Kapitel 33

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Ich sammelte all meinen Mut zusammen und trat ins Wohnzimmer, setzte mich neben Julian und ließ ihn nicht aus meinen Augen. Auch Julian hatte sich vom Fernseh abgewandt und schaute mir direkt in meine Augen. Er sah ziemlich fertig aus, so, als würde er gar nicht mit mir reden wollen. Es war fast so, dass ich wieder einknickte, aber ich schaffte es noch, dass mein Mut stärker als meine Zweifel waren. ''Ich will mit dir reden, ob du mir glaubst oder nicht. Du brauchst auch nichts dazu zu sagen, ich will einfach nur, dass du meine Seite kennst. Wenn du mir danach immer noch nicht glauben willst ist das vollkommen ok, aber hör dir bitte erst mein Anliegen an.'' Ich atmete tief ein und aus, schaute ihm immer noch direkt in die Augen. ''Vor etwas weniger als zwei Jahren fing das alles erst bei mir an. Ich hatte meine erste richtige Beziehung. Mit 18. Ich weiß, dass das einige als sehr spät empfinden, aber für mich war es genau die richtige Zeit. Wir hatten uns immer wieder getroffen und ich war mir eigentlich ziemlich sicher, dass ich meine Jungfräulichkeit an ihn verlieren wollte, allerdings hatte ich Angst vor, na ja, all dem. Mein Freund hat es damals nicht verstanden, immer wieder gemeint, dass ich ihm vertrauen konnte, was mir meine Angst aber auch nicht nahm. Ich hab immer wieder, wenn wir uns etwas näher kamen, mehr oder weniger abgeblockt - was ihn bestimmt auch verletzt hatte. Keine Ahnung, ob ihr Jungs dann alle so reagiert, aber wir haben uns halt gestritten und er ist wenig später mitten in der Nacht aus dem Haus gestürmt. Ich hab mir die Augen ausgeheult und habe beschlossen, mich am nächsten Tag zu entschuldigen.'' Alles sprudelte fast aus mir raus und ich musste kurz nach Luft schnappen. ''Aber ich fand ihn in einer nicht sehr tollen Situation wieder... Mit einem Mädchen aus meiner Klasse, die mich damals ziemlich krass versucht hatte fertig zu machen.'' Meine Stimme brach. Immer wenn ich darüber sprach kamen wieder die Bilder in meinen Kopf. Ich hatte versucht die Situation immer zu verdrängen, aber sie hatte sich ziemlich gut in mein Gehirn gebrannt. ''Ich war total fertig, bin umgedreht und gegangen. Eine Zeit lang bin ich durch die Straßen gezogen, bis ich vor dem Haus meines damaligem besten Freund Philipp stand. Er hat mich die darauffolgenden Tage, Wochen, Monate unterstützt und getröstet, wenn ich meinen Ex und dieses Mädchen sah. Na ja, ich wollte mich irgendwie bei ihm Bedanken und so ist es dann gekommen, dass ich mit ihm schlief. Von meiner Seite aus war es wirklich, weil ich meinte, mich in ihn verliebt zu haben, er hingegen hatte einfach nach einer weiteren Trophäe gesucht, was mir mein Herz ein zweites Mal brach. Wenige Tage danach fand ich einen Brief, in dem stand, dass er auf eine Art Weltreise aufgebrochen ist.'' Ich spürte wie mir wieder Tränen in die Augen stiegen und knabberte auf meiner Lippe herum. Meine Stimme gab nach und ich bekam kein ordentliches Wort mehr raus.

''Die Karte auf deinem Esstisch war von ihm.'' Seine Stimme klang wieder etwas weicher, allerdings immer noch sehr unschlüssig ob er mir wirklich glauben sollte.

Ich nickte. ''Ja. Die war von ihm.'' Zitternd wischte ich mir mit meinem Handrücken über die Augen. ''Seit der Sache hatte ich keinen engeren Kontakt mehr zu Jungs... Außer letztendlich zu dir.'' Mittlerweile schaute ich auf den Glastisch vor uns und hörte, dass Julian seufzte. Er rutschte etwas näher zu mir, bevor ich spürte das er seine Arme um mich legte und mich in eine Umarmung zog.

''Es tut mir leid.'', flüsterte er, als ein Schluchzer meinerseits zu hören war. Das alles tat mir doch noch sehr weh, auch wenn ich versucht hatte, es zu verbergen. Ich hatte wirklich gehofft, ich musste niemandem davon erzählen, aber ich sah keine andere Möglichkeit mehr, Julian zu beweisen, dass der Unbekannte vor meiner Tür log. Tränen rollten über meine Wangen, während Julian vorsichtig über meinen Rücken strich, als hätte er Angst, ich würde die Umarmung jeden Moment abbrechen. Aber das wollte ich nicht, genoss es, ihn anscheinend wieder auf meine Seite gezogen zu haben. Es war schön, dass er nicht mehr so kalt zu mir war, wie einige Stunden zuvor.

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Kleine Info am Rande: Ich habe diese Geschichte für die Wattys 2015 angemeldet. Ich dachte mal, ich versuche mein Glück, haha (Auch wenn dort mega viele, gute Geschichten dran teilnehmen &' meine womöglich kaum auffällt).
Ein Versuch ist es Wert, drückt mir die Daumen. ♥

Lots of love xx

Black Ink (#Wattys2015)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt