

"Efeusee, begebe dich zum Schattenclan und frage Tigerstern und Taubenflug aus, welche Orte infrage kämen.", ordnete Eichhornschweif an, doch Brombeerstern hielt sie auf: "Die Sonne geht in Kürze unter. Es besteht immer noch das Risiko, dass sie wieder kommen. Breche nach Sonnenaufgang auf."

Ohne auf einen möglichen Widerstand ihres Vaters einzugehen, beschloss Funkenpelz eigenständig, Efeusee zu begleiten. Sie wollte nicht nutzlos im Lager sitzen, während andere einer Spur folgten. Schweigend verließ der Anführer seine Familie.

"Hoffentlich wissen sie, welchen Ort er meinte", dachte Eichhornschweif ohne ein Gebet zum Sternenclan abzugeben.

Mal wieder ein etwas kürzeres Kapitel, dafür beginnt hiermit der nächste Abschnitt des Buches.

Wisst ihr, von wem der "Beobachter" spricht und was ist dieser "Beobachter" wirklich? Schreibt es doch einfach mal in die Kommentare.

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Warrior Cats - Feuersterns und Brombeersterns ErbeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt