Kapitel 5

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Schattenkreaturen tauchen meistens in der Nähe von Höhlen auf und verhüllen ihre Opfer, bis sie nicht mehr wissen, wo rechts oder links ist und wenn sie dann geschwächt sind, entreißen sie ihnen ihre Innereien und ihre Haut. Laut den Legenden tun sie das, um ihre Gestalt zu materialisieren und Böses zu vollbringen.
Aber genau weiß man es nicht, zu jeder Geschichte hat es zwei Seiten.
Bei den Sterblichen, Hexen und Zauberern gehen sie anders vor.
Die Schattenkreaturen werden zu den Schatten von ihnen, bis sie geschwächt sind und erkranken, manchmal nagt es auch an ihrem Verstand und sie werden unerträglich in Gegenwart der liebenden Menschen. Ich habe gelesen, dass sie dann diese heimsuchen, wenn es Vollmond ist, wo ihre Kraft sich bündelt und am stärksten ist.
Dadurch können die ahnungslosen und schlafenden Menschen aus ihrem Leben gerissen werden. Für die Angehörigen ist es der Anschein, als wären sie durch eine Krankheit gestorben.
Diese war lediglich eine Legende und Sage. Doch diese Legenden sind sehr veraltet, wenn sie stimmen sollten, wissen wir nicht, was wir genau glauben sollten. Niemand hat es jemals selbst erlebt oder gesehen und die, die es erlebt haben, sind gestorben. Ich würde mich da auch nicht freiwillig darauf stürzen und herausfinden oder mich als Versuchsobjekt anzubieten.
Ich wollte es am Anfang nicht glauben, doch alle Indizien führen darauf.
Nach einem langen Spaziergang sind wir fast an diesem besagten Ort angekommen.
Ich schaue zu Lizzy rüber und werde neugierig, wo ihr Amulett denn sei.
"Ich habe es vor einem Jahr bei einem meiner Abenteuerlichen Streifzügen verloren oder vor viel längerer Zeit." Sie räuspert sich "Ich meine bei meiner Patrouille im Wald. Es war schon spät, also wollte ich es am nächsten Tag suchen", "Da alles gleich aussah, wusste ich allerdings nicht mehr, an welchen Stellen ich war. Ich vermute, ich bin damit irgendwo hängen geblieben."
Als wir unseren Weg zu dieser Hölle suchen, hören wir plötzlich ein Krächzen.
"Dieser Rabe braucht unsere Hilfe!" Lizzy's Augen zeichnen Besorgnis aus.
"Woher willst du es wissen? Ein Rabe krächzt sicherlich immer mal wieder und ruft seine Gefährten und Kumpane." Unsere Schritte werden immer zügiger. Diesmal versuche ich, mit Lizzy Schritt zu halten.
"Ich kann mit Tieren reden und sie verstehen. Herr Hasenfuß."
"Achja, da war ja was." Sage ich in Gedanken zu mir selbst. Diese Tratschereien, man weis nie, was man noch glauben sollte.

"Ich habe das irgendwo aufgeschnappt, dass einige Hexen in der Lage sind mit Tieren zu sprechen. Dass es möglich ist, habe ich selbst noch nicht erlebt." Lege ich meine Rechenschaft vor ihr ab, als würde es sie brennend interessieren.
An dem Ort angekommen, in welche das Geräusch kam, sehen wir einen Raben, dessen Gefieder komplett schwarz und im Licht einen grün-blau-violett Metallglanz besitzt. Er wirkt prächtig und stattlich, doch seine schlanke Statur verhindert, dass man seine ganze Schönheit bewundern kann.

Er braucht tatsächlich Hilfe.
Der Fuß des Raben steckt an einem Fangeisen fest.
Lizzy bewegt sich vorsichtig und gebeugt in die Richtung des Raben. Vor Panik flattert dieser allerdings wild herum und schlägt mit den Flügeln um sich.
"Shhh, ich tue dir nichts, ich möchte dir nur helfen." Sagt sie mit ruhiger und sanfter Stimme, dass man wie ein Zauber nicht anders kann, als sich zu beruhigen. Daraufhin hört der Rabe auf und betrachtet die Person gegenüber aufmerksam.
Ich höre nur ein Krächzen. Dazu erwidert Lizzy: "Ich weis es tut weh, aber gleich ist es vorbei. Ich kann mit Tieren reden. Ich bin Lizzy, du kannst mir vertrauen. Das ist Roy, er wird mir dabei helfen" Lizzy zeigt in meine Richtung. Der Rabe legt seinen Kopf seitlich.
Er guckt sie fragend und gleichzeitig neugierig an.
Dadurch konnte ich mich nähern und ihn befreien.
Der Rabe krächzt und fliegt weg, bevor ich meinen Heilzauber auf ihn anwenden kann. Allerdings brauche ich ein Medium, das ich momentan nicht zur Verfügung habe.
Bevor er außer Sichtweite ist, fliegt er gegen einen Ast und es scheint, als würde er abstürzen, doch er breitet rechtzeitig seine Flügel aus und verschwindet.
"Ein Corvus Corax, Kolkrabe, eine prächtige und majestätische Kreatur." murmelt sie und schwärmt vor sich hin.
Ich muss bei dieser Szene mit dem Raben gegen den Baum innerlich lachen, weil es mich an etwas erinnert, obwohl es doch erschreckend war.
"Was gibt es darüber zu lachen? Erfüllt es deine Seele, jemand in misslicher Lage zu erblicken?" Lizzy hat mein Verhalten mitbekommen und ich fühle ein Hauch Schuld in mir.
Ich schüttel meinen Kopf.
"Ich habe daran gedacht, wie ihr euch ähnelt. Der Rabe und du."
"Und wie bitte schön?" Neugierig, mit einem hochgezogenen Augenbraue und skeptisch blickt sie zu mir.
"Du bist unvorsichtig oder unbeholfen in einigen Situationen und misstraust anderen. Was nicht schlimm ist, aber das hat mich sehr daran erinnert."Anstatt etwas zu sagen, schlägt sie mich am Arm und geht weiter.
Sie hat eine ganz schöne Kraft.
Ich reibe mir vor Schmerzen meinen Arm, wo sie mich geschlagen hat.

Hex - Everywhere in EveryoneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt