Kapitel 2

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Im Flur der Highschool wird es nicht besser. Alle schauen mich an. Niemand redet mit mir nur über mich. Sehr gut! Die kleine Soldatentochter ist ganz alleine und irrt durch die Gänge. Aber sollen sie sich ruhig Gedanken über mich machen. Wie sagt man so schön? Solange sie über dich reden bist du interessant. Aber ist es das, was ich will? Interessant für andere sein?

Verzweifelt suche ich nach dem Raum, in dem ich jetzt eigentlich in drei Minuten Geschichte habe. Warum muss jede Schule alles anders einteilen? Meine Schritte werden nun immer größer und immer hektischer. Hier irgendwo muss die 318 doch sein??

Während ich auf die kleinen Schilder an den Türen schaue und bemerke, dass nach der 317 die 319 kommt bemerke ich nicht, wie schnell meine Schritte werden. Es dauert nicht lange und schon - stolpere ich über meine eigenen Füße und falle mit dem Gesicht voran auf den Boden. Alles, was ich jetzt noch sehen kann sind Füße. Viele, schnelle Füße an denen die verschiedensten Schuhmarken hängen. Doch Moment. Ein Paar Nike Air bleiben vor meinem Gesicht stehen und bewegen sich nicht mehr.

"Brauchst du Hilfe?"

Sofort stellen sich meine Härchen auf. Es ist nicht nur eine Männerstimme. Nein - Es ist eine tiefe, sanfte Männerstimme. Keine Ironie, kein Lachen, keine Gehässigkeit ist darin zu hören. Peinlich berührt versuche ich wenigstens meinen Kopf aufzurichten, doch in genau dem Moment verschwimmt alles vor meinen Augen. Zwei starke, muskulöse Hände greifen unter meine Arme und setzen mich auf. 

An einen Spind gelegt versuche ich nun meine Augen ein zweites Mal zu öffnen doch als es klappt und ich einigermaßen was erkennen kann, ist der gesamte Flur leer. Keiner zu sehen.

Das habe ich mir doch wohl nicht eingebildet? Oder doch?

Langsam versuche ich aufzustehen. Mein Kopf pocht, aber Geschichte sind meine letzten beiden Stunden und die werde ich noch schaffen. Es gibt nichts schlimmeres als die Neue zu sein und dann auch gleich am ersten Tag 2 Stunden zu fehlen. Wenn ich den Raum nicht finde werde ich sowieso zu spät kommen. 

Vorsichtig, um nicht wieder über meine eigenen Füße zu stolpern drehe ich mich um und sehe Raum 318. Jetzt verstehe ich auch das Schema. Rechts die ungeraden Zahlen und links die geraden.

Die Tür ist schon verschlossen aber ich muss da rein, sonst gibt es heute schon die ersten 2 Fehlstunden und das kann ich mir beim besten Willen nicht erlauben.

Sachte aber bestimmt klopfe ich an die Tür und warte. Eine Männerstimme ruft: "Kommen Sie rein!".

Ich öffne die Tür einen kleinen Spalt und linse hindurch. Der Raum ist bis auf einen freien Platz in der ersten Reihe komplett voll mit Schülern. Ist Geschichte hier etwa ein Hauptfach? Schnell öffne ich die schwere Tür und husche auf den einzigen freien Platz. Der Lehrer stallt sich vor mich und sagt: "Hallo ich bin der Lehrer für Geschichte. Mein Name ist Mister Gregor. Ich heiße Sie recht herzlich willkommen Miss..?"

"Montgomery.", sage ich bestimmt. Vielleicht ein bisschen zu bestimmt, denn Mister Gregors Augen werden riesig und schwarz wie die Nacht.

"Matilda Montgomery?"

"Bitte nur Tilly!", fahre ich ihn fast an. Ich kann meinen vollständigen Namen einfach nicht leiden.

"Okay Tilly, dann stellen Sie sich bitte der Klasse einmal kurz vor!"

Was soll das ? Die meisten habe ich heute morgen schon gesehen und mich Ihnen vorgestellt. Wenn das so weiter geht dann können die meinen Lebenslauf am Freitag auswendig und in Deutsch als Gedicht aufsagen..

"Ich bin Tilly Montgomery. Komme aus ________________. Ich bin die Tochter eines Soldaten also gewöhnt euch nicht an mich. Bevor ich meinen Abschluss machen kann ziehen wir garantiert wieder einmal von hier weg." Sachte streiche ich mir mein braunes Haar aus dem Gesicht, da es mir immer wenn ich nervös bin oder mich aufrege so wunderbar ins Gesicht fällt. - Ironie!

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⏰ Last updated: Feb 20, 2023 ⏰

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Ein Mädchen - Zwei GesichterWhere stories live. Discover now