Kapitel 3

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Es fiel mir mehr als nur schwer, mich zu Sammeln und konzentriert die gezeigte Technik durchzuführen, aber mein Körper wusste bereits, was zu tun war, und so machte ich einen sauberen Takedown. Kaum, dass mein Partner vor mir auf dem Boden lag, zog ich seine Füße auf den Boden, stieg mit einem Bein zwischen seinen Knien hindurch und ließ mich reichlich unelegant in die Cross plumpsen. Für einen Moment verharrte ich so auf meinem Partner, dann richtete ich mich halb auf und fiel vor Schreck in meine vorige Position zurück, als jemand haarscharf an uns vorbeistärzte.

In einem komplizierten Knäul landete Micha mitsamt Partner neben uns und blieb mit der Nase im Bauch des anderen liegen.

"Beim Trainer sah das irgendwie anders aus", witzelte mein Partner, und robbte vorsichtshalber ein Stück zurück, als Micha mit verstrubbelten Haaren zu ihm herübersah.

"Tatsächlich", sagte Micha trocken und zog seinen Partner mit sich auf die Beine. Erst packte er ihn an den Schultern, dann schüttelte er irritiert den Kopf. Allen Anscheins nach konnte er sich nicht so recht entsinnen, was er eigentlich tun sollte.

"Schulter in meinen Bauch, Kopf eng ran, man, Micha, hast du überhaupt aufgepasst?", fluchte Michas Partner. Er schien Micha schon länger zu kennen und ihn zum Training mitgebracht zu haben.

"Kann man euch irgendwie helfen?", fragte ich unschuldig, bedacht darauf, Michas Partner anzusehen. Nein, natürlich ging es mir nicht um Micha. Niemals.

"Ja, ich denke schon." Michas Kumpel zog mich zu ihm herüber und zeigte Micha, wie er zu stehen hatte.

"So, und jetzt mit der Schulter nach hinten oben schieben, und dabei die Beine wegziehen", erklärte er. "Lena, du hältst dich besser an ihm fest."

Keine Sekunde später wurde ich mit Schwung von den Beinen gehoben, reflexartig schlossen sich meine Beine um Michas Hüfte, er stolperte nach vorne und im nächsten Moment lagen wir auf dem Boden. Zwar nicht mehr so chaotisch verknotet wie er zuvor mit seinem Partner gefallen war, aber trotzdem nicht optimal.

"Jetzt nur noch stehenbleiben", grinste mein Partner. "So schwer ist Lena nun auch wieder nicht."

Mit einem frechen Grinsen auf dem Gesicht hob Micha die Nase aus meinem Bauch, was ihm einen finsteren Blick einbrachte.

"Sag jetzt ja nichts falsches", knurrte ich, aber Micha lachte nur.

"Guck nicht so böse und zeig mir lieber, wie man von hier aus in die Cross kommt", lächelte er.

Während ich Micha also die Technik erklärte, machten unsere Partner untereinander weiter.

Und obwohl ich fast noch unkonzentrierter als Micha war, wenn er mich auch nur anlächelte, war ich unglaublich froh um jede Minute, die ich in seiner Nähe verbrachte.

Hin und wieder musste ich bei den Takedowns aufpassen, dass ich mich nicht wie ein Klammeräffchen an ihn hing, und alle halbe Minute musste ich ein beklopptes Grinsen von meinem Gesicht wischen. Aber sowas war halt unvermeidbar, wenn man auf Wolke sieben schwebte.

Wie konnte jemand nur so verboten gut aussehen und zu allem Überfluss auch noch so verboten gut riechen?

Leider oder vielleicht auch zum Glück wurde nochmal ein Partnerwechsel angeordnet, wodurch ich dann doch noch dazu kam, mit zumindest halbwegs klarem Kopf die Technik zu üben.

Dann wurde auch schon abgegrüßt, alle zogen sich um und einer nach dem anderen verabschiedete sich mit einer Umarmung oder auch einem Handschlag.

Auch ich umarmte die Leute, die ich schon länger kannte und grüßte die anderen mit Handschlag ab. Nur bei Micha hielt ich zögernd inne. Handschlag oder Umarmung?

KämpferherzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt