Ist das möglich?

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31. Dezember 2021:

Wir sind in Stockholm angekommen. Schweden ist wirklich ein sehenswertes Land. Der Weg hierher hat die ganze Bandbreite an Schönheit gezeigt. Die Landschaft, wie im Bilderbuch. Allerdings im Moment mit viel Schnee, aber das erinnert mich tatsächlich etwas an die Winter in der Heimat. In Berlin schneit es zwar auch, aber bei Weitem nicht so viel.

Dag ist tiefenentspannt nach den 3 Tagen in der ParkourOne-Base im Wald. Dagegen ist unser Hotel jetzt purer Luxus. "Kommst du dann zu mir? Ich brauche deinen fachmännischen Rat bei einer Sache, Diggi", erklärt Dag. Ich nicke und wir betreten unsere Zimmer. Nein, besser gesagt Suite. Wir gönnen uns richtig zum Jahresabschluss. Ich stelle den Koffer ab und ziehe meinen Mantel aus. Dann sehe ich mich um. Was ein Ambiente? Natürlich teste ich gleich das Bett. Sehr gemütlich.

Ich blicke aus dem Fenster. Die Aussicht ist malerisch, mit der Skyline. Es schneit wieder etwas und alle Dächer sind leicht bezuckert mit Schnee. Ich schnappe mir die Zimmerkarte und schließe die Türe hinter mir. Dann klopfe ich bei Dag. Er öffnet mir und grinst. "Alter, schau dir das Zimmer mal an", schwärme ich, als ich eintrete. "Ja, gefällt mir echt gut in dem Stil. Hätte ich zu Hause auch gerne", meint er und streicht sich durch seine Locken. "Jetzt bin ich mal gespannt, wozu du eine fachmännische Meinung brauchst", spreche ich sein Anliegen an.

Er setzt sich auf die Couch im Vorraum zum Schlafzimmer. "Du weißt ja, dass Whynee und ich Teil der nächsten Staffel Sing meinen Song sind. Wir bereiten uns im Moment schon dafür vor. Soll im Februar dann in Südafrika gedreht werden. Unsere Songs stehen fest und ich habe tatsächlich sehr viel Respekt vor einer Version. Diese soll ich alleine singen und ich habe Angst, dass ich dem nicht ganz gerecht werde. Immerhin bin ich kein besonders guter Sänger", erzählt er. Interessant. Da die anderen Kandidaten auch schon feststehen, kann ich mir fast denken, vor welchem Tauschabend er soviel Bammel hat.

Ich sehe ihn an und sage: "Lass mich raten. Es geht um euren Song für Floor." Er ist so begeistert, dass die Frontfrau der Band Nightwish mit von der Partie ist. "Richtig, ich möchte es auf gar keinen Fall verkacken. Und dabei musst du mir helfen", bestätigt er. Ich? Höre ich gerade richtig? "Äh, wie soll ich dir da denn helfen können? Dag, du weißt, dass das nicht so ganz meine Musikrichtung ist", fange ich an. "Ich weiß, aber du bist ein richtig guter Sänger und hast schon oft gezeigt, dass du fast alles singen kannst", unterbricht er mich.

"Danke für das Kompliment, aber das ist ein bisschen zu anspruchsvoll", winke ich ab. "Wenn es für dich zu groß ist, dann kann ich einpacken", setzt er fest. "Diggi, du bist kein schlechter Sänger. Mit Übung wird man besser und dafür bist du das beste Beispiel. Auf euren ersten Alben war Autotune notwendig und heute seid ihr live so stark", stelle ich meinen Standpunkt dar.

„Danke auch. Aber wir passen den Song ja an uns an. Ich dürfte dir das eigentlich gar nicht zeigen, aber anders geht es nicht. Bitte dem Stein nicht petzen", sagt er und klappt seinen Laptop auf. Uh, den hat er extra mitgenommen. Kurz darauf öffnet er eine Datei und spielt diese ab. Ich benötige zwei Takte, um zu wissen, welcher Song es ist. "Ihr macht Amaranth", kommentiere ich. Geiler, aber unfassbar schwerer Songs von der Tonfolge her.

Er nickt und erklärt dann: "Genau, wir haben einen deutschen Text dazu geschrieben. Wenn ich diesen singe, denke ich aber immer an Floors Original und finde unsere Version dann schlecht. Es fehlt etwas in meiner Interpretation. Vielleicht hast du ja eine Idee?" Ich bin gespannt, ob ich das auch so sehe. "Ok, dann singe es mir doch bitte einmal vor", bitte ich ihn. Er startet das Instrumental neu und beginnt dann mit der ersten Strophe.

Der Text kommt echt gut. Aber ja, es stimmt, dass seine Stimme etwas verloren klingt. Allerdings bin ich mir sicher, dass ich es nicht viel besser hinbekommen könnte. Das ist wirklich eine Nummer zu groß. Am Ende sieht er mich erwartungsvoll an. "Also ich finde es überhaupt nicht schlecht. Du brauchst dich gar nicht verstecken, aber ich gebe dir recht, dass irgendetwas fehlt", bewerte ich. Er sieht mich mit einem Hundeblick an und verlangt: "Singst du es mal? Ich möchte wissen, wie du das machen würdest."

Na toll. Ich habe selber jetzt total Respekt vor diesem Song. Selbst in der SDP-Version. Ich zögere. "Mark, du nagelst das wie immer. Vergiss nicht, dass du den einen hohen Ton von Christina Aguilera bei Lady Marmalade getroffen hast", ermuntert er mich. Ich erinnere mich mit einem Grinsen an diesen Abend. Dag fand es lustig, "Juke Box" zu spielen. Reihum wurden Mottos verteilt und jeder sollte dann dazu einen Song singen.

Was bekomme ich? Girlpower. Vielen Dank auch. Die Spice-Girls waren mir zu langweilig, also wählte ich den erwähnten Song. Wie auch immer habe ich tatsächlich die schwierigen Töne von Christina Aguilera getroffen. Alle fanden das so super, aber das ist ja kein Dauerzustand. Hat einfach einmal geklappt. Ich führe ein paar Einsingübungen durch und wärme meine Stimme auf.

Als ich soweit bin, blicke ich auf den Text und nicke Dag zu. Dieser startet das Instrumental. Ich gebe wirklich mein Bestes. "Habe ich doch gesagt. Das war so perfekt gesungen", kommentiert er. Um davon abzulenken, sage ich meine Meinung: "Ich glaube, dass ich weiß, wie es besser klingen würde. Das muss episch genug zu dieser Version sein. Ich würde in der Tonlage bleiben und manche Endungen etwas mehr aussingen. Außerdem die Worte sauber aussprechen und genauso intuitiv mit der Melodienfolge mitgehen. Das 'Glaub nicht alles was du siehst' benötigt etwas Vibrato."

Er überlegt und probiert es nochmal. Ich finde es jetzt echt perfekt, weshalb ich den linken Daumen noch oben halte. "Ja, man. Das funktioniert. Super, danke für deine Hilfe", freut er sich und umarmt mich kurz. Soviel habe ich jetzt auch nicht beigetragen. "Klar, bitte. Ich finde es geil. Das wird super", meine ich lächelnd.

Song: „Amaranth" ~ Nightwish (Version SDP)
Natürlich gehen alle Rechte an diesem Song an die eigentlichen Produzenten und Writers.

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