Kapitel 12: Ein unbekanntes Gefühl

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--- Yoongi ---

Normalerweise wollte ich niemanden mit nach Hause nehmen, aber bei Jungkook konnte ich einfach nicht nein sagen. Ich weiß auch nicht, wieso ich in seiner Nähe so schwach werde. Vielleicht lag es ja daran, dass er so süß war? Ich habe meine Ahnung. Unter normalen Umständen hätte ich ihn niemals mitgenommen, aber er hatte mich eben so angefleht. Außerdem wollte er unbedingt lernen, wie man auf einem Klavier spielt. Schon alleine deswegen wurden wir Freunde. Ich hatte vorher noch nie welche, was eher daran lag, dass alle mein Geheimnis kannten. Seitdem hab ich mich auch niemanden mehr so wirklich anvertraut. Bei Jungkook war dieses Gefühl anders. Ich konnte nur hoffen, dass er nicht hinter meinem Geheimnis kam. Er war naiv, aber nicht dumm. Das war mir von Anfang an klar.

"Hier wohne ich." gab ich von mir, als wir endlich ankamen. Die ganze Zeit hatten wir geschwiegen. Jeder schien wohl in seinen eigenen Gedanken gewesen zu sein, aber das war schon okay so, denke ich. Leider war das Haus sehr heruntergekommen und altmodisch. Schon alleine deswegen erzählte ich niemanden wo ich wohnte. "Hier wohnst du?" fragte Jungkook verwundert, was mich wiederrum etwas zweifeln ließ. Ich wollte ihn auf keinen Fall abschrecken. Schließlich war er mein erster richtiger Freund. "J-Ja, schlimm?" Ich versuchte cool zu bleiben und mir nichts anmerken zu lassen.

Die ganze Zeit war ich angespannt, weil er nichts sagte. Was dachte er denn jetzt von mir? Aber als er plötzlich leicht den Kopf schüttelte, fiel eine große Anspannung von mir ab. "Es ist alles gut. Ich hatte nur nie damit gerechnet, weil du als den coolsten Schüler unserer Schule betitelt wirst. Tatsächlich ist es eine schöne Erleichterung für mich, dass ich nicht der einzigste war. Bei mir sieht es nämlich nicht anders aus." Das überraschte mich, aber in seiner Stimme konnte ich dennoch etwas Schmerz heraushören. Er klang zwar belustigt, aber das war bloß gestellt.

Langsam fing ich mich wieder und schloss die Tür auf. Hoffentlich war mein Vater nicht zu Hause. Als wir eintraten, kam mir sofort der bekannte Alkoholgeruch entgegen. Mein Vater schien mal wieder was getrunken zu haben, aber das war jetzt nicht verwunderlich.

"Yoongi, trinkst du?" fragte Jungkook plötzlich, woraufhin ich etwas zusammenzuckte. "Ich bin kein Alkoholiker." sagte ich nur klar und deutlich, woraufhin er nur langsam zuckte und fragend den Kopf zur Seite legte. "Naja, weil du ja auch rauchst, deswegen..." "Hey, unterstell mir hier nichts, was nicht stimmt, klar? Komm! Wir gehen in mein Zimmer. Dort steht das Klavier, wo auch sonst?" Ich ging vor, nachdem ich mich meiner Schuhe und Jacke entledigt hatte und Jungkook es mir dann gleich getan hatte und mir kurz danach gefolgt war.

Wir gingen einen langen Gang entlang. Kurz vorm Ende bogen wir dann nach links in mein Zimmer. Hinter Jungkook schloss ich die Tür. Hoffentlich kam niemand rein, solange Jungkook bei mir war. Ich wollte ihn ungern in meine Angelegenheiten mit reinziehen. Das könnte ich mir nie verzeihen, wenn ihn meinetwegen auch noch was passieren sollte.

Jungkook war anscheinend erstaunt über den Anblick meines Zimmer, was ich echt niedlich fand und leise zu kichern angefangen hatte. Leider stieg mir nach einiger Zeit der altbekannte Rauchergeruch in die Nase und geschwind öffnete ich das Fenster. Ja, desöfteren rauchte ich bei geschlossenem Fenster, aber direkt danach öffnete ich es um den Rauch nach draußen zu befördern.

"Das ist das Klavier?" Ich drehte mich wieder zu Jungkook um, der direkt vor dem Klavier stand, was in der hintersten Ecke stand. Ich ging zu ihn, während er einige Noten spielten. "Das ist ja der Wahnsinn! Das musste doch bestimmt über zehntausend Won gekostet haben, oder? Wie konntest du dir das überhaupt leisten? Haben deine Eltern soviel Geld?" Soviele Fragen war ich gar nicht mehr gewohnt, aber als er meine Eltern ansprach, versetzte es mir einen kleinen Stich im Herzen.

"Yoongi? Yoongi! Alles okay?" Ich wurde von Jungkook aus meinen Gedanken gerissen, als dieser vor mir stand und mich besorgt ansah. "J-Ja, alles gut!" Ich blinzelte die angestauten Tränen sofort weg und trat unsicher einige Schritte zurück. Ich weiß auch nicht, aber in diesem Moment war mir Jungkook ein bisschen zu nahe gekommen. Er hatte mich an meine Mutter erinnert, wie sie mich immer besorgt angesehen hatte. Es war der gleiche Blick. "Hey, hab ich irgendwas falsches gesagt?" fragte er besorgt und trat ängstlich und unsicher einige Schritte zurück. Er hat doch gar nichts falsch gemacht. Was kann ich denn dafür, dass ich so empfindlich darauf reagierte? Es war echt das Letzte von mir. Jetzt hab ich ihn auch noch gekränkt und verletzt.

Es gab nur noch eins, was ich machen konnte. Ich ging zu ihn und zog ihn einfach in meine Arme. Er war anfangs überrascht, doch dann entspannte er sich und erwiderte sie kurz danach. "Du hast nichts falsch gemacht. Red dir das nicht ein, okay?" Ich versuchte ihn umzustimmen, aber das war leichter getan als erwartet. "Wollen wir das nicht einfach vergessen und weiter lernen?" Eine Weile war nichts von ihn gekommen, bis er dann doch darauf etwas sagte. "Nein, lass mich für ein paar Minuten noch so sein." Er wirkte so, als hätte er nie Liebe erfahren, oder fühlte sich bei niemanden sicher. Irgendwie hatten wir beide wohl ein ähnliches Schicksal. "Normalerweise sah es mir nicht ähnlich, aber für dich würde ich es jederzeit wieder tun." flüsterte ich ihn in sein Ohr und dann hörte ich ihn kurz danach schluchzen. Ich wollte ihn jetzt nicht zum weinen bringen, aber das war wohl unvermeidlich.

Eine Weile geschah nichts. Wir standen mitten in meinem Zimmer, Arm in Arm, des jeweils anderen. Jungkook war mein erster und richtiger Freund. Ohne ihn wäre ich vermutlich längst nicht mehr hier. Ich hätte es nicht mehr weiter geschafft. Ich wäre am Ende gewesen, aber dank ihn schöpfte ich neue Hoffnung und irgendwie fühlte er sich ja auch in meiner Nähe ziemlich wohl. Es war bestimmt ein unbekanntes Gefühl was wir noch nie in unserem Leben spüren durften oder konnten. Ich weiß ja nicht, was er erlebt hatte, aber garantiert war es nicht besser als meine Vergangenheit.

Langsam entfernte er sich langsam wieder und sah mich mit einem kleinen Lächeln und tränenden Augen an. "Danke, Yoongi...das du für mich da bist. Ich verdanke dir soviel. Danke...für deine Freundschaft." Das sollte ich eigentlich sagen und nicht er, aber es machte mich glücklich, weshalb ich ebenfalls lächeln musste. "Immer wieder gerne, aber ich bedanke mich auch bei dir. Du bist mein erster und richtiger Freund, der mich zu neuem Leben erweckt hat." Er wirkte mit einem Mal verwirrt. "Und was ist mit deinen Freunden in der Raucherecke?" Ich schüttelte nur schnell den Kopf. "Die denken wir sind Freunde, weil ich rauchte, aber danach ist nichts mehr zwischen uns. Du kannst mir ruhig glauben! Ich würde nie etwas tun, was dich verletzen könnte." Das stimmte ihn wiederrum glücklich und zusammen widmeten wir uns wieder dem Klavier spielen. Was würde ich nur ohne Jungkook machen?

Fortsetzung folgt...

BTS Universe Story - The Most Beautiful Moment In Life Pt.1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt