Er sieht unanständig gut aus.
Natürlich fällt mir das genau jetzt auf, während sein Vater mich verbal abschlachtet, da ich - zum erneuten Male - das Leben einer seiner Kinder riskiert habe.
Das mag zwar nicht mit der Wahrheit übereinstimmen, aber genau das ist mein Brennpunkt. Jake wird nur über meine Leiche erfahren, was gestern tatsächlich passiert war.
Weshalb? Genau aus einem guten Grund; Lo'ak ist mir wichtig.
Ha! Reingefallen. Ich meine, selbstverständlich ist er mir wichtig, nur ist das nicht der Grund.
Wenn ich für ihn hin halte, werde ich ihm von dem Vorfall zwischen mir und Neteyam erzählen können. Und wenn er seinen Part macht - welcher daraus besteht, nicht zu tratschen - dann werde ich das auch nicht tun.
So wie ich ihn kenne, wird das eine wahrliche Herausforderung für ihn darstellen. Schliesslich ist er Omaticayas Plappermaul und lässt sich kein saftiges Drama entgehen.
Kurz holt Jake tief Luft und sieht dabei zum Himmel, was mich im Glauben lässt, er wäre fertig. Doch keine Sekunde später, erklingt seine Stimme wiederholt. Erstaunlicherweise tönt sie ebenso energisch wie in der ersten Runde.
Den Mangel an Reaktion welchen ich repräsentiere, scheint ihn umso mehr aufzuregen und lässt mich mein Lachen nur erschwert unterdrücken. Neteyam scheint dies zu merken und schmunzelt, während er seinen Blick zu Boden senkt.
"Darf ich was sagen?" Frage ich zögernd, werde aber direkt von der erhobenen Hand des Toruk Makto zum verstummen aufgefordert. Unterlegen nicke ich zügig und blicke wieder zu Neteyam, welcher seine Lippen zu einer Linie zusammenpresst und somit sein Lachen versteckt.
Er hatte deutlich an Muskelmasse zugelegt. Offensichtlich besass er schon immer eine bemerkenswerte Statur, doch besonders seine Schultern und Bauchmuskeln definierten sich die letzten Wochen.
"Hörst du mir überhaupt zu?!" Ruft Jake aus und klatscht dabei mehrmals die Hände, um meine Aufmerksamkeit wieder - weg von dem Sixpack seines Sohnes - und zurück auf ihn zu ziehen.
Entsetzt kippe ich meinen Kopf zur Seite und halte mir die Brust, um meine Nerven wieder zu regulieren.
"Das wars. Ich will dich nicht mehr in der Nähe meiner Kinder sehen." Entgegnet Jake und erhebt ergeben die Arme, was mich den Kopf schütteln lässt. "Wieso?"
"Habe ich gerade umsonst all diese Zeit verschwendet? Ich habe dir ausführlich erklärt, wieso." Zischt er mir zu und lässt mich eingeschüchtert den Blick senken. Jetzt hab ich echt geschissen.
"Dad-" Fängt Neteyam protestierend an, was seinen Vater erneut ausrasten lässt. "Nein!" Ruft er aus."Neteyam ich habe Augen im Kopf. Ich sehe wie du dieses Mädchen ansiehst. Spiel nicht den Helden und geh zu deinen Geschwistern. Was machst du im Übrigen hier? Du hast hier sowieso nichts zu suchen." Flüstert er seinem Sohn ins Ohr und will somit wahrscheinlich erreichen, dass ich im Unwissen bleibe und deren Unterhaltung nicht mitbekommen.
Nun, da muss ich ihn leider enttäuschen. Ich hab jedes, bittere Wort verstanden. "Neteyam, kannst du bitte gehen?" Sage jetzt auch ich, weshalb er kurz schluckt und wegläuft.
"Ich werde mich nicht nochmal wiederholen, Mle. Bitte, halte dich von meinen Kindern fern." Erwidert Jake und legt dabei flehend die Hände aufeinander.
So hatte ich mir das nicht vorgestellt.
"Wenn das dich Nachts besser schlafen lässt."
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Ich hatte mich tatsächlich diszipliniert an unser Versprechen gehalten, doch nun ist mir langweilig. Und da die Unterhaltung knappe 2 Stunden her ist, wäre es doch angebracht mich den Sullys zu nähern, oder?