Kapitel 59: Jisung's fürsorgliche Rede 1

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JISUNG'S POV:

Schon einige Wochen sind vergangen, in denen Jeongin seelenruhig da lag und schlief. Ja, er schlief bloß. Es war fast so, als würde er wie ein Tier Winterschlaf halten. In der ersten Woche befand er sich ja noch im Krankenhaus. Er wurde untersucht und musste sogar auch fast wieder operiert werden, aber die Blutung war nicht so stark und sie hörte auch recht schnell auf und dementsprechend hatte es sich erledigt. Selbst seine inneren Verletzungen wurden behandelt. Ich hatte den Arzt gesagt, dass er vergewaltigt wurde und er mal nachschauen könnte, ob nicht doch irgendwas aufgerissen war. Tatsächlich war dies der Fall. Jeongin hätte alles abgestritten, wenn er wach gewesen wäre. Ich wusste ja, wie unangenehm ihn das gewesen wäre und deswegen war es sicherer, wenn er schlief.

Seid fünf Wochen war er schon draußen und schlief seelenruhig in meinem Bett. Das machte mir aber nichts aus. So lange es ihn gut ging, ging es auch mir gut. Das war schließlich die Hauptsache. Die Gerüchte in der Schule gingen weiter rum. Minho und ich waren uns einig, dass das aufhören muss, bevor Jeongin wieder wach war. Ja, ich blieb nicht immer bei ihn. Ich musste auch wieder in die Schule und durch Minho war ich ja nicht ganz alleine. Seungmin und Felix blieben stattdessen bei Jeongin und durch den beiden wusste ich auch, wie es ihn immer ging oder ob irgendwas los war. Die Ärzte meinten nämlich, dass er einige Wochen schlafen könnte und das dies ganz normal war. Sein Körper war nun mal eben fertig und erschöpft.

Eines Morgens betraten Minho und ich unsere Schule und wie schon jeden Tag ging ein Lästern durch die Reihe und wieder einmal war Jeongin Gesprächsthema Nummer eins. So langsam nervte es echt. Er kann doch nichts dafür das er eben so war, wie es war. Das muss definitiv aufhören und ich wüsste auch schon wie. Es war sehr riskant und ich hatte ja noch nicht mal mehr eine Ahnung ob das funktioniert oder ich mich selbst in Gefahr brachte und somit alles nur noch schlimmer machte. Ich hoffe mal nicht und ich kann die Situation irgendwie beruhigen und verbessern. Ich will auf keinen Fall, dass Jeongin wieder tiefer rutscht und sich wieder umbringen will. Einmal hatte gereicht. Vielleicht könnte ich ihn ja beim zweiten Mal nicht mehr retten.

"Jisung? Hey, Jisung!" Ich sah auf und sah direkt in Minho's besorgte Augen. "Alles okay? Du bist heute irgendwie so abwesend." Ich konnte nur schwach nicken. "Schon, aber etwas muss gegen die Situation hier in der Schule unternommen werden und das dringend. Wir müssen irgendwas für Innie tun." Minho nickte nachdenklich und fing zu überlegen an. "Vielleicht sollte ich ihnen seine Situation mal zu Augen führen." Minho sah mich nun skeptisch an. "Und wie? Wie willst du das anstellen, wenn er nicht da ist." Langsam legte sich auf meinen Lippen ein kleines Lächeln. "Überlass das ruhig mir, okay? Filme das, damit wir es später Jeongin zeigen können." Minho wirkte immer noch nicht sonderlich sicher dabei, aber dennoch nickte er und versuchte mich zu unterstützen. Vielleicht würden ja auch die Lehrer netter zu ihn sein. Sollte dies eintreten, dann blieb immer noch die Frage im Raum, ob Jeongin dann immer noch von Seoul weg wollte. Das muss ich dann alleine mit ihn bereden. Das war schließlich ein ganz wichtiger Wendepunkt in unserem Leben.

Die ersten zwei Stunden gingen recht schnell vorbei. Ich hab überhaupt nicht aufgepasst. Ich war nur am Nachdenken und mit den Gedanken bei meinem geliebten Freund. Ich verstand überhaupt nicht, wie man ihn nicht lieben konnte. Er war doch so niedlich und süß. Ich verstand es überhaupt nicht. Vielleicht muss ich es ja auch gar nicht verstehen. Ich weiß es nicht.

Ich schrieb Minho, dass wir uns auf dem Schulhof treffen sollten. Er wäre anscheinend bald da. Super! Dann kann ich endlich den Spieß umdrehen. Ich mache es hier nur für Jeongin. Das war ich ihn zumindest schuldig. Ich ertrug es doch selbst nicht mehr, wie schlecht über ihn geredet wird, also muss ich die ganze Sache eben selbst in die Hand nehmen. Irgendwie wird das schon klappen. Alles was ich erreichen will war, dass Jeongin wieder Spaß an der Schule hatte. Das hatte er damals immer. Er musste mir oftmals auch Nachhilfe geben, aber alles hatte nichts gebracht. Er war immer der Schlauste, aber durch mich, wurde er schlechter und wir blieben beide sitzen. Na super!

Auf dem Hof traf ich auf Minho. Er sah mich schon fast flehend an. "Was zur Hölle hast du vor?" Ich seufzte aus. Es fiel mir alles andere als leicht, aber jetzt war es eh schon zu spät für einen Rückzieher. "Ich will allen klarmachen, wie sehr Jeongin doch leiden muss. Das muss irgendwann auch mal aufhören, glaubst du nicht auch? Und du musst nichts weiter machen, als zu filmen, damit wir es Jeongin zeigen können, okay?" Er seufzte geschlagen aus und nickte. "Gut, okay!" Entschlossen nickte ich ihn zu und stellte mich in die Mitte des Schulhofes. "ALLE MAL HERGEHÖRT! ICH HAB EUCH ALLEN ETWAS ZU SAGEN!!!"

Minho sah ich an, dass er nicht so glücklich war mit dem Handy daneben zu stehen und mich zu filmen, aber es muss sein. Ich bekam die Aufmerksamkeit und viele traten näher an mich heran.

Ich räusperte mich einmal, bevor ich anfing zu sprechen. "Es geht um Yang Jeongin! Er ist doch auch nur ein Mensch wie wir, oder nicht? Nur weil er schwul ist, muss man ihn nicht hassen. Ich war ebenfalls schwul oder Minho. Wir sind doch alle in irgendeiner Art und Weise nicht normal. Ich finde es unfair wie ihr Jeongin behandelt, wenn es doch auch lesben an unserer Schule gibt und tief in euch drinnen seid ihr bestimmt auch nicht normal. Jeongin hat aber nicht verdient wie ihr ihn behandelt. Ihr macht ihn kaputt. Versetzt euch nur einmal in seine Lage und seht die Welt aus seiner Sicht. Aus seiner Sicht sieht sie Welt grau und trostlos aus, voller Schmerz und Angst. Und wieso? Richtig! Nirgendswo fühlt er sich mehr wohl. Nirgendswo ist er mehr Willkommen. Fragt euch einmal wieso! Ihr würdest euch auch nicht mehr wohlfühlen, wenn man weiß, dass man unerwünscht war. Er ritzt sich, um seinen Schmerz auszuhalten und irgendwo rauszulassen. Ihr hättet das nicht anders getan. Er ist doch auch nur ein Mensch mit Gefühlen. Es ist einfach nur unfair. Er war schließlich kein Müll den ihr so behandeln könnt, wie ihr wollt. Für mich...ist er das Beste was mir jemals passiert war und ihr habt bestimmt auch so einen. Jeongin ist...meine erste und große Liebe. Ihn muss man einfach nur lieben. Damit es euch mal gesagt sei. Auch ihr seid Menschen mit Gefühlen. Behandelt ihn besser und lästert nicht mehr über ihn. Versetzt euch einmal in seine Lage." Langsam endete ich. Alle sahen mich entgeistert an. Keiner hatte mehr etwas dazu gesagt. Ich sah zu Minho, der schockiert sein Handy etwas gesunken hatte. Meine Tränen konnte ich nicht mehr aufhalten und sie liefen mir ungehindert aus den Augen. Das musste mal gesagt werden. Es muss sich jetzt einfach etwas ändern.

FORTSETZUNG FOLGT.....

Pain || JeongsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt