Kapitel 15 ♪ ❤

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Nachdem Sara Leyla verarztet hatte, lehnte sie sich erschöpft gegen die kühle Fensterscheibe und atmete ein paarmal tief durch. Vor ihrem Auge blitzten die letzten Stunden wieder auf. Der Schmerz, die Trauer, die Hoffnungslosigkeit und dann Jasper! Tränen traten ihr in die Augen, sie konnte es immer noch nicht ganz fassen, dass Jasper wirklich noch am Leben war. Wie in Trance drehte sie sich zu ihrem Vater um. "Dad? Kannst du mich mal bitte ganz fest in den Arm zwicken?" Ihr Vater runzelte die Augenbrauen und schaute sie verwirrt an. "Nun mach schon!" drängte ihn Leyla und hielt ihm auffordernd ihren Arm hin. Ihr Vater blinzelte und kniff sie darauf in den Arm. "Au!!" Ihr Vater lachte auf. "Bekomm ich jetzt wenigstens eine Antwort darauf, was das bitte sollte?" Leyla rieb sich den Arm und wich dem Blick ihres Vaters aus. "Ich kann es immer noch nicht fassen, ich wollte nur sicher sein, dass das hier alles nicht vielleicht doch ein beschissener Traum ist." Ihr Vater kicherte kurz, doch nahm sie darauf mitfühlend in den Arm. "Jetzt bist du doch in Sicherheit, mein Schatz. Dir kann nichts mehr passieren, ich verspreche es!" Ihr Vater schien über etwas nachzudenken, denn er spitzte die Lippen und schaute nach draußen auf die Straße.

Leyla beließ es fürs erste dabei und schaute wieder aus dem Fenster. Die Zeit verging und auch die Gegend, in der sie sich aufhielten hatte sich verändert. Sie waren nicht mehr in der Stadt, sie waren weit draußen auf dem Land. Der Regen hatte eingesetzt und dunkle Wolken bedeckten den einst blauen Himmel. Plötzlich fiel Leyla wieder Liam ein. Bei dem Gedanken an ihn zuckte sie zusammen und legte schützend die Arme um sich. "Dad? Was ist mit... Liam?" murmelte sie ängstlich. Wollte sie die Antwort überhaupt hören? Sie merkte, wie sich ihr Vater verspannte. Seine Augen wurden dunkel und sein Kiefer hart. "Liam..." Den Namen sprach er mit so viel Hass aus, dass Leyla eine Gänsehaut bekam. "Er ist uns entwischt, er konnte fliehen. Er musste einen anderen Weg gefunden haben, aus der Mine raus zukommen." Leyla biss sich auf die Lippe. "Habt ihr die Höhle durchsucht? Er hatte eine Kamera aufgestellt und mich gefilmt, er ist dort auch drauf..." "HA! Ja, wir haben jeden einzelnen Millimeter durchsucht, aber wir haben nichts gefunden, kein einziges Haar, kein Blut nichts! Er ist einfach zu gut, zu schlau für uns." Er lachte humorlos auf. "Er ist uns immer einen Schritt voraus, er wird uns immer einen Schritt voraus sein." Ihr Vater schüttelte frustriert seinen Kopf. "Dad, so darfst du nicht denken, okay?! Irgendwann wird er einen Fehler machen und dann habt ihr etwas gegen ihn in der Hand!" Ihr Vater schaute sie an und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. "Ich hab dich lieb, das weißt du doch oder?" Leyla lächelte "Ja, das weiß ich Daddy"

Der Wagen stoppte und Sara öffnete die Tür. Gemeinsam stiegen sie aus. Leyla schaute sich um und erstarrte. Vor ihr befand sich ein riesiges Haus. Es war in einem hellen grau bemalt und hatte schwarz getönte Fensterscheiben. Überall konnte sie rote Laser und ein dutzend Kameras erkennen. Sie stiegen die Treppen hoch und gingen um das Haus herum. Leyla stockte erneut der Atem. Verblüfft blieb sie stehen und bewunderte den Ausblick, den sie von hier oben hatte. Das es atemberaubend war, wäre eine riesige Untertreibung! Die Sonne spiegelte sich in dem See, der sich hinter dem Haus erstreckte und ließ das Wasser glitzern. Erst jetzt nahm Leyla wahr, dass es aufgehört hatte zu regnen. Blumen wuchsen in kunterbunten Farben um den See und hinter ihm lag ein hoher Berg, von dem ein lauter Wasserfall runterplätscherte. Wie konnte das nur möglich sein? Es ist doch Winter! Leyla drehte sich um, um ihren Vater zu fragen, warum hier kein Schnee liegt, doch sie wurde unterbrochen.

The Boy and IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt