Kapitel 35

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Die Sommerferien waren dieses Mal anders alle vorherigen. Meine Eltern wirkten nur gestresst und verängstigt. Instinktiv wusste ich, dass ihre Angst sich nur um mich drehte.

Dennoch hatten sie sich dazu entschieden, bei Harrys Umquartierung mitzuhelfen. So fand ich mich an einem warmen Sommertag im Fuchsbau wieder. Mrs. Weasley würde mit Ginny und mir hier bleiben. Ron, Hermine, Fred und George hatten sich genauso wie Bill und Fleur bereit erklärt, mit zumachen. Sehr zum Leidwesen von Mrs. Weasley. Meine Eltern hatten andere Aufgaben, was mich etwas erleichterte. Sie waren unter anderem dafür zuständig, die Umgebung zu sichern.

Also blieben wir drei zurück. Mrs. Weasley verbrachte die Wartezeit damit, das Haus sauber zu machen, während Ginny und ich meist schweigend im Wohnzimmer saßen.

„Was hat Angelina zu der Aktion gesagt?", wollte ich wissen, um mich abzulenken.

Ginny schnaubte. „Hat rumgemeckert, was George denn einfallen würde. Sie hat sich sogar geweigert hier her zu kommen und auf ihn zu warten oder gar zu helfen."

Ich verdrehte die Augen. Jemanden den Rücken stärken hatte sie noch nie gekonnt.

Die Zeit verging, wir wurden immer nervöser und auch Mrs. Weasley huschte nur noch als ein Schatten ihrer selbst durch das Haus. Eigentlich hätten die ersten schon da sein sollen. Als es dann das erste Geräusch aus dem Garten gab, sprangen wir alle auf. Ginny und ich wollten sofort nach draußen stürzen, doch Mrs. Weasley hielt uns zurück. Hinter ihr hervorlugend, erkannten wir Harry und Hagrid. Nun durften wir beide endlich hinaus und Ginny fiel Harry um den Hals.

Hagrid erklärte Mrs. Weasley nuschelnd, was passiert war, doch ich verstand ihn trotzdem. Augenblicklich stieg Panik in mir auf.

Das konnte nicht wahr sein. Die Todesser konnten nicht wirklich angegriffen haben. Wo waren meine Eltern? Wie ging es ihnen? Wie ging es meinen Freunden?

Der nächste Knall ertönte und Lupin erschien. Er stützte jemanden, der seitlich am Kopf blutete. Geschockt schrie ich auf und lenkte damit die Aufmerksamkeit aller auf die Beiden. Die letzten Reste des Vielsafttranks ließen nach und zum Vorschein kam George. Mir stockte der Atem, mein Herz blieb stehen und mir wurde schlecht.

Als ich Mrs.Weasley wimmern hörte und Ginny Tränen die Wangen hinunterrannen, riss ich mich zusammen und versuchte für beide stark zu sein.

George lag auf dem Sofa und wurde notdürftig von Mrs. Weasley behandelt. Es war allen klar, dass das Ohr verloren war. Immer mehr kamen an und gesellten sich zu uns. Am herzzerreißendsten war die Ankunft von Fred. Er sank neben seinem Zwillingsbruder zu Boden.

Reflexartig ging ich auf ihn zu und drückte ihn. Er stand auf und fiel mir um den Hals.

Ich bat meine Eltern, hier übernachten zu dürfen, um Ginny Gesellschaft zu leisten. Sie willigten ein und nach und nach leerte sich das Haus, bis nur noch die Weasleys, Harry, Hermine und ich übrig blieben. Da Harry und Hermine sich um Ron kümmerten und Mr. und Mrs. Weasley von Bill und Fleur umsorgt wurden, kümmerte ich mich um Fred und Ginny. Fred war nicht von seinem Bruder wegzubewegen, also bugsierte ich die fast schon schlafende Ginny nach oben in ihr Zimmer. Eigentlich wollte ich noch einmal nach Fred sehen, doch Ginny bat mich, bei ihr zu bleiben und so kuschelte ich mich zu ihr und kraulte ihren Rücken bis wir beide schliefen.


Mitten in der Nacht schreckte ich hoch. Ich hatte vergessen, nach Fred zu schauen.

Langsam und leise stand ich auf und schlich aus dem Zimmer. Als ich am Zimmer der Zwillinge ankam, zögerte ich kurz, doch öffnete schließlich die Tür. Beide Betten waren leer. Also schloss ich die Tür wieder und ging ins Erdgeschoss.

Es war stockdunkel im gesamten Haus. Es kostete mich einige Stolpler und ein blaues Schienbein, bis ich endlich im Wohnzimmer ankam. Immer noch leise vor mich her fluchend, betrat ich es.

Fred lag zusammengekauert am Boden und schlief tief und fest. Einen Moment versuchte ich ihn hochzuziehen und zu wecken, doch es half nichts.

„Lass ihn. Ich glaube nicht, dass du ihn wach bekommst", flüsterte eine Stimme aus dem Dunkel. Ich wusste, wessen Stimme das war und drehte mich zum Sofa um.

George lag immer noch, doch ich konnte durch das Mondlicht von draußen sehen, dass er seine Augen geöffnet hatte und mich fixierte.

„George! Wie geht es dir?", fragte ich überrascht und stieg über Fred, um zu ihm zu gelangen.

George musterte mich und ich ihn. Er wirkte sichtlich erschöpft.

„Es geht", murmelte er. „Mein Kopf tut höllisch weh und hin und wieder wird mir schwindelig. Ich habe kaum Kraft, mich aufzusetzen."

Er versuchte, sich aufzusetzen, doch gab nach einigen Sekunden auf.

„Brauchst du etwas?", fragte ich besorgt und drückte ihn sachte zurück auf das Sofa.

„Etwas zu trinken wäre nicht schlecht", sprach George mühevoll.

„Warte, ich bringe dir was", beeilte ich mich zu sagen und stieg bereits vorsichtig über Fred. Dann tapste ich in die Küche, haute mir einmal das Schienbein am Türrahmen und die Hüfte am Küchentisch an und machte mich schließlich mit einem Glas Wasser auf den Rückweg.

Nachdem ich mich wieder zu George vor gekämpft hatte, half ich ihm in eine sitzende Position und reichte ihm das Glas.

George trank und stöhnte anschließend.

„Was ist?" Besorgt musterte ich ihn.

„Nichts, nur etwas schwindlig und schmerzhaft", besänftigte er mich.

Es verfehlte jedoch seine Wirkung. Ich war wirklich besorgt um ihn und setzte mich neben ihn auf das Sofa.

Einen Moment saßen wir schweigend nebeneinander.

„Megs, ich will dich nicht weg scheuchen, aber ich muss mich wieder hinlegen", sprach George gequält.

Ich konnte mich jedoch nicht bewegen, die Sorgen um ihn waren zu groß. Aufmerksam musterte ich ihn und versuchte die genaue Ursache zu ermitteln. George sah wirklich nicht gut aus. Das fehlende Ohr war noch das geringste Übel. Seine Haut war blass, seine Augen von dunklen Ringen umrandet und die Lippen waren trocken und rissig. 

George wartete einen Moment, doch schließlich zuckte er leicht mit den Schultern und legte sich mit seinem Kopf auf meinen Schoss. Einen kurzen Moment war ich überrascht und überrumpelt. Doch dieser Moment verflog schnell und wurde von einem wunderbaren Gefühl abgelöst. Ich fühlte mich sicher und geborgen bei George. Als wäre dies mein Platz im Leben, hier an Georges Seite. Innerlich hoffte ich, er würde ähnliches fühlen.  

Geistesabwesend fing ich an um seinen Verband herum den Kopf zu kraulen. Minutenlang musste ich so da gesessen haben, bis schließlich das monotone Atmen der beiden Jungen mich in den Schlaf wiegte.

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