Der Augenblick, in dem ich meine Augen wieder öffne, ist anders als alle anderen Momente in meinem Leben zuvor.
Apparate umgeben mich, es riecht nach Desinfektion. Mit meiner linken Hand hänge ich an einem Tropf und aus meinen Nasenlöchern ragen Schläuche, die mit schnatternden Geräten verbunden sind. Irgendein Piepen von links. Ein Tuckern von rechts. Ein Stahlgitterbett wird hinausgeschoben. Die Tür schließt sich wieder und wie durch einen Schleier enthüllt sich die Umgebung.
Die Zimmerwände sind kahl. Direkt gegenüber befindet sich ein zweites Bett, straff gefaltete Laken.
Irgendetwas bewegt sich dort. Die Decke hebt und senkt sich in Wellen und dann öffnet sich die Tür.
Was siehst du? Diese Geräusche...? Sind sie real...? Du spürst die Finger deiner rechten Hand oder riechst etwas Süßliches, das du nicht sofort zuordnen kannst.
Genau genommen stellt sich in diesem Moment nicht nur diese eine Frage, sie entstammt hunderttausender Fragen. Fragen, die ich am liebsten einfach ignorieren würde.
Sobald der Druck wächst, gibt es nur mehr eine Richtung, in die du schaust und die fixiert alles, was du nicht ansehen willst. Und dort schaust du hin.
Am liebsten würdest du dich verkriechen oder wieder eine Katze sein, wie in diesem verfluchten Traum. Doch die Schmerzen halten dich wach und sobald du sie ignorierst, holen sie dich zurück in die Welt. Schmerzen zwingen dich, hinzuschauen und wenn sie zu groß werden, fällst du. Von einem Schmerzmittel zum nächsten.
In meinem Magen wütet jemand mit einer Schaufel. Mir ist schwindlig und ich spüre, wie sich die Säure in meinen Hals hocharbeitet. Ein Feuer lodert und je schneller ich atme, desto stärker flammt es auf. Meine Gelenke brennen und meine Knochen quietschen wie Scharniere, wenn ich meinen Arm auch nur ein paar Millimeter abwinkle oder ausstrecke oder auch nur daran denke, mich zur Seite zu drehen oder den Kopf anders abzulagern.

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Schatten & Licht
AdventureWie auf Social Media (@wolfgangfberger) angekündigt, publiziere ich hier regelmäßig einen Teil des Romans "Schatten und Licht". Er sei all jenen Kindern der "Schatten" gewidmet, die sich nach Autonomie ("Licht") sehnen und denen wir auf ihrem Weg m...