THIRTEEN

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Während ich in den VIP-Bereich laufe, halte ich noch eine Bardame auf und bestelle einen weiteren Bourbon

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Während ich in den VIP-Bereich laufe, halte ich noch eine Bardame auf und bestelle einen weiteren Bourbon. Heute möchte ich einfach nichts mehr fühlen oder mir über irgendetwas Gedanken machen müssen. Mein Körper und mein Geist schmerzen gleichermaßen und ich will dieses Gefühl einfach nur betäuben. Ich trinke sonst kaum Alkohol, weil ich gern Herr meiner Sinne bin. Burke kann kaum Schritt mit mir halten, aber ich denke, dass er es auch gar nicht erst versucht. Ich betrete hastig den Raum und eile an den Sitzreihen vorbei, auf die Bühne hinauf. Oben angekommen, umfasse ich mit meinen wunden Handflächen die kühle Poledance- Stange und schließe genießerisch die Augen. Die Kühlheit die das Metall ausstrahlt, lindert das schmerzhafte Pochen darin, aber wenn ich daran denke, wie sie sich wohl anfühlen wird, wenn ich mich darum drehen muss, wird mir übel.

Ich öffne meine Augen wieder und beginne mich aufzuwärmen. Während ich meine Muskeln und Bänder dehne, bekomme ich am Rande mit, wie die Türe aufgemacht wird und jemand hereinkommt.
Wie automatisch zucken meine Augen in die Richtung und ich muss erleichtert feststellen, dass es bloß die Kellnerin mit meinem Bourbon ist, den sie mir auf ein kleines Tischchen unterhalb der Bühne stellt.
Danach macht sie sich auf den Rückweg und stößt beinahe mit dem helläugigen VIP-Gast zusammen, der im selben Moment den Raum betreten möchte.

Ich wende den Blick von ihm ab, da ich nicht möchte, dass sein Starren mich wieder aufwühlt und meine Gedanken ins Chaos stürzt. Ich höre bloß wie Burke ihn begrüßt und ihn auf den Platz vom letzten Mal verweist. Ich gebe dem Tontechniker ein Zeichen und er spielt den Song ab, zu dem ich tanze. Die ersten Takte beginnen und ich entscheide mich spontan, nicht die Stange zu benutzen sondern begebe mich in Ballett Position. Ich tanze mir die Seele aus dem Leib und lasse alle Gefühle in meine Performance fließen. Wut, Trauer und Freude vermischen sich zu einem geballten Knäuel an Emotionen.
Den VIP sehe ich nur hie und da aus dem Augenwinkel, denn eigentlich ist diese Performance nicht für ihn, sondern rein für mich. Ich springe in die Luft, drehe und verrenke mich, aber alles in fließenden Bewegungen.
Als der Song zu Ende geht, bin ich so aus der Puste, dass ich kaum genügend Sauerstoff in meine Lunge bekommen kann.
Ich stehe da und meine Brust und senkt sich so schnell, dass man meinen könnte, sie möge gleich zerspringen.

Ein Klatschen katapultiert mich in die Realität zurück und ich fixiere mit meinen Augen die Person von der dieses Geräusch ausgeht. Der VIP hat sich erhoben und klatscht wie wild in die Hände. Sein Gesicht kann ich immer noch nicht erkennen, da er zu weit entfernt ist und das Licht zu schummrig. Ich weiß nur, dass er ungefähr im Alter meines Bruders sein muss. Etwas an seiner Haltung jedoch, macht mich irgendwie stutzig. Kann es sein, dass er sich gerade über mich lustig machen möchte?
Ich kneife die Augen zusammen, um ihn besser erkennen zu können, da hört er abrupt auf zu klatschen und setzt sich stattdessen in Bewegung. Doch auch diese Bewegungen scheinen irgendwie komisch zu sein. Er stolpert und torkelt direkt auf mich zu.
Scheiße!

„Grrandiuose, Voastellung...", lallt er und kommt immer weiter auf mich zu. Ich bin wie paralysiert und stehe einfach nur stocksteif da.
Plötzlich wird er von Burke am Kragen gepackt und zurückgerissen. Er grölt dabei etwas unverständliches und lässt seine Arme in die Richtung meines Bouncers schwingen. Dieser sieht ihn nur unbeeindruckt an, während er ihn hochhält, als würde er nicht mehr als ein kleines Miezekätzchen wiegen. Irgendwie ist diese Situation skurril, lustig und beängstigend zugleich.
„Lassss misch sofoat losz du Klotz!", brüllt er Burke an, der immer noch seelenruhig wirkt, aber seinen Griff verstärkt.
Ich sehe zu, wie der Türsteher den Trunkenbold grob in einen Stuhl drückt und sagt trocken. „Sitz, Kerlchen- sonst fliegst du hochkant raus."
Der Typ hebt ergebend die Hände und schnauft erleichtert auf, ehe er sein Gesicht nun zu mir wendet.

The Night SparrowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt