Kapitel 4

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Baji. Ich wollte gerade weiter laufen aber irgendwas in mir ließ mich nicht. Er sah bedrückt aus und irgendwas in mir sagte, dass ich ihn ansprechen sollte. Aber was ist, wenn er wegen irgendwas privatem bedrückt ist und ich ihn deswegen so lange nicht gesehen habe? Und was ist wenn er alleine sein will?

Aber es könnte ebenfalls sein, dass er doch Gesellschaft braucht? Ach scheiß drauf, Y/n, du kämpft manchmal gegen 2 Meter große Typen und hast Angst, deinen Nachbarn anzusprechen.

Also schaltete ich meinen Kopf ab und ging langsam auf ihn zu. Er schaute angestrengt nach unten und schien über irgendwas nachzudenken.

,,Hast du was gegen etwas Gesellschaft?", erfüllte meine Stimme die Stille. Er hob den Kopf und schaute mich an. Direkt in meine Augen. Cool bleiben, Y/n.

Er schien kurz zu überlegen, nickte dann aber auf den Platz neben sich. Erleichtert bewegte ich mich auf den Platz neben ihn zu und setzte mich hin.

Zwischen uns herrschte eine Stille. Sie war angenehm. Ich wollte sie trotzdem brechen. Aber wie? Soll ich ihn fragen weshalb er so niedergeschlagen aussieht? Nein.

,,Was ist es bei dir?", fragte er und schaute gerade aus. Erschocken schnappte ich nach Luft.
,,Woher-"

,,Dein Gesichtsausdruck. Und, willst du darüber reden? Ist das nicht der Grund warum du zu mir gekommen bist?"

,,Äh..." Okay, wow. Er ist direkt.

,,Na ja, also... du sahst so niedergeschlagen aus.. Ich dachte.."

,,Ich brauche Gesellschaft?", beendete er meinen Satz und schaute mich an. Ich öffnete den Mund. Dann schloss ich ihn wieder und nickte stumm.

,,Meine Mutter ist krank geworden. Ihr geht es beschissen. Die Ärzte sagen, es ist eine schwere Grippe. Man kann nicht viel machen außer zu warten und zu hoffen, dass es besser wird. Ich warte schon fast eine Woche." Er wandte seinen Blick nicht von mir ab, was mich einwenig nervös machte.

,,Das tut mir leid. Wirklich." Mehr fällt mir dazu nicht ein? Oh Gott!

Baji lachte kurz.
,,Tja, sie wird halt auch nicht jünger."

,,Sag so was nicht", sagte ich und schlang die Arme um mich. Ganz schön kühl heute.

,,Was? Die Wahrheit?", fragte er mit hochgezogener Augenbraue.

,,Komm schon, du weißt, was ich meine."

,,Ich weiß." Dann ist das also der Grund wieso ich ihn so lange nicht gesehen habe. Er hat sich wahrscheinlich um seine Mutter gekümmert.

,,Du bist dran", ertönte seine raue Stimme.
,,I-Ich?" Was soll ich denn sagen? Dass ich in einer Gang mit einem verrückten Anführer bin, der mich nie im Leben aussteigen lassen würde obwohl ich das will?

,,Ja, du, Y/n." Der Klang seiner Stimme wenn er meinen Namen sagte, verpasste mir eine Gänsehaut.

,,Na ja, wie soll ich erklären? Ich bin in einer Freundesgruppe - hauptsächlich nur aus durchgeknallten Kerlen, und.. ich will mich distanzieren. Aber ich... kann das nicht, ohne die Gefühle von ihnen zu verletzten." Ist das glaubwürdig?

Er lachte kurz. Mist, ich glaube, er glaubt mir nicht.

,,Interessant." Ich legte meinen Kopf schief.
,,Ach ja?"

,,Ja, schon." Der Kerl macht sich doch nur über mich lustig. Genervt lehnte ich mich zurück an die kalte Banklehne.

,,Sag mal, warum sieht man dich so selten mit deinen Eltern? Bevor du plötzlich öfters hier warst, dachte ich, das Haus steht leer."

Meine Brust zog sich zusammen. Ich atmete tief durch.
,,Meine Mutter ist tot. Seit ich klein bin. Und mein Vater - der Mann von letztens -, ist Anwalt. Ich sehe ihn selten. Er kommt extrem spät nach Hause und geht kurz bevor ich aufstehe wieder." Ich machte eine kurze Pause und atmete aus.

,,Aus dem Grund habe ich bei meiner Großmutter gewohnt. Sie ist aber auch letztes Jahr gestorben. Herzinfakt. Sie ist plötzlich umgekippt." Bajis Augen verengten sich.
,,Tja, dann bin ich erst richtig zu meinem Vater gezogen."

Es herrschte eine kurze Stille. Nur das Zwitchern der Vögel und das Geräuch des Windes erfüllten die sonst stille Gegend.

,,Mein Beilleid. Das muss hart sein." Ich zuckte mit den Schultern.
,,Na ja. Ich hab mich damit abgefunden." Eine weitere Stille folgte. Niemand von uns, wusste was er sagen sollte. Aber ich genoss einfach seine Anwesenheit. Es ist schön sich mit ihm zu unterhalten.

Baji öffnete den Mund und lachte kurz.
,,Ich kenne meinen Vater nicht. Ich habe nur meine Mutter. Das ist jetzt nichts im Gegensatz zu deinen Familienproblemen aber ich fande es nur fair, dir meine auch zu sagen nachdem du mir deine unaufgefordert erzählt hast."

Ich setzte mich auf.
,,Oh, nein, nein, du musstest mir das nicht erzählen. Tut mir leid, falls du das nicht wolltest."

,,Nein, passt schon." Er schaute auf seine Uhr.
,,Ich muss jetzt los, zu meinen Freunden. War nett mit dir. Komm gut nach Hause." Er stand auf. Ich stand ebenfalls auf.
,,Okay, man sieht sich." Oh Gott, nein! Wieso hab ich das gesagt!? Man sieht sich. Wieso bin ich so dumm?

Doch zu meiner Überraschung lächelte Baji kurz und nickte. Dann verschwand er in die Richtung aus der ich gekommen bin.

,,Er hat genickt", sagte ich verblüfft. Dann bildete sich langsam ein breites Grinsen auf meinem Gesicht und ich eilte zufrieden nach Hause.

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842 Wörter

The moment we met - Baji x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt