Eleven

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Ich ging durch das Atelier und sah mir alles an. All die Dinge die ich erschaffen hatte, von der Skizze auf Papier realisiert. Früher war das undenkbar gewesen, aber die Zeit und etwas Hilfe von außen - von Cee, Gerard, Carter und all den Menschen die Tag ein Tag aus hier arbeiteten - hatten es möglich gemacht, einen Traum zu verwirklichen. Wir waren so weit gekommen und es war noch nicht zu Ende. Das konnte es nicht.

Ich war allein und an der Tür prangerte das Schild "Geschlossen wegen Inventur!" - auch wenn das nicht stimmte. Ich war mir sicher das Annie genau wusste wo ich war, also bot ich ihr eine Fläche mich anzugreifen. Ich wollte das sie zu mir kam. Laute Musik dröhnte aus den versteckten Boxen, doch ich hörte gar nicht zu. Innerlich war ich bereits vorbereitet auf all die Dinge die geschehen könnten, aber äußerlich war gab ich mich ahnungslos, naiv. Dies war mein Kampf und er würde zu meinen Bedingungen stattfinden.

Die Meile war stets gut besucht und leise drangen die Geräusche von außen hinein, kamen aber nicht gegen die Musik an... Bis sie plötzlich verstummte. Ich blieb stehen, lauschte und wartete.

» Ich überlege ob es Dummheit oder Naivität ist, wenn ich sehe wie du alleine hier herum irrst... Wohlwissend das es Menschen gibt die etwas mit dir zu klären haben. « hörte ich Annie sagen. Mein Plan hatte insoweit funktioniert sie auf gewohnten Boden zu locken.  »  Vollkommen alleine, ohne Hilfe. Und mir nun schutzlos ausgeliefert. «

Sie konnte nicht wissen das all das zu meinem Plan dazu gehörte. Ich wollte weder Carter noch Cee oder sonst wen in der Nähe haben, um Annie keine Chance zu bieten mich auf den Boden zu zwingen. Langsam drehte ich mich herum und sah sie an. Die weißen Pumps die sie trug fügten sich gut in das Gesamtbild ihres Outfits ein, doch sie waren wenig hilfreich wenn sie sich schnell bewegen wollte.

» Das ganze endet hier und heute. « murmelte ich und beobachtete sie weiter.  » Du bist krank, Annie. Du brauchst Hilfe. «

Sie verzog die Lippen und bewegte sich langsam auf mich zu. Äußerlich konnte man von ihrem Wahnsinn und dem Chaos das in ihr herrschte wenig erkennen, aber es war klar das sie schon lange den Bezug zur Realität in einer Weise verloren hatte, der gefährlich geworden war.

» Weißt du, Casey. Ich habe eine falsche Entscheidung getroffen weil ich nicht ertragen konnte das Carter eines Tages in einem Sarg nach Hause kommt. Und weil ich ein Mensch bin, der nicht gern alleine ist. Aber diese eine Entscheidung hat eine ganze Lawine ins Rollen gebracht. Ich war so kurz davor Carter wieder für mich zu gewinnen, bis du auf der Bildfläche aufgetaucht bist. Du bist ein nichts, Casey. Du hast in einem Ratten verseuchten Loch gehaust, kannst ihm nicht das bieten was ich ihm geben kann. Und trotzdem hast du es mit deiner gespielt lieben Art geschafft mir meinen Kerl zu entreißen. Er ist... Blind. Aber ich werde ihm die Augen öffnen. Er wird mich lieben. «

In dem Moment stürmte sie auf mich zu und ich schaffte es gerade so auszuweichen. Im Gegensatz zu ihr kannte ich das Atelier in und auswendig - und trug zu allem Überfluss auch noch flache Schuhe. Der Vorteil war auf meiner Seite.

Sie stürzte sich erneut auf mich, doch diesmal hielt sie dabei etwas in der Hand. Die Klinge blitzte kurz auf, erwischte mich dann aber am Arm.

» Mr. Gregory wird all die Dinge die wir im Hotel erfahren haben zugesendet bekommen... Und dann ist es vorbei mit deiner Immunität. Er wird dich nicht beschützen wenn er die Wahrheit kennt! «

Ein vollkommen unkontrollierter Kampf brach bei der Erwähnung seines Namens aus. Annie schwang die Klinge als hätte sie es jahrelang geübt, aber ich wich aus. Leerstehende Mannequins flogen ihr in den Weg, aber das hielt sie nicht auf. Sie folgte mir, war wie von Sinnen.

Ich hatte damit gerechnet das sie wahnsinnig ist und sich nicht durch Worte beruhigen ließe, aber so wie sie gerade drauf war hatte ich keine Ahnung wie ich sie unter Kontrolle bringen konnte. Sie wollte mich verletzen, sie wollte meinen Tod - weil sie dachte das sie nur so an Carter heran kommen konnte.
Sie hatte ihre Augen vor der Realität und der Wahrheit verschlossen und sich solange eingeredet das ich an allem Schuld sei, bis sie felsenfest davon überzeugt war. Man konnte schon fast etwas Mitleid mit ihr haben.

Ich rannte in den nächsten Stock, auf dem ich vorher das Licht ausgeschaltet hatte. Die Dunkelheit spendete mir einen gewissen Schutz, half gleichzeitig dabei Annie blind herum wüten zu lassen.

Ich war im Vorteil, immer noch - dachte ich... Bis ich das flüstern in meinem Rücken hörte.

Destiny ³ ~ My Everything Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt