19 - Love me - Kiss me - Thrill me - Kill me

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Austins POV

Es gab eine Zeit, da träumte ich von Ruhm und Macht. Joss machte unmissverständlich klar, was er von mir erwartete. Jahrhunderte lang verbrachte ich Tag um Tag, endlos quälende Minuten, welche einfach nicht voranschreiten wollten, damit, mich auf diesen einen Tag vorzubereiten. Ich kämpfte mit meinen Geschwistern, trainierte, verlor und ertrug die Folter durch unseren König. Jonathan war stets in meinen Gedanken, selbst in Zeiten, bevor seine himmlische Erscheinung auf dem Feld des Todes mir den Atem raubte und ich glaubte, vor Sehnsucht nach diesem schimmernden Wesen zu vergehen. Unsere Liebe zueinander festigte sich mit jedem Atemzug und meine Entscheidung für ein Verbindungsritual war schnell gefallen.

Lenny in der Unterwelt zu wissen, bereit sein Leben für Evelyn zu riskieren, lässt meine Sinne vibrieren. Ich spüre die Schwingungen in meinen Flügeln, ein Jucken und Kratzen auf meiner Haut. Das ist nicht gut, überhaupt nicht und ein Funken huscht durch meinen Verstand, saugt sich bitter in meinen Gedanken fest. Was wäre wenn? Lenny und Evelyn, Schicksalsgefährten.

„Sind sie miteinander verbunden?", frage ich panisch. Bitte nicht. Das macht es nicht leichter, nur schwerer und ich verfluche diesen Tag, diesen Ort und meine Existenz. Jonathan wird mir nie verzeihen, wenn ich seinen besten Freund töte. Seine Worte, alt und eine Ewigkeit her.

„Evelyn und Lenny?", fragt Jonathan und ich nicke. Wer denn sonst? Meine Schwester wird es kaum sein.

„Nein. Ja. Ich weiß nicht."

„Was jetzt? Ja oder nein?", frage ich genervt. Seine Antwort ist entscheidend für meine nächsten Schritte.

„Ist das wichtig? Sie haben eine Verbindung zueinander. Aber sie sind nicht aneinandergebunden. Nicht so wie wir beide. Sie haben nicht miteinander geschlafen..."

„Urgh." Angewidert verziehe ich das Gesicht. Diese Bilder in meinem Kopf... widerlich.

„Hetensex. Wie abscheulich."

„Austin!", ruft mein Geliebter tadelnd. „Das ist auch nicht anders als bei uns beiden", rechtfertigt er das Verhalten dieser abscheulichen Kreaturen.

„Doch. Es ist eine Frau involviert und zu allem Übel auch noch dieser nach Verwesung stinkende Mensch. Wie kann Lenny sich nur mit ihr paaren wollen? Das ist... allein der Gedanke an diesen Körper. Ich würde kotzen, wenn ich dazu in der Lage wäre... ich kann es kaum beschreiben. Was hat sie da zwischen ihren Beinen? Nichts. Nur nach Kadaver von Meeresbewohnern stinkende Hautlappen und Brüste. Brüste, Jona. Das ist nichts weiter als eine Fettansammlung. Nein danke. Ich bevorzuge Schwänze, starke Hände und muskulöse Körper. Wenn diese gottgleiche Erscheinung dann auch noch deine funkelnden Augen und wunderschöne weiche schneeweiße Federn hat mit anbetungswürdigen Lippen und deinem Namen. Ja dann ist es perfekt."

„Du bist der schlechteste Freund aller Zeiten", entgegnet Jonathan seufzend und fährt sich frustriert durch die seidigen Haare.

„Warum? Weil ich die Wahrheit sage? Oder weil ich keine anderen Männer außer dich kenne? Entschuldige bitte, dass meine Dämonenseele sich nur an ein einziges Individuum bindet und ich nicht jeden erstbesten Kerl..."

„Du solltest besser schweigen." Jonathans Blick bedarf keiner weiteren Worte. Enttäuschung verschleiert seine Wut, gezischte Laute. Es könnte nicht schlechter für mich laufen. Jonathan kennt meine Abneigung Evelyn gegenüber, seine himmlische Erscheinung verbietet jegliches Böses.

„Und du hast keine Seele." Seine Worte treffen mich mehr als ich mir gestatte zuzugeben.

Menschen haben Seelen, eine Kugel umwoben von Licht unterscheidet sie von uns und den Himmelskriegern. Menschen verlieben sich, ich liebe Jonathan. Eine Seele macht Menschen verletzlich, lässt sie Dinge fühlen und nicht immer richtige Entscheidungen treffen. Ich habe alles und doch nichts. Jonathan liebt mich, ihm ist meine Herkunft egal. Der Boden unter meinen Füßen ist gepflastert mit den Leichen meiner Feinde, berstende, zu Staub zerfallene Knochen bei jedem Schritt. Es ist ihm egal, war es immer. Er hat Recht, ich habe keine Seele, kein Herz, was mich Dinge fühlen und schlechte Entscheidungen treffen lässt. Hinter der Membran meiner Existenz lodert das Feuer der Hölle, keine Regung, keine Emotionen. Erschaffen, um zu töten, die Prophezeiung zu erfüllen, Leid über die Menschen und alles Leben zu bringen. Und doch spüre ich ein Glimmen, heiß und unnachgiebig, wenn ich in Jonathans Augen blicke und meine Hände sanft über seine Haut gleiten. Ich liebe ihn, das habe ich immer vom ersten Moment unserer Begegnung an, auf dem mit Blut und Gedärmen unserer Feinde übersäten Grund.

Wo der Himmel die Hölle berührtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt