Le Livre de Notre Amour

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The book of our love
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Es waren mindestens zwei Stunden vergangen und draußen war es bereits dunkel. Nur ein kleines Licht in der Wohnung gegenüber erhellte die Umgebung.
Doch das war nicht dass was mich irritierte. Denn ich lehnte nun seit diesen zwei Stunden mit dem Oberkörper über der Couchlehne, kaute nervös an meinen Fingernägeln und starrte meinen Stapel Bücher auf meinem Schreibtisch an, wo das rote Buch des Blonden Mannes zwischen meinen Heften lag.

Ich wurde immer neugieriger, je länger ich es anstarrte. Also richtete ich mich kurzerhand von meiner Lehne, stand auf und lief eilig zu meinem Schreibtisch.
Kurz davor machte ich abrupt halt und streckte meine Hand zu dem Buch aus.
Meine Fingerkuppen strichen vorsichtig über den rauen Einband, als mich eine Gestalt in meinem Augenwinkel stoppte.

Ich sah langsam auf. Ohne Umwege traf sich mein Blick mit dem des Blonden im Haus gegenüber.
Ich wurde rot, als ich ihn dort an seinem Fenster, zwischen dem Chaos und den Umzugskisten in seiner Wohnung stehen sah.
Seine goldblonden Haare waren völlig zerzaust und standen zu allen Seiten ab. Er trug nur ein weißes T-Shirt und eine schwarze Shorts, während er fragend zu mir rüber sah.

Ich schluckte schwer und spürte meinen schnellen Herzschlag in meiner Brust. Dann hob ich meine Hand und winkte ihm wie von allein, während sich ein leichtes Lächeln auf meine Lippen legte.
Auch er begann langsam zu lächeln und winkte sofort zurück.

Dann blickte er runter, ebenso zu seinem Schreibtisch vor ihm, und hob einen dicken Stapel Papiere hoch, bevor er bedrückt grinste.
Er schien noch viel Arbeit vor sich zu haben, doch er zuckte nur mit den Schultern und ließ die Papiere wieder auf dem Tisch verschwinden.

Ich lächelte aufbauend zurück, als er sich auf einmal zu seinem Schreibtisch bückte und nach einem Stift griff.
Gespannt sah ich zu ihm rüber und wartete ab.
Er drückte plötzlich ein weißes Blatt Papier an seine Fensterscheibe.

„AIDEZ MOI!“(HILF MIR!), las ich auf dem Papier mit der großen Aufschrift und fing unweigerlich an zu kichern.
Der Blonde löste das Blatt Papier von seinem Fenster, was mich zum Handeln anregte.
Ich durchkramte die Schublade an meinem Schreibtisch und zog ebenfalls ein Blatt Papier, bevor ich einen Edding griff und ebenso in Großbuchstaben begann zu schreiben.

„J’AI AUSSI BESOIN D’AIDE...“(ICH BRAUCHE AUCH HILFE...), kritzelte ich hastig auf das Papier und hielt es gegen meine Scheibe.
Er laß es, kurz bevor ich es wieder runter nahm und meinen Stapel Bücher griff und grinsend hoch hielt.

Langsam ließ ich den Stapel wieder auf dem Tisch nieder, als er plötzlich sein Fenster hoch schob und es so öffnete.
Ich beobachtete ihn in jeder Bewegung, als er sich neben seinen Schreibtisch stellte und sich noch gradeso auf den Fensterrahmen lehnen konnte.
Erwartend nickte er mir zu.

Schnell handelte ich, griff nach dem Fenstergriff und schob auch mein Fenster nach oben.
Die kalte Luft kam mir ungehindert entgegen, sodass es mich kurz erschaudern ließ.

„Bonjour, Nachbar.“, rief der Blonde und grinste.
„Bonjour.“, lächelte ich zurück und sah die kleinen Wölkchen meiner Atmung durch die kalte Luft fliegen.
„Bitte.. Gib mir einen Moment.“, rief ich verlegen und drehte mich um, um schnell durch meine Wohnung zu flitzen.

An meiner Couch angekommen, griff ich nach meiner Kuscheldecke und war sie mir über die Schultern.
Dann drehte ich mich wieder um und rannte zum Fenster zurück.
Der Blonde war zu meinem erstaunen nicht mehr an seinem Platz, sondern kramte weiter hinten in einer seiner Umzugskisten.

Er kam kurze Zeit später wieder und zog sich während des Laufens einen grauen Wollpullover über sein T-Shirt.
„Du hast recht. Es ist ziemlich kalt.“, lachte er dunkel und richtete sich den Pulli, bevor er sich wieder auf den Fensterrahmen lehnte.

„Ich hab doch gar nichts-“, begann ich verwirrt, als ich seine Aussage hörte. Doch er stoppte mich, indem er nur leise lachte.
„Du bist, denke ich, wirklich leicht zu verwirren.“, stellte er grinsend fest.

„Sag mal... Sind die Nachbarn immer so laut in dieser Gegend?“, fragte er dann und wechselte einfach ganz locker das Thema. Ich nickte immer noch leicht verwirrt.
„Besonders die oben drüber. Doch die beschweren sich auch ziemlich schnell, wenn man zu laut die Platten spielt.“, kicherte ich absurd.
„Ah... Also muss ich wohl mein Mittagsschläfchen verschieben, wenn du immer so laut Musik anmachst?“, kicherte er, was mich schmollen ließ.

„Wer macht denn bitte Mittagsschlaf am helligten Tag, wenn er eigentlich in den Vorlesungen sein sollte?“, nörgelte ich spielerisch und verschränkte die Arme vor der Brust.
Der Blonde schüttelte lachend und ertappt mit dem Kopf.

Dann sah er wieder auf, jedoch nicht in meine Richtung, sondern in Richtung der Hauptstraße und schien zu überlegen.
„Scheint so, als würde ich auch heute Nacht wieder durch machen.“, seufzte er dann nach einiger Stille und sah wieder zu mir.
„Woran arbeitest du denn, wenn ich fragen darf?“, fragte ich neugierig und lehnte mich vor auf den Fensterrahmen.

„An einem Roman. An.. Einem Liebesroman, besser gesagt.“, murmelte er verlegen und wurde leicht rot um die Nase.
Ich lächelte bei dem Gedanken.
„Lässt du mich ihn mal lesen?“, fragte ich vorsichtig und lächelte weiter.
„Naja... Nur wenn du ihn mir wieder gibst.“, raunte er plötzlich ernst, was mein Herz zum aussetzen brachte.

l'ange déchu - my fallen angel | yoonmin ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt