Überarbeitet: 12.2.24; 27.10.24
Nico und Luna saßen mit Flusskralle am Höhleneingang und redeten miteinander, die ehemaligen Hauskätzchen sahen wegen dem vielen Training sehr mitgenommen und müde aus. Es war nun schon ein paar Sonnenaufgänge her, dass Luna und Nico mit ihren Jungen gekommen waren und Flusskralle ihnen die Umgebung gezeigt und vieles erklärt hatte. Er hatte beiden die Grundlagen im Jagen beigebracht und ein paar grundlegende Kampftechniken gezeigt, die diese nun auch schon wegen ihrem Ehrgeiz gut beherrschten. Und das nach nicht einmal einem Mond... Sie meinten es wirklich ernst. Es war inzwischen schon kälter geworden und der Wind wirbelte immer wieder das Fell der Katzen am Eingang auf. Wellenflug beaufsichtigte in der Höhle die Jungen und schonte sich dabei selbst, denn die Jungen konnten inzwischen jederzeit kommen. Flusskralle war gerade dabei den beiden Katzen das Clanleben zu erklären. „Wellenflug und ich sind zusammen vor ungefähr einem Mond von unseren Familien weggereist. Ihr müsst wissen, dass die Gesetze in einem Clan nicht immer leicht zu befolgen sind, das sage ich aus Erfahrung, aber wir wollen die Lebensweise erhalten nach der wir aufgewachsen sind. Wir würden uns wünschen, dass ihr euch uns anschließt und euch dem Leben in einem Clan witmet, aber es ist natürlich eure Entscheidung. Wir können dann aber nicht versprechen, dass wir euch versorgen können und ihr könnt dann auch nicht für immer bleiben. Trotzdem habe ich vor eure Jagdfähigkeiten zu perfektionieren und euch Kämpfen zu lehren. Sonst könnt ihr in der Wildnis nicht überleben."
Nico sah seinen Freund Flusskralle aufmerksam mit seinen zusammengekniffenen Augen an. Die Wärme, die Lunas Kopf auf seiner Schulter versprühte, beruhigte ihn. So viel! Er konnte doch schon gut jagen, also was wollte sein Freund ihm zeigen? Trotzdem sagte er nichts und lauschte weiter, mit Flusskralle wollte er nicht in einen Konflikt geraten. „Fangen wir von vorne an. Ich und Wellenflug gehörten jeweils einem Clan an, also einer Katzengruppe, die versucht zu überleben. Die Clans von denen wir abstammen sind insgesammt vier, Donner Clan, Wind Clan, Fluss Clan und Schatten Clan. Die vier Clans haben jeweils verschiedene Terretorien, in denen sie am liebsten jagen, Lieblingsbeute, eigene Stärken und eine Hierachie." Nico nickte. Soweit verstand er es ungefähr. „Als Beispiel, der Wind Clan ist dafür bekannt im trockenen Moor zu leben und die Katzen sind sehr schnell und wendig, weil ihre Hauptbeute Kaninchen sind. Außerdem handeln sie klug und übereilen nichts, trotzdem lassen sie sich aber nicht unterkriegen. Ich war im Wind Clan..." Flusskralle sah etwas traurig ins Leere, dann sah er zu Nico, was ihn aber nicht abschreckte, und schließlich zu Luna, die noch neben ihm saß. „Echt? Das ist ja interessant. Was meinst du aber mit dieser Hierachie?" Nico zuckte zusammen und stupste Luna an. „Ich habe doch gesagt du sollst nichts fragen!", flüstert er zu seiner Gefährtin, sodass Flusskralle es nicht hören konnte. Luna sagte jedoch nichts, sondern blickte weiterhin interessiert zu Flusskralle. Er mochte es nicht, wenn Luna sich mit Flusskralle unterhielt. Sie sah ihn immer so freudig und vertrauensvoll an, so wie sie immer ihn ansah. Dieser Blick sollte nur ihn allein treffen und nicht seinen Freund.
„In einem Clan hat jede Katze eine Stellung, so etwas wie einen Rang. Am Höchsten steht der Anführer. Der Anführer hat 9 Leben und hat eine besondere Bindung zum Sternen Clan...der Sternen Clan sind unsere Kriegervorfahren, also Katzen, die schon gestorben sind. Sie können uns im Traum aufsuchen oder auch Prophezeiungen und Botschaften übermitteln, denn ihre Aufgabe ist es über uns zu wachen und uns den Weg zu weisen..." Lächelnd sah Flusskralle kurz zu den Jungen, die im Gras spielten. „Nun zurück zu der Hierachie. Nach dem Anführer kommt der zweite Anführer, sein Stellvertreter. Wenn der Anführer aus irgendeinem Grund nicht anführen kann, weil er nicht im Lager oder krank ist, übernimmt das der zweite Anführer und er übernimmt das Einteilen der Patrouillien." Nico sah Flusskralle etwas erstaunt an. Das war wirklich kompliziert...und das alles sollte er sich merken? Das war doch viel zu viel! „Und was ist wenn der Anführer stirbt? Übernimmt es dann der zweite Anführer?" Plötzlich werden Nicos Gedanken mal wieder von Luna unterbrochen, die schon wieder etwas fragte. „Genau...lasst uns eine Pause machen, das sind viele Infos auf ein Mal." Flusskralle stand auf und schlenderte zu Wellenflug und ließ sich neben seiner gefährtin nieder. Nico drückte Luna plötzlich vorsichtig mit der Pfote auf dem Bauch zu Boden, überrascht lag sie auf dem Rücken und sah ihn verwirrt und erstarrt an. „Was ist los? Was soll ich jetzt schon wieder getan haben?", flüsterte sie zurückhaltend und sah ihn nicht an. „Ich hab doch gesagt, dass wir nichts fragen! Ich will nicht, dass du mit Flusskralle sprichst, vergessen?!" Nico fauchte leise und durchborte sie mit seinem Blick, sodass sie ihn vorsichtig ansah. In ihren Augen spiegelte sich Wut und die Gehorsamkeit, die sie vorher immer gezeigt hatte, war verschwunden und Luna wand sich brutal unter ihm hervor. Vor Überraschung ließ er locker und sie standen sich wieder gegenüber, Lunas Augen funkelten vor Wut und Überzeugung.
„Hier lasse ich mir nicht mehr alles von dir vorschreiben!", fauchte sie leiße und ließ ihn am Höhleneingang zurück. Voller Schock sah er ihr nach und wurde dann wütend. Was ist nur aus ihr geworden? Seit wir in der Wildnis sind, hört sie nicht mehr auf ihn wie früher. Sie weiß doch, dass er hier der Kater bin und sie beschützen muss. Sie ist schließlich eine Kätzin und kann es doch nicht selber. Und sie hat Junge, die sie allein ohne mich großziehen muss. Was will sie also von mir? Was mache ich angeblich falsch? Nichts, genau! Rein gar nichts! „ich will Schüler sein!" Nico sah schließlich zu Wellenflug, Flusskralle, Luna und seinen Jungen. Max brüstete sich und sah mutig zu Wellenstern hoch worauf hin Nico schmunzeln musste. Max...war wirklich wie er und würde ein guter Sohn sein, da war er sich sicher. Er würde ihn nach seinen Regeln großziehen und ihm seine Lehren weitergeben. Und was war ein Schüler? War das ein Rang in dieser Hierachie? „Das geht leider noch nicht. Du musst dafür sechs Monde alt sein!" Wellenflug schüttelte den Kopf während nun auch Tim zu ihr aufsah. „Ich will aber jetzt schon kämpfen und jagen lernen und alle beschützen!" Max machte kurz darauf einen plötzlichen Sprung und landete auf seinem Bruder, der ihn schnell von sich runter stieß. Sie hatten ein rießiges Gerangel. In langsamen Schritten kam Nico auch näher und setzte sich neben Luna als wäre nichts gewesen... was ist mit Luna los? Sie muss auf mich hören, das ist zu ihrem besten... Kurz darauf stand Flusskralle auf und trabte zu den beiden Katzen. „Kommt mit...wir müssen jagen." Flusskralle trabte an Wellenflug vorbei und stupste sie kurz an. „Ich bin bald wieder da..." schnurrte er zärtlich und trabte weiter Richtung Wald.
„Und was ist mit Wellenflug?", fragte Nico verwundert als er Flusskralle ein paar Schritte folgte. „Sie erwartet Junge. Außerdem können wir die Jungen nicht allein lassen...Im Clan jagen die Krieger nicht nur für sich, sondern auch für den Rest des Clans." Langsam nickte Nico, als er es zu verstehen begann. Was für eine alberne Regel. Als er zurück sah, merkte er wie Luna etwas besorgt beim Gehen zu ihren Jungen sah. „Ihnen wird nichts passieren.", meinte Flusskralle zuversichtlich was Luna offensichtlich ein wenig beruhigte als sie ihnen nachtrabte.
Flusskralle führte Luna und Nico in den Wald, der nach duftenden Blättern roch und eine ruhige Stimmung verbreitete. Beide stolperten ein paar Mal über Äste, denn sie waren anscheinend noch nicht an solche stachligen Hindernisse gewöhnt. Das wunderte Flusskralle aber auch nicht. Hauskätzchen brauchten immer etwas um sich an die neue Anstrengung zu gewöhnen wie Feuerstern, einem großen Anführer, der angeblich ursprünglich ein Hauskätschen war. Es tat gut durch den Wald zu streifen und die Gerüche in sich auf zu nehmen, obwohl er immer noch am liebsten auf offenem Gelände jagte. Bei einer Platane blieb er stehen und schaute zu den wenigen vertrockneten Blättern, die am Boden lagen und bei jedem kleinen Schritt raschelten. Bevor die Blattleere wirklich kam wollte er Nico und Luna perfektes jagen und kämpfen beibringen, was nicht einfach werden würde, da sie noch keine Erfahrung darin hatten. Jedoch hatten sie beide die Grundlagen schon drauf was ihn ein wenig zuversichtlicher stimmte. Nico hatte vielleicht ein wenig Erfahrung, aber seine Jagdhaltung war bei ihren Ausflügen immer nicht besonders gut gewesen. Flusskralle ließ sich ins Jagtkauern nieder und bedeutete mit dem Schwanz Nico und Luna dasselbe zu tun, dann betrachtete er beide während er um sie herum ging: „Nico, ziehe deine Hinterbeine mehr an und hebe deinen Schwanz. So kannst du besser Abspringen und raschelst nicht." Flusskralle konnte ein Schnauben hören, ignorierte es aber. „Luna, spanne deine Muskeln mehr an und ziehe deine Beine mehr an dich heran. Dann kannst du besser abspringen. Beim schleichen müsst ihr auf den Boden und die Windrichtung achten." Wieß er sie noch an, seine Stimme war ohne Absicht etwas kalt.
Nico ließ ein genervtes Knurren heraus, aber er folgte wie Luna den Anweisungen. Zufrieden sah Flusskralle zu und lobte sie. Dann übten sie an den Blättern das Abspringen. Flusskralle war über ihre Fortschritte zufrieden und mochte es ihnen sein Wissen weiter zu geben. Obwohl er eher im Freien jagte als unter den Bäumen hatte er viel Erfahrung darin und wusste sein Können weiter zu geben. Etwas müde setzte er sich in den Schatten und beobachtete sie, aber ihm fiel auf, dass die Stimmung zwischen Nico und Luna sehr angespannt war. Was war bloß passiert? Er hinterfragte es aber dann nicht mehr. In Gedanken schweifte er zu Wellenflug und zu seinen zukünftigen Jungen, sodass ihm warm um sein Herz wurde.