K A P I T E L 36

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Nervös parke ich vor unserer Haustür und als ich aus meinem Wagen steige, in dem ich mich so sicher fühle, höre ich auch schon Akins Wagen hinter mir. Zwei Autotüren die zugeschlagen werden und beide Männer stehen sofort neben mir. Der eine schaut so, als ob er überhaupt keine Lust hat und der andere... er schaut so voller Hoffnung und etwas nervös. Man kann sich sicher denken wer wie guckt.
Akin läuft schon wie ein beleidigtes Kind zur Haustür und wartet ungeduldig auf uns, da er zumindest den Anstand besitzt nicht ohne uns rein zu gehen.
„Bereit?" frage ich an diese wunderschönen braunen Augen gerichtet und er nickt sofort „Bei dir immer."
Langsam laufen wir auf Akin zu der seinen Schlüssel in das Schloss steckt und die Tür öffnet „ich würde am liebsten die Tür vor seiner Nase zu schlagen." zischt er murmelnd und mit offenem Mund sehe ich zu Ateş, der sich unschwer erkennbar ein Lachen verkneifen muss. Wie kann er denn so gelassen sein? Ich habe jetzt schon Magenprobleme und würde mich am liebsten auf der nächst besten Toilette verkriechen.
„Dann mal los." ein mal hole ich noch tief Luft und gehe mit Ateş in den Flur hinein und höre auch schon Stimmengewirr und bete, dass alles glatt verläuft und es einfach ein schöner Abend wird.
Ateş sieht sich neugierig um, da er bei seinem ersten Besuch wohl nicht die Möglichkeit hatte sich umzusehen...
Meine Gedanken sind wieder an diesem peinlichen Tag, an dem meine Schwester uns in meinem Zimmer erwischt hat.
„Ateş Abi? Hoş geldin." begrüßt meine Schwester meinen Verlobten? Oh Gott das hört sich so surreal an! Ich habe ihn nicht ein mal als meinen Freund bezeichnet und jetzt sofort als meinen Verlobten. Es ist so komisch.
Ich danke meiner Schwester das sie so höflich und lieb ist, genau wie ich es von ihr kenne. Ihre Ruhe und Freude zu sehen, nimmt mir enormen Druck von den Schultern.
„Hoş bulduk Bahar." erwidert er lächelnd die Begrüßung meiner Schwester und hebt dankend seine Hand, als sie ihm die Jacke abnehmen will um sie aufzuhängen „ich mach das schon, danke dir." er zwinkert ihr freundlich zu und stolz betrachte ich ihn. Er ist so ein wunderbarer Mann! Viele nutzen diese Art von Mädchen und Frauen aus, da wir nun mal so über gastfreundlich erzogen sind, was eigentlich auch richtig ist aber leider viel zu viele dann ausnutzen.
Ateş hängt seine Jacke an die Gaderobe und zieht ordentlich seine Schuhe aus, weswegen ich ihm sofort Hausschuhe von meinem Vater reiche, die er schmunzelnd mit einem kleinen Danke annimmt.
„Kommt ins Esszimmer. Mama und Baba warten schon." hetzt uns meine Schwester.
Als wir durch die Türschwelle treten und ich die Blicke meiner restlichen Familie auf mir und vor allem auf Ateş spüre, schleicht sich wieder diese verräterische Hitze auf meine Wangen!
Meine Mutter lächelt sofort breit und kommt auf Ateş zu und er will sofort nach ihrer Hand greifen um ihre Hand zu küssen, was sie selig lächelnd zulässt.
„Ateş schön das du hier bist mein Kind. Komm setz dich, setz dich." scheucht sie ihn an den Esstisch, wo er sich aber erst an meinen Vater richtet der ihm schon lächelnd die Hand hinhält, die Ateş erst zu seinen Lippen und dann an seine Stirn führt. Diese Geste ist für viele nicht verständlich aber wir drücken damit nun mal den Respekt gegenüber den Älteren aus. Sie auch gewissermaßen uns, denn wenn ein Erwachsener aus böser Absicht nicht möchte das du seine Hand küsst, bist du ganz schön tief in seinen Augen gesunken.
Meine Mutter wollte zum Beispiel früher nie das man ihre Hand an Feiertagen küsst, da sie sich immer so alt gefühlt hat aber sowas kommt irgendwie ziemlich oft bei Frauen vor.

„Setz dich mein Sohn, ich hoffe du hast Hunger." mein Vater klopft ihm lächelnd auf die Schulter und ich bin in diesem Moment einfach nur glücklich. Ich scheine wirklich gesegnet zu sein. Gesegnet mit der perfekten Familie, denn auch Akin wird sich schon einkriegen, wenn er erst ein mal sieht wie glücklich ich bin. Da bin ich mir ganz sicher!
Zufrieden laufe ich in die Küche, um meiner Mutter und meiner Schwester einen Kuss auf die Wange zu drücken und ihnen mit dem Essen unter die Arme zu greifen, welches gerade aufgewärmt wird. Meine Mutter hat wohl schon heute Morgen vorgekocht.
„ich würde nur zu gerne wissen, wie das zum Stande gekommen ist. Ihr habt euch dich förmlich gehasst." sagt meine Mutter kichernd und füllt den türkischen Reis mit Hähnchen und Kichererbsen in eine große Schale, meine Schwester holt den Cacik aus dem Kühlschrank und ich mache mich an die kleinen Teigtaschen, die so wunderbar duften. Kein Wunder das ich in diesem Haushalt zunehme.
„Es... es ist einfach passiert Anne. Ich kann es dir nicht wirklich erklären." mit roten Wangen schaue ich auf den Teller vor mir und höre die zwei Frauen hinter mir lachen „du schämst dich wirklich viel Kizim." augenverdrehend nehme ich die Teller in die Hand und gehe den Tisch decken.

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