8. Kapitel

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Als Trelawney diese Worte ausgesprochen hat, ist es für einen Augenblick lang vollkommen still in Dumbledores Büro, dann bricht ein Tumult aus, als Malfoy, Snape und ich gleichzeitig die Fassung verlieren.

"Das ist unmöglich! Diese Frau ist eine Lügnerin! Wie kann sie es wagen, mich und dieses dreckige Balg, dessen Familie in der Vergangenheit nicht vollständig aus Hexen und Zauberern bestand, als ein Schicksal bezeichnen?", zischt Malfoy erbost.

"Niemals werde ich mich auf irgendeine dahergelaufene Schulgöre einlassen", schnarrt Snape.

"Malfoy, Snape, und ich? Das kann keine echte Prophezeiung sein! Das ist allerhöchstens ein sehr schlechter Scherz!", brülle ich.

Zusätzlich sind auch noch die Porträts der ehemaligen Schulleiter in heller Aufruhr, sodass es extrem laut und chaotisch im Büro wird. Trelawney ist inzwischen aus ihrer Trance erwacht und schaut verängstigt zwischen den Beteiligten hin und her.

"RUHE!", donnert der Schulleiter. Schlagartig tritt Stille ein, doch Snape, Malfoy und ich sehen uns und Trelawney weiterhin wutentbrannt an. Doch mit einem Mal fühle ich mich extrem seltsam, als hätte sich sowohl ein Eissplitter als auch ein Feuerball in mir festgesetzt. Mir ist kalt und heiß zugleich. Ich muss ein Schaudern mit aller Macht unterdrücken, ich will nicht schwach wirken. Was zur Hölle passiert hier mit mir?

"Mir ist durchaus bewusst, dass Sie diese Prophezeiung aus persönlichen Gründen nicht für gut befinden", fährt Dumbledore etwas sanfter fort. "Doch Sie alle drei haben keine andere Wahl. Gegen eine solche mächtige Prophezeiung kommen weder Sie noch ich an. Es wird dauern, bis Sie das ganze verarbeitet haben. Zu gegebener Zeit werde ich Sie wieder zu mir einbestellen, damit wir in Ruhe weiterreden können. Doch zunächst müssen wir alle eine Abwandlung des Unbrechbaren Schwurs leisten, damit gewährleistet wird, dass diese Prophezeiung erst zum richtigen Zeitpunkt an die Öffentlichkeit gerät."

"Unbrechbarer Schwur? Dass ich nicht lache!", faucht Malfoy. "Sie sind doch geisteskrank, Dumbledore! Ich werde sicher nicht für diesen Schwachsinn draufgehen!"

"Wie ich bereits sagte, es handelt sich um eine Abwandlung des Unbrechbaren Schwurs." Der Schulleiter lässt sich von dem blonden Ekelpaket nicht einschüchtern. "Keiner wird sterben. Bei diesem Schwur gibt es bereits Konsequenzen, wenn auch nur versucht wird, zum falschen Zeitpunkt über die Prophezeiung zu sprechen. Wenn der richtige Zeitpunkt kommt, wird der Schwur von selbst verfallen."

"Von welchen Konsequenzen sprechen wir hier?", schnarrt Snape.

"Das werde ich im Vorfeld nicht verraten. Davon abgesehen glaube ich, dass keiner von Ihnen aktuell möchte, dass die Prophezeiung bekannt wird, habe ich recht?"

Zähneknirschend muss ich Dumbledore recht geben. Wir alle würden für Lügner gehalten werden, ausgelacht und ausgegrenzt werden. Gut, für Malfoy wäre das wohl noch am schlimmsten von uns allen, schätze ich. Vor allem will er nicht mit jemandem wie mir, die im Stammbaum Nicht-Magische hat, in Verbindung gebracht werden. Aber auch ich möchte nicht für eine Spinnerin gehalten werden, und ich werde vermutlich nicht ohne diesen Schwur das Schulleiter-Büro verlassen können, also trete ich vor und sage mit ausdrucksloser Miene: "Na schön, dann bringen wir es hinter uns."

"Sehr vorbildlich, Miss Barnes. Also, die Herren, wenn ich bitten darf..." Dumbledore sieht Snape und Malfoy mit seinem Röntgen-Blick an, und nach einigen Sekunden treten auch diese beiden Idioten näher heran, wobei Snape aussieht, als würde er körperliche Schmerzen erleiden und Malfoy, als wolle er jedem in diesem Raum außer Snape einen Avada Kedavra aufhetzen. 

"Und auch ihr beide, Minerva und Sybill, genauso wie ich, werdet den Schwur leisten. Doch zuerst...." Während die beiden Lehrerinnen näher treten, hebt Dumbledore seinen Zauberstab, murmelte leise irgendwelche Formeln, die ich nicht verstehe, und mit einem Mal sind die Porträts wieder komplett leise. Ich vermute, er hat auch ihnen einen Zauber auferlegt, damit sie nicht durch die anderen Bilder in Hogwarts laufen und somit die Prophezeiung weitergeben können. Meine Vermutung bestätigt sich kurz darauf.

"So, nun können auch unsere Porträts nichts verraten. Jetzt sind wir an der Reihe. Bildet einen Kreis."

Mehr oder weniger freiwillig bewegen wir uns so, dass wir in einem Kreis zusammenstehen, und Dumbledore sagt mit ernstem Blick, während er den Zauberstab in die Kreismitte hält:

"Schwören alle Anwesenden, dass sie nichts von dem, was heute Abend hier geschehen ist, an Dritte weitergeben, und bei jedem Versuch die Konsequenzen tragen?" Der alte Zauberer wendet sich zuerst an Malfoy. Dieser sieht Dumbledore mit mordlustigem Blick an, zischt jedoch ein "Ja", woraufhin sich ein gleißendes Lichtband aus dem Zauberstab um Malfoys Handgelenke schlingt, noch heller aufleuchtet und dann verschwindet. 

Als nächstes bin ich dran.

"Miss Barnes?", fragt Dumbledore eindringlich.

Ich schließe meine Augen. Es ist alles so unfassbar. "Ja, ich schwöre es."

Ich öffne die Augen wieder und sehe dem Lichtband zu, wie es sich auch um meine Handgelenke legt. Es fühlt sich extrem heiß an und ich zucke zusammen, doch dann lässt der Schmerz auch schon wieder nach.

"Severus?"

"Ja, ich schwöre es ebenso." Es klingt eher so, als wolle Snape sich lieber in einen Behälter voller Säure stürzen.

"Minerva?"

"Ja, Albus. Ich schwöre es."

"Sybill?"

"Na...natürlich. Kein Wort wird meine Lippen außerhalb dieses Kreises verlassen."

"Gut. Jetzt bin ich noch dran." Dumbledore lässt den Zauberstab fliegen, sodass sich dieser auf seinen Besitzer richtet.

"Auch ich schwöre, dass niemand von mir von dieser Prophezeiung bis zum richtigen Zeitpunkt erfahren wird."

Ein letztes Mal erscheint das Lichtband und schlingt sich um Dumbledores Handgelenke, dann ist es vorbei. 

"Sie können nun alle für heute Abend gehen. Wir werden uns zu gegebener Zeit wiedersehen.

Ich muss sofort raus hier. Mir wird auf einmal alles zu viel. Ich stürme aus dem Büro auf die Wendeltreppe, leider dreht sich der Wasserspeier viel zu langsam und kurz vor Ende der Fahrt nach unten werde ich von hinten gepackt und herumgewirbelt, sodass sich mein Ohr direkt am Mund von Lucius Malfoy befindet.

"Glaub mir, Schlammblut, ich werde einen Weg da raus finden. Und sei es mit schwarzer Magie. Nur über meine Leiche wird diese Triade zustandekommen!" Er spuckt mir fast ins Ohr und schubst mich dann mit voller Kraft in den Korridor, in dem wir gerade ankommen. Ich knalle mit Rücken und Hinterkopf voll auf den Steinboden und verliere das Bewusstsein.

No escape from the snakesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt