𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟞𝟚

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»... und dann flutschte dieses, ich dich auch, aus mir heraus.« Dag lag auf der Couch im Studio.

»Hmm.« , kam als Einziges aus Vincents Mund.

»Das ist scheiße. Weil sie es jetzt andauernd erwarten wird.«

»Ja. Das denke ich auch.«

»Weißt du, ich wollte ihr nicht wehtun und sagen, dass ...« , begann er und stoppte abrupt ab. »... ich sollte ihr die Wahrheit sagen, oder?«

»Die wäre?«

»Ja, das es ... einfach so aus mir rauskam.«

»War es einfach so?« , hakte Vincent nach.

»Ich hab's dir doch gerade erzählt.«

»Ich meine ... warst du eventuell mit deinen Gedanken bei ... jemand anderem?!«

Dag sah ihn ein wenig zu lange stumm an. »Selbst wenn ... es ist schließlich kein Geheimnis ... aber, nein.« , log er ... oder auch nicht. Schließlich hatte er nicht in aller Ausführlichkeit an Isabelle währenddessen gedacht.

»Nein. Da hast du Recht, aber ... Dag, es gibt zwei Frauen in deinem Leben. Mit der einen bist du zusammen und die andere ... liebst du ... noch?! Wäre es da nicht vielleicht ratsamer, wenn du ...«

»Wenn, was?« , fuhr er ihm über den Mund. »Das mit Isy-ya-belle ist vorbei.«

»Isy-Jabelle?«

»Ich versuche, die Vergangenheit hinter mir zu lassen.«

»Und dann benennen wir sie mal um?«

»Ich wollte Is-sabelle sagen. Das ist ungewohnt für mich.« Erneut nannte er sie fast wieder Isy.

»Ja. Ich merk's.«

»Also denkst du, ich sollte Carla sagen, dass ich es ... versehentlich gesagt habe?!«

Vincent schüttelte den Kopf. »Bloß nicht. Sie wird dich umbringen.«

»Aber wenn sie jetzt andauernd diesen Satz sagt?«

»Ey keine Ahnung. Ich war noch nie in so 'ner Situation.«

»Ist dir das nie rausgerutscht?«

»Bei wem? Katja? Das ist meine Frau.«

»Ich meine davor. Bevor sie zu deiner Frau wurde.«

»Einmal.« , erwähnte Vincent und hielt seinen Daumen hoch. »Da war sie noch mit Pierre zusammen. Ich war voll betrunken und ... das zählte nicht.«

Er erinnerte sich noch genau, wie erschrocken Katja ihn angeguckt hatte. Alkohol hin oder her, für ihn war es die Wahrheit gewesen, aber ihre Panik hatte er mehr als registriert ... sowie ihre Flucht nach Kanada.

»Carla war total happy.« , meinte Dag, nachdem er sich aufsetzte.

»Glaube ich dir.«

»Sie hat mich heut morgen mit einem Blowjob geweckt ...« Er blies etwas Luft aus. »... wow, der war ... unbeschreiblich.«

Vincent hielt sich die Ohren zu. »Zu viele Infos.«

»Ich wollt dir nur klarmachen, wie happy sie war.«

»Ja so happy, dass sie dir die Flöte genuckelt hat ... ich hab's verstanden.« Er setzte sich zu ihm. »Was ich eben sagen wollte ... du bist keinem etwas schuldig.«

»Heißt?«

»Vielleicht wäre es besser, wenn ...«

»Nein. Ich fühle mich ... gut in ihrer Nähe.«

»Du fühlst dich auch gut in meiner Nähe.«

»Ja.« Er lachte auf. »Nur bei dir würde ich nicht auf die Idee kommen deinen Mund oder generell dein Inneres spüren zu wollen.«

Vincent verzog das Gesicht. »Ja, dafür bedanke ich mich auch.«

»Nein jetzt mal ehrlich. Ich ... ich mag sie. Sie ist ... sie bringt mich auf bessere Gedanken. Der Sex mit ihr ist ... sie ist sehr offen. Sie ...«

»Lass den Sex mal weg.«

»Was?« Dags Augenbraue schnellte hinauf. »Wir haben nicht nur Sex.« , erinnerte er ihn.

»Ja. Ich weiß. Sagtest du bereits, aber ... was hält dich genau dort, wenn es nicht der Sex ist?!«

»Nur weil ich guten Sex mit ihr habe, ist das keine Beziehung wert, oder was willst du damit äußern?«

»Nein.«

»Weil Isy ... Isabelle und ich hatten auch guten Sex.«

»Ist dir eigentlich schonmal selbst aufgefallen, dass es viele Parallelen gibt?«

»Was meinst du?«

»Deine Freundin und Isabelle. Im Grunde lebst du derzeit auch wie in der WG, nur das dort sonst keiner lebt. Aber ich wette, die meiste Zeit verbringst du mit ihr im Bett.«

»Vielleicht führe ich ja immer so eine Beziehung?!«

»Äußerlich unterscheiden sich beide auch nicht viel.«

»Isy ... fuck ... Isabelle ist jetzt blond.« , verbesserte er sich rasch und war ein wenig erbost, das er es einfach nicht auf Anhieb hinbekam sie bei ihrem richtigen Namen zu nennen.

»Ja aber ... kann es sein, dass du unbewusst dein Leben nachspielst?«

»Wenn ich es unbewusst mache, bin ich mir dessen wohl nicht bewusst.« , erklärte Dag.

Vincent rollte die Augen. »Du weißt, wie ich das meine.«

»Ich spiele nichts nach. Die Beziehung mit Carla ist vollkommen anders, als die mit Isy ... I-sa-belle.« Das letzte Wort sprach er mit aufeinandergepressten Zähnen.

»Nenn sie doch einfach weiter Isy.«

»Nein.« Dag wurde ein wenig lauter. »Sie ist nicht mehr meine Isy.«

»Okay.«

»Ich will das wirklich hinbekommen mit Isy.« Dag trat den Tisch weg. »Ich mein Isabelle. Nein. Scheiße. Carla. Fuck.« Er legte den Kopf zurück und starrte an die Decke, während er hörbar laut ausatmete. Diese Namen-Interferenzen machten ihn noch wahnsinnig.

Vincent rutschte näher und hielt seinen Arm hoch. Dag lehnte sich an ihn. »Ich würde dir gerne helfen, Brüderchen. Wenn ich nur wüsste, wie.« 

Reißen wir uns gegenseitig raus, oder reiten wir uns rein (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt