Kapitel 7.2

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   »Du hast einen schrecklichen Modegeschmack«, bemerkte er schließlich. Eine Aussage, die Victoria dazu brachte, den Kopf zu heben und ihn anzusehen. Der Engel vor ihr hatte wunderschönes, leicht zerzaustes Haar und lehnte lässig an seinem Schreibtisch. Nicht einmal die Haremshosen, die er als einziges trug, sorgten dafür, dass er harmloser wirkte.

   Sein intensiver, violetter Blick ließ ihr Herz heftig klopfen. »Was ist hier los?«, brachte sie mühsam hervor. »Warum werde ich von fremden Leuten in diese Sachen gesteckt und durch die Gänge geschoben?«

   Ihr Mund wurde trocken, als ihr bewusst wurde, dass sie vermutlich gerade einen Fehler begangen hatte. War es gut, den Erzengel mit derartigen Fragen zu belagern?

   Auriel, der die ganze Zeit versuchte, aus ihren Gefühlen schlau zu werden, blickte sie nun überrascht an. Er hatte nicht mit einer solchen Bemerkung gerechnet.

   »Ist das so?«, fragte er, denn er hatte Orion lediglich darum gebeten, sie zu ihm zu bringen. Er war davon ausgegangen, dass dieser sie einweihte und sie sich daraufhin extra für ihn herausgeputzt hatte. Aber wenn dem nicht so war und man sie einfach dazu gezwungen hatte, erklärte das ihre widerstreitenden Gefühle.

   »Bitte verzeiht, Mylord. Aber das alles überfordert mich«, sagte sie und senkte den Blick erneut. Ihr Körper wirkte angespannt und steif. Nur ein leichtes Zittern zeigte dem Engel, dass sie keine Puppe war.

   Er winkte ab und wollte das Thema damit beenden, doch gedanklich machte er sich Notizen. »Wie kann es sein, dass eine Frau wie du, mir nicht aufgefallen ist?«, fragte er, wobei er sich selbst dafür ohrfeigte. Es war im Grunde wie bei den letzten Musterungen. Er hatte die wirklich interessanten Frauen immer alle übersehen.

   »Wir sind uns heute das erste Mal begegnet. Ich wohne in der Wohneinheit von Saria 24«, erklärte Victoria, die Angst hatte, mit zu kurzen Antworten vielleicht noch mehr Ärger auf sich zu ziehen.

   Sie spürte bereits, dass es im Raum kälter wurde, ohne zu wissen, dass sich Auriels Ärger nicht auf sie bezog.

   »In den Bereichen der Magielosen?«, fragte er stirnrunzelnd, bevor er den Kopf schüttelte. »Erklär das«, forderte er, während er sie noch immer anstarrte. Dabei lehnte er noch immer an seinem Schreibtisch, was ihm etwas Lässiges verlieht.

   Victoria hob erneut den Blick, bevor sie hilflos die Schultern zuckte. »Der Kristall hat nicht reagiert«, sagte sie, weil sie gar nicht wusste, was sie sonst dazu sagen sollte.

   Auriel schnaubte lediglich leise, bevor er sich von seinem Schreibtisch abstieß und auf Victoria zuging. Dabei streckte er die Hand aus, um eine ihrer Haarsträhnen zu greifen.

   Victoria zuckte zusammen, doch sie wich nicht zurück. »Du bist so nervös«, bemerkte der Engel, der mit ihrer Strähne spielte. »Hast du Angst?«

   Das war eine gute Frage. Hatte sie Angst? »Nicht ... vor Euch«, sagte sie schließlich ehrlich, was Auriel überraschte.

   »Wovor dann?«, wollte er wissen, da er ihr nicht ganz folgen konnte.

   Victoria machte eine unruhige Handbewegung. »Vor dem Ungewissen. Davor, nicht zu wissen, was Ihr von mir erwartet«, gestand sie unsicher, während ein aufgeregter Schauer sie überkam. Vielleicht machte er ihr doch ein wenig Angst.

   Auriel schmunzelte leicht. »Ach wirklich?«, fragte er belustigt und küsste ihre Strähne.

   Je länger er ihr stand und in ihren Gefühlen badete, desto stärker wurden sie. Aber es war nicht nur das. Sie wurden auch noch köstlicher, je länger sie anhielten.

 Vermutlich war sie nicht die Gesuchte, doch sie sprach seine Sinne auf eine Art an, wie es schon lange nicht mehr der Fall gewesen war und das wollte Auriel auskosten.

Der Harem des EngelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt