Trouble In Paradise

14 2 2
                                    

Es regnete.
Wieder regnete es.
Warum musste es immer regnen?
Morticia sah trübselig auf das Buch in ihren Händen hinab.
Gestern war doch noch alles in Ordnung gewesen, doch heute?
Nichts lief so wie geplant.
Ihr Trank hatte weder die richtige Farbe noch Konsistenz und kostete sie momentan ihre ganzen Kraftreserven, die sie noch übrig gehabt hatte.
Gomez, dessen Gesicht mittlerweile auch tiefe Furchen, unter den Augen zierten, war ebenfalls gereizt und dank des Schlafmangels eine tickende Zeitbombe.
Die Klamotten waren nass, klebten an ihren Körpern und trocken bekamen sie diese sowieso nichtmehr.
Nicht bei diesem Wetter.
Das Holz war ebenfalls feucht, und ohne Feuer, gab es auch nichts zu Essen.
Die Mägen waren leer und die Stimmung die noch vor wenigen Tagen so ausgelassen war, im Eimer.
Seit heute Morgen blätterte sie verzweifelt in dem großen Buch und verstand doch noch immer nicht so genau, wo ihr dieser kleine aber bedeutsame Fehler unterlaufen war.
"Ich verstehe das einfach nicht?!" rief sie frustriert und schlug das Buch heftig zu.
"Ich denke du verstehst da einfach etwas falsch." versuchte Gomez ihr in einem angestrengt ruhigen Tonfall zu erklären und tigerte unruhig auf und ab.
"Achja, tue ich das?! " Morticia funkelte ihn wütend an.
Die vergangenen Tage hatten an ihren Kräften gezerrt und mittlerweile hatte sie das Gefühl verrückt zu werden.
Sie kam einfach nicht weiter!
Irgendetwas in dem Rezept musste sie einfach übersehen haben.
Eine andere Erklärung konnte es nicht geben.
Oder war er vielleicht Schuld?
Hatte sie sich am Anfang etwa doch verzählt, wegen ihm?!
Wütend rauschte sie an ihm vorbei in Richtung des alten Weihers wo der Sud, eigentlich zum köcheln auf dem nun erloschenen Feuer stand.
Es war wirklich zum Haare raufen.
Und das Schlimmste, selbst die Geister saßen ihr wegen ihrer Schludrigkeit mittlerweile im Nacken.
Eilig rührte sie in dem Kessel.
Einmal... Zweimal... Dreimal
Doch es geschah nichts.
Minze, Girsch, Wasserlinsen, ein getrockneter Hexenröhrling, ein Bezoar und der Zauber der im Buch gestanden hatte, all das war doch in ihrem verdammten Kessel drinnen!
Gomez der hinter sie getreten war schüttelte nur den Kopf.
"Beruhig dich, Querida Mia, so kommen wir auch nicht weiter." besänftigend wollte er sie an den Schultern zu sich ziehen, doch sie wand sich aus seinem Griff.

"Das hat doch heute sowieso keinen Sinn mehr." zischte er aufgebracht und stellte sich vor sie.
"Weißt du was, dann geh doch einfach!" rief sie und warf die Arme im die Luft.
Gomez Augen wurden hart.
Warum jetzt? Warum ausgerechnet jetzt?!
"Aber,-"
"Nein, ich will nichts hören. Wenn du mir nicht helfen willst, dann geh doch. Seit Tagen gibst du mir nun schon unnütze Ratschläge, die ich nun wirklich nicht gebrauchen kann und weiter komme ich mit deiner Hilfe sowieso nicht!"

Der Satz hatte gesessen, hatte er doch stets nur sein Bestes gegeben, so wie sie es auch getan hatte.
"Okay, wenn du wirklich so von mir denkst gehe ich, aber glaub ja nicht, dass ich zu dir zurück komme, -" sauer griff er nach seiner Kette und riss sie von seinem Hals "Und die hier, kannst du auch zurück haben, diesen unnützen Hexenkram brauche ich nämlich sowieso nicht!"
schnaubte er wütend und stapfte schließlich in Richtung der nahestehenden Bäume davon.
Die Gemüter der beiden waren erhitzt und die Nerven gespannt wie Drahtseile. Hatte doch keiner von ihnen in den letzten Tagen auch nur ein Auge zugetan.
Morticia wusste, dass sie sich ihm gegenüber, sehr Ungerecht verhalten hatte und ihn ihre Worte mehr als verletzt hatten und doch fand sie momentan einfach keinen anderen Ausweg aus dieser verzwickten Situation.
Sie stand unter Druck, hatte sie doch Angst, ihre Chance auf ein erneutes Gespräch mit Walburga zu vertun, wenn sie den Trank vergeigte und die Geister gegen sich aufbrachte gab es nämlich kein Zurück mehr.

Das Ganze schlauchte sie.
Zudem war diese ständige Anziehungskraft zwischen ihnen unglaublich verwirrend für sie, verstand sie deren Hintergrund doch noch immer nicht allzu ganz.
Wütend und mit Tränen in den Augen sah sie auf die Leere Stelle an der er eben noch gestanden hatte. Sie würde das auch allein hinbekommen, entweder mit oder eben ohne ihn.

Trotzig ließ sie sich auf das Gras fallen und zog ihre Beine an sich heran.
Sollte er doch gehen...
War sie all die Zeit doch sowieso immer allein ausgekommen, da machte das nun auch keinen großen Unterschied mehr.
Nichts ahnend, dass sie diese Entscheidung noch bereuen sollte, blieb Morticia sitzen und starrte auf das langsam, im Wasser verschwindende Ufer.
Sie machte sich nicht einmal mehr die Mühe, sich vor dem Regen in Sicherheit zu bringen, sondern sah dabei zu, wie die Tropfen langsam von ihren Haaren perlten und sich unter ihr in einer kleinen Pfütze sammelten.

Sacrifice for love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt