Ich erwachte langsam und blinzelte um den Schlaf aus meinen Augen zu bekommen und klarer sehen zu können. Neben mir erhob sich ein dunkler Berg. Ich blinzelte noch einmal, noch verwirrter.
Meine Sicht klärte sich und ich erkannte Jason. Er atmete ruhig und gleichmäßig und er grinste selbst im Schlaf vor sich hin. Er trug noch immer sein graues T-Shirt und seine schwarze Jeans, lediglich der Dutt hatte sich nun vollends gelöst und seine schwarzen Strähnen hingen nun wirr um sein Gesicht. Was allerdings immer noch nicht erklärt, was zum Teufel er in meinem Bett macht?!
Die goldenen Augen öffneten sich plötzlich und blickten mich träge an. »Kannst du bitte auf die Ohrfeige verzichten? Ich war zu müde um noch in mein Zimmer zu gehen.«
»Natürlich verzichte ich auf die Ohrfeige.«, sagte ich mit zuckersüßer Stimme.
Jason grinste überheblich und ich rammte ihm meine Faust in den Magen. »Du nimmst dir wirklich zu viel raus! Übertreib es nicht, du räudige Katze!«
»Kater, wie oft denn noch?«, grummelte Jason, während er sich krümmte und nach Luft schnappte. Wir blickten uns an und grinsten. Für einen Moment war die Welt in Ordnung und ich hätte nichts dagegen gehabt noch länger so im Bett zu liegen und mit Jason zu scherzen.
Doch Jason machte das zunichte, indem er aufstand. »Ich bin mir sicher, die anderen erwarten uns schon.«, erklärte der Tierwandler, während er sich durch die schwarzen Haare fuhr und geschickt seinen Dutt neu band.
Als hätte er damit etwas beschworen, klopfte es an meiner Zimmertür und ich richtete mich auf. »Ja?«
Die Tür öffnete sich und Ace kam herein. Sein Blick wanderte von mir zu Jason und er runzelte leicht die Stirn, sagte allerdings nichts. »Ihr müsst kommen, schnell!«
Wir wechselten nur einen kurzen Blick, dann liefen wir Ace hinterher. Ich verzichtete darauf, mir noch etwas anderes anzuziehen und hoffte, dass ich nicht gleich in eine riesige Besprechung oder so was platzen würde, wo es peinlich wäre lediglich im Schlafanzug zu sein. Ace führte uns wieder in den Speisesaal/Besprechungssaal, wo schon Caz und Jacob mit ernster Miene ungeduldig warteten.
»Was ist los, Caz?«, wollte Jason wissen und ging sofort zu seinem Kongressor. Doch dieser schüttelte den Kopf und bedeutete Jason zu warten. Kaum fünf Minuten später öffnete sich die Tür erneut.
Mit blassem Gesicht lief Cara auf uns zu. Ihre grauen Augen fanden Caz. »Sie kommen...«, wisperte sie leise. Ihr Blick wanderte mitfühlend zu mir, während sie leise sagte: »Die Strahlenden kommen...«
Ich fühlte mich, als würde mir jemand den Boden unter den Füßen wegreißen. Ich war nicht so naiv gewesen zu glauben, dass ich durch meine Flucht das Strahlende Volk vom Hals hatte – doch mit ein paar Tagen Verschnaufpause hatte ich schon gerechnet. Ich schwankte und hielt mich an einem Stuhl fest.
Caz richtete sich auf und straffte die Schultern. Seine mitternachtsblauen Augen nahmen ein bedrohliches, stürmisches Grau an, wie der Himmel vor einem Gewitter.
»Nicht noch einmal! Ich werde nicht noch einmal klein beigeben!«, fauchte Jason wütend und seine gesamte Gestalt schien silberne Wellen zu schlagen.
Caz maß ihn mit einem scharfen Blick. »Ich bin der Kongressor, entweder wir machen es auf meine Art oder du gehst!« Die Anspannung, die Wut und die Frustrationen waren wie eine dichte Wolke im Raum deutlich zu spüren.
Jason ballte die Fäuste und senkte schließlich den Blick. »Ich glaube, ich kann mich nicht beherrschen. Tut mir leid, Caz.« Und als hätten diese Worte auch noch das letzte bisschen Kontrolle verschwinden lassen, stob silberner Nebel auf und plötzlich stand vor uns ein gigantischer, weißer Tiger mit eisblauen Augen.
DU LIEST GERADE
Maginar
Fantasy»Die Wahrheit um jeden Preis?«, vergewisserte sich Jason ruhig. »Denn es ist nicht absehbar, was es dich kosten wird - oder mich.« Eigentlich endet der Tag für Linnéa wie immer. Eigentlich... denn sie ist gerade mit dem Zug auf den Weg nach Hause...