Chapter 4. Chloë

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" Verdammt Chloë. Die Männer an Tisch sechs warten schon seit einer Ewigkeit auf ihr Bier."
John, mein Chef wirft mir einen bösen Blick vom Tresen zu.
"Jaha, ich komme gleich! ", sage ich. "Gleich?! Du wirst dich sofort darum kümmern! Hast du mich verstanden!", plärrt er über die dröhnende Musik des Pubs. "Mach's doch einfach selber", zische ich zurück, hole aber in dem Moment schon die Gläser vom Tresen und bringe sie zu den Männern. Mir steigt der Geruch von Hopfen in die Nase, wie ich diesen Geruch hasse! Im Vorbeigehen sehe ich auf die Uhr, 23:30. Nur noch eine Stunde, dann kann ich endlich Schluss machen!

An Tisch 6 sitzen vier Männer, ich schätze sie alle auf 35 Jahre ein. Es sind allesamt Touristen, das erkenne ich auf den ersten Blick. In einer kleinen Stadt wie  Eastraven kennt man sich unter der Bevölkerung sehr gut. Fremde Gesichter fallen sofort auf. Was sie wohl hier her vertrieben hat, frage ich mich. Sie lachen lautstark als ich mich dem Tisch nähere " Viermal British Beer" rufe ich mit lauter Stimme, um das Gelächter der Männer zu übertönen. Doch auch das ist zu leise. Ohne zu fragen, knalle ich das Bier vor die Nasen der Männer. Da erst schenken sie mir ihre Aufmerksamkeit. "Darf es noch etwas sein?"

Ein Mann mit schwarzen lockigen Haaren sieht mir in die Augen. Mit seinen grünen, funkelnden Augen blickt er bedrohlich auf mich. Als unsere Blicke sich treffen, fährt mir ein Schauer über dem Rücken. Für einen kurzen Augenblick, sehe ich von meinem Innern Auge ein kleines Mädchen.

Es sitzt auf einem alten Holzboden, mit dem Rücken an eine Wand gelehnt. Ihre Beine hat sie an ihren Körper gezogen. Ihr Gesicht ist von ihren Händen und den selben schwarzen Locken, wie die von meinem Gegenüber verdeckt. Tapfer wischt das kleine Mädchen sich die Tränen aus dem Gesicht. Erst jetzt kann ich ihre grünen Katztenaugen und das Gesichte des Mädchens erkennen. Auch die Gesichtszüge ähneln denen des Mannes an Tisch 6 sehr. Doch von ihrer Schläfe tropft Blut. Viel Blut. Ich möchte zu dem Mädchen hin gehen, sie fragen wer ihr das angetan hat. Doch im selben Moment, bemerke ich, dass ich mich ja garnicht nicht in dem alten Zimmer befinde. Ich löse meinen Blick von den Augen des Mannes und sehe in die Runde. "Möchte jemand noch etwas bestellen?" frage ich erneut, da ich mir nicht sicher bin ob jemand auf meine erste Frage geantwortet hat. Keiner der Männer rührt sich, gerade als ich mich umdrehen möchte, sehe ich wieder das kleine Mädchen. Aber diesmal sitzt es nicht auf dem Boden. Es steht in der Mitte des Raumes und hat die Arme schützend über ihren Kopf gehoben. Der Mann, der gerade noch vor mir saß, prügelt mit einem Stuhl auf das Mädchen ein. Dem Mädchen entfahren erstickende Schluchtzer.

" Sie waren es, sie haben das Mädchen geschlagen." Sage ich mit leiser, erschreckter Stimme. Der Mann starrt mich fassungslos an.

"Chloë. Komm her sofort! Du bekommst dein Geld nicht dafür dass du dich nur unterhälst." Ohne noch ein Wort zu verlieren, drehe ich mich um und lasse die vier Männer ratlos an ihrem Tisch sitzen.

Als ich zwei Stunden später endlich den Pub verlasse, schlägt mir die kalte Luft wie eine Wand ins Geschicht. Ich wickle mir einen grauen Strickschal um meinen Hals. Der Sommer ist schon lange vorbei, und die Temperaturen werden von Tag zu Tag eisiger. Ich fische aus der Tasche von meinem Mantel eine Packung Zigaretten und ein Feuerzeug, und hole die kette Zigaretten aus der Packung heraus. Ich versuche die Zigarette anzuzünden, doch der Wind bläst die kleine Flamme des Feuerzeuges immer wieder aus. "Mist!" fluche ich, und höre in diesem Augenblick eine Person hinter mir aus dem Pub herrauskommen. "Rauchen ist ungesund." höre ich eine tiefe Männerstimme sagen. Ich drehe mich langsam um und sehe einen der vier Männer von Tisch 6. "Was wollen sie?" frage ich den blonden Mann. Er ist mindestens zwei Köpfe größer als und wirkt auch deutlich stärker. Er kommt einen Schritt auf mich zu, doch ich denke gar nicht daran zurück zu weichen. Er soll bloß nicht denken ich hätte Angst vor ihm. Ich wiederhole meine Frage, doch diesmal ist meine Stimme stärker und lauter als beim ersten Mal. " Psst! Spinnst du?! Willst du, dass sich hier gleich das ganze Dorf versammelt." fragt er. "Wenn Sie vorhaben mir weh zu tun, dann sollen die Leute es ruhig hören." entgegne ich ihm. "Du denkst ich will dir weh tun?" fragt er mit erstaunter Stimme. "Was wollen sie sonst von mir, mitten in der Nacht? Ist es wegen der Bemerkung vorhin über ihren Freund?" "Er ist nicht mein Freund." "Was wollen sie von mir?" Ich werde langsam ungeduldig, es ist zwei Uhr morgens und ich will einfach in mein Bett. " Woher wusstest du es mit seiner Tochter?" "I-Ich weiß es nicht." Langsam wird mir die Sache echt unheimlich. " Doch das weißt du." sagt er mit ruhiger Stimme. "Du hast es gesehen, vor deinem Auge. Wie einen kleinen Film hast du Bruchstücke von seiner Tochter und ihm gesehen." Ich starre ihn ungläubig an. "Und wenn schon, was geht es sie an?!" "Mehr als du dir jetzt im Moment vorstellen kannst. Ich würde dir gerne mehr erzählen, aber ich habe nur wenig Zeit, nur so viel..." "Jim?" einer seiner Freunde streckt den Kopf aus dem Pub. Schlagartig gibt Jim mir einen Stoß und ich falle hinter die Müllcontainer. " Wo bleibst du? Wir wollen gleich weiter gehen. " " Ja, ich komme gleich, lass mich noch zu Ende rauchen. " "Rauchen? " fragt sein Freund " mit wem hast du dich gerade unterhalten? "Mit niemandem, du hast zu viel getrunken. Geh wieder rein." Jaja, Jim. Jim Morisson der Frauenaufreißen." Lallt sein Freund und verschwindet wieder in dem Pub.

Jim kommt auf mich zu und hilft mir wieder auf die Beine. "es tut mir leid, aber sie dürfen nicht wissen, dass ich mit dir geredet habe. Niemand darf das! Jetzt nur so viel, du bist anders  als Andere. Bitte pass auf dich auf und vertraue nicht den falschen Leuten , hörst du?" "Woher soll ich wissen, dass sie nicht auch zu den falschen Leuten gehören?" frage ich, doch Jim hat sich schon umgedreht und ist im Pub verschwunden.

Vision Of Death -pausiert-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt