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Durch ein Klopfen an einer Türe werde ich wach.

Gestern habe ich mich keinen Schritt mehr bewegt und die Nacht somit auf dem Sofa verbracht.
Ein weiteres Mal klopft es an der Türe und ehe ich mich besinnen kann, betritt Mikail den Raum:
"Hast du verlernt zu sprechen oder was ist mit dir los?"
Der Russe scheint richtig angepisst zu sein und wirft mir im hohen Bogen eine Bäckertüte auf den Bauch:
"Dein Frühstück!"
"Danke!" ich richte mich vorsichtig auf, da ich Angst habe, das die Kopfschmerzen bei zu schnellen Bewegungen wieder einsetzen.
"Wie groß bist du und wie alt?"
Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und lege meinen Kopf leicht schief:
"Warum?"
"Beantworte einfach nur meine Frage!" knurrt mir Mikail entgegen und baut sich bedrohlich vor mir auf.
"Sechzehn. Meine Größe weiß ich nicht. Keine Ahnung wann man mich das letzte mal gemessen hat!" meine Antwort scheint den Muskelprotz nicht zufrieden zu stellen, denn er rollt sofort mit seinen Augen.
"Dann komm mit!" mit einer auffordernden Handbewegung, möchte er das ich ihm folge.
"Nein!"
"WAS?"
"Ich sagte Nein! Maxim hat gesagt, das ich die Wohnung nicht verlassen soll, also werde ich das auch nicht tun!"
Mikail schnaubt vor sich hin und verlässt im Stechschritt wieder die Wohnung.

Er sollte die Befehle meines Vater's doch kennen!
Warum braucht er mein Alter und meine Größe?

Ein ganz mulmiges Gefühl breitet sich in mir aus.
In meinem ganzen Leben habe ich noch nie mitbekommen, das sich Maxim's Personal nicht an seine Anweisungen hält.
Wenn man diesen Punkt im Zusammenspiel mit dem komischen Verhalten meines Vaters betrachtet, bekomme ich leichte Panik.
Ich fühle mich hier absolut nicht sicher und weiß nicht, ob ich Mikail vertrauen kann oder nicht.

Vielleicht gibt es irgendwo irgendwelche Hinweise, die mir weiterhelfen können.

Die Bäckertüte werfe ich auf den kleinen Wohnzimmertisch, da mir der Apettit gerade gründlich vergangen ist.
Anschließend erhebe ich mich von dem Sofa und mache mich auf den Weg zu dem riesigen Sideboard.
Dort durchwühle ich alles was ich finden kann.
Jedes einzelne Blatt Papier muss sich meinem Blick unterziehen, bevor es auf die Seite gelegt und als wichtig oder unwichtig eingestuft wird.

Nach einer guten halben Stunde bin ich mit allem durch.
Bis auf ein paar Personalakten und Umsatzanzeigen irgendeines Bordells, habe ich absolut nichts brauchbares finden können.
Etwas enttäuscht sehe ich mich weiter in dem Raum um.
Ausser einer großen Glasvitrine und den Küchenschränken, gibt es keine weiteren Möbelstücke, in denen etwas aufbewahrt werden kann.
Da ich eh genug Zeit habe, durchforste ich alles Zentimeter für Zentimeter.
Jeder Topf muss den Küchenschränken weichen, jeder Teller wird angehoben und jedes Geschirrtuch falte ich auseinander.
Leider kann ich absolut nichts finden.
Maxim muss seine wichtigen Unterlagen allesamt mitgenommen haben.
Ein kleiner böser Verdacht schleicht sich in meinen Kopf und ich frage mich, ob mein Vater überhaupt jemals zurückkommen wird um mich zu holen.
Vielleicht ist er abgehauen und überlässt mich hier einfach meinem Schicksal.

In meiner Brust zieht sich alles zusammen und verschnürt meine Atemwege, so das es mit dem Atmen ganz schön schwer wird.
Es ist schon verrückt, wie schell man seine Meinung ändern kann.
Vor ein paar Wochen hatte ich solche Angst, das Maxim mich holen kommt und jetzt wünsche ich mir nichts mehr als das.

Vielleicht solltest du dich nach einem Fluchtweg umschauen.
Aber Maxim wird nicht umsonst gesagt haben, das das du hier bleiben sollst!
Es könnte aber auch nur Taktik gewesen sein!

Meine Gedanken können keine klare Linie festlegen, denn sobald ich mir eine Option in den Kopf rufe, taucht eine Gegenstimme dazu auf, die mir meine Überlegung wieder zunichte macht.
Bevor ich noch gänzlich verrückt werde, mache ich mich auf den Weg ins Badezimmer.
Obwohl mir bewusst ist, daß ich hier sicherlich keine Beweise finden werde, räume ich hier ebenso alles aus.

ZuKi Das ZUhälter-KInd Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt