Enthüllung

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Red Hood
Ein halbes Jahr später stand ich neben Sullys abgeranztem Bett und wischte ihr den Schweiß von der Stirn. Sie hat sich erkältet und liegt nun mit Fieber im Bett. Sie wälzt sich hin und her, redet wirres Zeug und bekommt einige Male einen Nervenzusammenbruch. Ich ertrug irgendwann den Anblick meines Engels nicht mehr und hob sie hoch und trug sie in mein Bett, was deutlich größer als ihres war und viel bequemer. Die Bettwäsche hatte ich am Vortag erst gewechselt und es roch noch sehr gut. Ihren, vom Schweiß genässten Körper, legte ich behutsam im Bett ab und deckte sie mit der dicken Daunendecke zu. Wimmernd wand sie sich und bettelte nicht von mir genommen zu werden. Sanft streichelte ich ihr über den Kopf und flüstert leise, um ihre Migräne nicht noch zu verstärken:,,Nein, keine Angst, ich werde dir nichts antun." dies schien sie zu beruhigen und ich ließ sie ein bisschen alleine schlafen. In dieser Zeit, kochte ich ihr eine Kanne Kräutertee und eine warme Suppe. In der Zwischenzeit schaltete ich den Fernseher ein und suchte mir einen bestimmten Film. Als ich die DVD dazu in meinem Regal im hintersten Eck fand, grinste ich unter meiner Maske, die ich nur ungern absetzte. Vor allem seitdem ich wusste wer sie ist, wer ich bin und was wir waren.
Sobald alles vorbereitet auf dem Couchtisch stand, schlich ich mich ins Schlafzimmer und hob die weißhaarige, samt Bettdecke hoch und trug sie ins Wohnzimmer. Dort habe ich eine kochend heiße Schüssel mit Wasser bereitgestellt wo Mentholöl darin ist um den Dampf dann zu inhalieren, damit sich ihre Schleimhäute lösen und sie wieder Luft bekommt. Nebenbei läuft in einer leisen Lautstärke ein Barbie Film. Sully wirkte auf mich viel zu schwach, als könne sie sich nicht selbst aufsetzen, damit sie essen und trinken kann. Deshalb halb ich ihr, indem ich mich hinter sie setzte und sie an meine Brust anlehnte. Sie keuchte vor schmerzen und atmete schwer. Die Haare klebten auf ihrer Stirn und langsam bekam ich Angst, sie könne einen Arzt gebrauchen. Verdammt, was soll ich denn nur tun?
Ratlos spekulierte ich in meinen Gedanken, was ich denn noch für sie tun kann. Allerdings wollte mir nichts gescheites einfallen, weswegen ich sie erstmal fütterte und ihr beim trinken half. Sully hustete ein paar mal, aber schlief dann irgendwann vor Erschöpfung ein.
Gedankenverloren strich ich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und streichelte ihr über den Kopf und die Wange, während ich meinen Kopf mit der Hand abstützte, die es sich auf der Sofalehne bequem gemacht hat.
Zu viele Gedanken kamen mir, dass ich irgendwann eingeschlafen bin, mit ihr im Arm.

Am nächsten Morgen, trug ich Sully sofort mit der Daunendecke zurück ins Bett und ließ sie dort weiterschlafen, während ich das Fenster etwas kippte, um ihr frische Luft reinzulassen. Selbst wenn es draußen kalt ist, kann frische Luft, Wunder bewirken.
Leise schlich ich mich in die Küche und zog meine Maske ab, da sie langsam echt anstrengend wurde. Normalerweise trug ich sie nie über Nacht beim schlafen. Aber gestern überkam mich einfach diese Müdigkeit und dieses Warme, geborgene Gefühl, dass ich schon so lange nicht mehr empfinden konnte. Ansonsten erfüllte meine Seele eine tiefe Leere und eine Eiseskälte. Nirgends hatte ich das Gefühl zuhause zu sein, aber Gestern, ja gestern, da erfüllte etwas mein Herz mit so einer grenzenlosen Wärme, dass ich nicht anders konnte, als loszulassen und mich dem betörenden Gefühl hinzugeben.

Aber nun musste ich einfach meine Maske absetzen. Sie fühlte sich heiß, schwer und erdrückend an. Tags über war es ein leichtes, aber über Nacht, während dem schlafen, da ist es überhaupt nicht angenehm und empfehlenswert. Deswegen nutzte ich meine Zeit alleine und setzte sie ab und legte sie auf den Tisch. Erleichtert atmete ich aus und richtete meine braunen Haare etwas. Mit einem befreienden Gefühle wandte ich mich voll und ganz den Eiern in der Pfanne zu und briet diese weiter an, bevor ich ein Omelett daraus zaubern konnte. Einen Orangensaft füllte ich auch noch in ein Glas, bevor ich es auf das Tablett stellte und den Teller dazu geben wollte. Ich drehte mich um und mit einem lauten Klirren zerbrach der Teller in tausend Scherben. Das Omelett verteilte sich ebenso auf dem kalten Fliesenboden. Nur mit aufgerissenen Augen und starrem Blick starrte ich in die vor mir liegenden sturmgrauen Augen von Sully, die schnell und schwer atmend am Türrahmen lehnte und mich fassungslos aber dennoch erschöpft anblickte. Sie stieß sich ab und wollte gehen. Nein, fliehen trifft es wohl eher. Aber, durch ihre Einschränkung kam sie nur sehr bedächtig voran.
,,Wie konntest du nur?" hauchte sie fraglich mit ihrer heiseren Stimme. ,,Es tut mir leid, ich habe meine Erinnerungen..." Sully unterbrach mich schroff und faucht krächzend, ,,Nein, lass mich in Ruhe! Ich will nichts hören! Du warst es die ganze Zeit. Ich dachte du bist tot. Hatte mir so oft gewünscht von dir gerettet zu werden und du...du vergewaltigst mich." ihr fielen unzählige Tränen hinunter und sie stolperte zurück in ihr eigenes Zimmer. Obwohl der Ausdruck: "Kammer", wohl eher passte. Bevor sie diese allerdings betreten konnte, packte ich sie und trug sie in mein Zimmer. Sie wehrte sich mit äußerst milden Schlägen und eher kraftlosem Gezappel. Sanft legte ich sie in mein Bett und umarmte sie von hinten. Ich umarmte sie so liebevoll und fest wie es ging, allerdings ohne ihr weh zu tun. Mit einer Hand streichelte ich ihr über den Kopf und flüsterte immer wieder, ,,Es tut mir so leid, es tut mir so unendlich leid. Bitte vergib mir. Ich flehe dich an, obwohl es eher unwahrscheinlich wäre wenn dem so wäre."
Ich vergrub mein Gesicht in ihrem Haar, während sie verzweifelt weinte und ich heraushörte, wie ihr Herz brach und definitiv tiefe Narben bleiben würden. Niemals, niemals wieder, wird es so wie es bis jetzt war. Es würde mich wundern, wenn sie mich nicht komplett von sich stieß. Fuck, es tut mir so leid.

Sully
Jason, er lebt. Ist bei mir. War es die ganze Zeit. Keinen Moment war ich ohne ihn. Aber...genau das ist das Problem. Er hat mich nie gerettet, keine Vergewaltigung verhindert, nicht mit vollem Einsatz seine Prinzessin verteidigt vor dem großen bösen Monster, dass mich so lange gefoltert hat. Das alles, weil er das Monster ist. Ich bin alleine. Vollkommen alleine. Keine Mutter, keine Freunde, keinen Vater und keine Liebe. Ich habe nichts mehr. Gar nichts mehr, was mich aus diesem tiefen endlosen Loch aus Leere und Kälte ziehen konnte. Ich bin alleine.
Seine Arme hielten mich fest umschlungen und versuchten mir halt zu geben, aber vermittelten mir nur mehr das Gefühl, dass ich diesem Monster nie mehr entkommen konnte. Ja, ich war ein schlechter Mensch. Abstoßend, habe einen enormen Fehler in der Vergangenheit gemacht, aber so zu enden hätte ich mir niemals erträumt. Mein Prinz in strahlender Rüstung entpuppte sich als der eigentliche Bösewicht in meinem Märchen. Gott! Ich wie lange habe ich gebettelt und gefleht, dass er aufhören solle? Wie viele Tränen habe ich vergossen? Zu viele um sie alle zu zählen. Nur um eines Tages gerettet zu werden, da ich selbst nicht mehr in der Lage dazu bin. Die Realität tut aber mehr weh. Ich habe nichts. Kein Vertrauen und Erinnerungen, die es mir schwer machen, mich davon zu trennen. Diese Liebe, die Küsse, diese zärtlichen Umarmungen, die mich zum schmelzen beachten. Alles davon tut so weh, da es nun vorbei ist und nie wieder zu so etwas kommen kann und wird.
,,Lass mich los. Lass mich los! Ich will dich nicht bei mir haben! Lass mich in Ruhe! Ich brauche keine Hilfe mehr! Nie wieder. Nie wieder!"
mein Nacken wurde nass und sein Griff fester. Er bettelte, dass es ihm leid täte, aber dafür ist es zu spät. Ich kann nicht mehr.

Liebe, dir wunderschönen Erinnerungen, sein Lächeln, seine Art, Jason....ist für mich nichts weiter als Vergangenheit. Heute, Ja und nur heute, morgen und für die Zukunft, ist Jason für mich Red Hood: Mein Peiniger, mein Vergewaltiger, mein Entführer.

Meine Freundin-My Future Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt