Kapitel 34

23 4 58
                                    

Pete setzt sich auf den Boden, lässt seinen kleinen Bowtruckle wieder zurück auf den Baum. Wenn ich mich nicht täusche, wirkt es aber so als würde sie das gar nicht wollen.

"Wie heißt sie?", ich setze mich auf der anderen Seite des Bonsais hin. Es sind gerade keine Schüler unterwegs, die wir damit stören könnten.

"Twiggy," er verzieht sein Gesicht.

Ich kichere wegen des Wortwitzes, was ihm ebenfalls ein schiefes Lächeln entlockt. Irgendwie ist es so Pete-haft und ich kann mir eine jüngere Version von ihm sehr gut vorstellen, wie er ganz stolz, den Namen ausgesucht hat. Aber Twiggy ist nicht alles worüber wir reden. Pete erzählt mir noch von seiner Mutter und seinem Leben auf der Baumfarm. Auch darüber, weshalb er denkt, dass er die Farm übernehmen soll. Ich lausche seiner Stimme als würde er mir eine Geschichte erzählen. In gewisser Weise tut er das auch, aber ich versuche alles in mir aufzusaugen, jedes Detail um ihn besser verstehen zu können. Beim Zuhören endet es nicht. Man könnte meinen ich studiere ihn, sein Gesicht, wie er bei manchen Bemerkungen den Mund leicht verzieht oder seine Augenbrauen zusammenzucken. Wie seine Nasenflügel flattern und rot werden als er davon erzählt, dass Paulina ihm die Schuld gegeben hat, dass sie umziehen mussten und er ihr anfänglich geglaubt hat. Dass seine Augen glasig werden, als er mir erzählt, wie sich die beiden wieder versöhnt haben. Er ist gefüllt mit Emotionen und ich würde nichts davon mitbekommen, wenn ich nicht haarscharf aufpassen würde, da er trotz alledem die Ruhe in Person ist.

Er kommt mit seinen Erzählungen an ein Ende, schließt sie damit ab, dass wir uns kennengelernt haben. "Und bist du glücklich hier?", frage ich ihn, sehe ihn hoffnungsvoll an.

Ein leises Lächeln schleicht sich auf seine Lippen. Er hebt seinen Blick an, lässt den Kopf jedoch gesenkt. Wie so oft sieht er mich über seinen Brillenrand hinweg an, schenkt mir diesen verzaubernden Blick "Ich könnte nicht glücklicher sein," er rutscht näher zu mir heran.

Die unausgesprochene Einladung nehme ich an indem ich auch näherrutsche. Zwar trennt der Bonsai - es ist außerdem ein Kirschbaum - unsere Beine voneinander, aber unsere Oberkörper sind nahe genug. Beide stützen wir uns auf eine Hand, unsere Fingerspitzen streifen sich. Er legt seine zweite Hand an meine Wange, ich meine hinter sein Ohr, dort wo er es gerne mag. Und nur einen Augenblick später spüre ich seine Lippen bereits auf meinen.

Ich werde nie genug von ihm haben. Ich werde immer näher bei ihm sein wollen, mehr von ihm spüren wollen. Dieses Gefühl von ihm, es reicht nicht aus. Doch als ich den Kuss intensivieren will, zieht er sich kichernd zurück, bevor er sich noch einmal reinlehnt und meine Nasenspitze küsst.

"Hi, Pete."

Die Stimme lässt mich herumfahren. Mit großen Augen sehe ich auf einen jungen Ravenclaw, der scheinbar an uns vorbeimöchte. Sein Blick geht über uns hinweg, seine Hände stecken in der Tasche vorne an seinem Hoodie und er wippt auf seinen Füßen vor und zurück. Er ist scharlachrot im Gesicht.

Aber es kann nichts im Vergleich zu der Hitze in meinem Kopf sein. "Hey, Udi," Pete bewahrt seine Coolness natürlich. Etwas anderes hätte ich auch nicht erwartet. Udi zieht eine Hand aus seiner Tasche und deutet auf uns. "Darf ich?" Mit wenig Eleganz rutsche ich auf meinem Po zurück, näher zu Pete. Mein Rücken kollidiert mit seiner Schulter, weswegen er ein wenig zusammenzuckt, aber nicht weiter wegrutscht. Kaum hätte ich die Situation noch peinlicher machen können.

Der Ravenclaw schleicht sich an uns vorbei, sein Blick noch immer konsequent nicht auf uns gerichtet. Etwas besser lässt es mich fühlen, dass es ihm ebenso peinlich zu sein scheint wie mir. Ich hoffe einfach, dass er es nicht direkt weiter erzählt. Als Udis Schritte auf der Treppe verklingen, stoße ich meine angehaltenen Luft aus - ich habe gar nicht gemerkt, dass ich aufgehört habe zu atmen.

Der Ausblick(boyxboy)(Harry Potter AU)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt