Mr. Policeman

EPILOG

Ein Jahr später

Hanjae zog sich seine Cap tiefer in die Stirn, als die Strahlen der Frühlingssonne ihn blendeten. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, seitdem er endlich wieder am Rand des Lacrossefeldes stand und Jasper beim Training zuschauen konnte. Und ihm war gar nicht bewusst gewesen, wie sehr ihm das doch gefehlt hatte. Es war Monate her — fast ein halbes Jahr. Und nun tat es gut, dass er Jasper endlich wieder in seinem Element sehen konnte, wie er mit seinen Teammitgliedern um das Catchen des Balls konkurrierte und er über das Feld sprintete.

Und Jasper sah dabei endlich wieder glücklich aus. Als er letzte Woche das erste Mal nach all den Monaten am späten Abend von dem Training zurück nach Hause gekommen war, hatte er Hanjae mit einem Lächeln auf den Lippen umarmt und ihm anschließend mit einem Strahlen von dem Training erzählt. Eigentlich sollte er sich noch zurückhalten — das war Anweisung von seinem Arzt. Aber sobald Jasper das Okay bekommen hatte, wieder zum Training zu dürfen, hatte er sich Hals über Kopf wieder mit voller Motivation reingestürzt. Hanjae beobachtete das mit einem besorgten, aber auch verständnisvollem Blick. Er wollte einfach, dass Jasper wieder glücklich war, aber zeitgleich auch, dass er sich nicht überanstrengte, auch wenn er so tat, als sei alles wieder in bester Ordnung. Er hatte bereits vor einigen Wochen wieder mit regelmäßigem Ausdauer- und Krafttraining begonnen, aber die Erlaubnis wieder zurück zum Lacrossetraining zu gehen, hatte er erst letzten Montag bekommen. Und anschließend war er noch am selben Tag bei dem Training seiner Mannschaft am Abend aufgetaucht.

Und auch wenn Jasper zufrieden damit schien, dass er wieder bei seiner alten Mannschaft von der Uni trainieren konnte, tat es Hanjae leid, dass er seine große Chance damit vertan hatte. Wer wusste es schon, vielleicht kam irgendwann wieder ein Angebot, aber Hanjae sah dem realistisch entgegen. So eine große Möglichkeit, wie jene, die Jasper letzten Sommer bekommen hatte, kam nicht so schnell wieder; auch wenn er sich erneut hereinsteigern würde und alles gab. Hanjae war sich unsicher darüber, was Jasper darüber dachte. Ob er der Annahme war, dass er es doch in die Profiliga oder eines Tages in die Nationalmannschaft schaffen würde, denn darüber sprachen sie nicht großartig, seitdem Jasper den Unfall gehabt hatte.

Es war immer beschissen, wenn man aufgrund einer Verletzung pausieren musste. Aber gerade die wohl größte Chance der beginnenden Karriere zu haben und dann für mehr als ein halbes Jahr einen kompletten Ausfall zu haben, tat weh und war bitter. So schnell Jasper in der U20 gewesen war, so schnell war er auch wieder draußen gewesen. Und seinen größten Traum wie eine Seifenblase einfach in der Luft zerplatzen zu sehen war bitter. Vor allem, wenn es nicht einmal Jaspers eigene Schuld gewesen war — oder zumindest nicht voranging, sondern die eines gegnerischen Spielers.

Der Abpfiff des Trainingsspiels riss Hanjae aus seinen Gedanken und er beobachtete Jasper dabei, wie er Luan auf den Rücken sprang und das laute Lachen der beiden schallte bis zu ihm herüber.

Ein Lächeln machte sich auf Hanjaes Lippen breit und er wartete geduldig am Spielfeldrand, während Jasper noch mit Luan und zwei weiteren seiner Mitspieler herumalberte. Jasper hatte endlich Anschluss in seiner Mannschaft gefunden und das nicht nur bei Luan, mit dem er mittlerweile sogar wirklich befreundet war. Luan war letzten Sommer der Einzige gewesen, der zusammen mit Jasper zu dem Sommertraining der U20 hatte gehen dürfen, aber auch für ihn hatte es nicht gereicht, aber er war so ausgeschieden, nicht im Anschluss aufgrund einer Verletzung wie Jasper.

Und jetzt waren beide wieder zurück bei der Mannschaft ihrer Uni. Und auch wenn sie ihre große Chance verpasst hatten, schienen sie den Spaß und auch den Ehrgeiz beim Lacrosse immer noch zu besitzen und Hanjaes Empfinden nach war das wohl das Wichtigste.