05. cinnamon and vanilla

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having a soft heart in cruel worldis courage, not weakness

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having a soft heart in cruel world
is courage, not weakness.

A M E L I E

Der Himmel war ein einziger drückender Grauschleier, als ich an diesem späten Nachmittag durch die einsamen Straßen Hogsmeade schlenderte, einen dampfenden Becher heißen Kakao in den Händen und den Geruch von Regen in der Nase.

Seit Tagen regnete es unablässig, weshalb sich auf den Pflastersteinen schon Rinnsale gebildet hatten, die nach und nach zu ganzen Bächen heranwuchsen.

Der Oktoberwind riss die letzten Blätter von den Bäumen und verteilte sie auf dem feuchten Boden.

Es war ein überaus trostloser Tag und doch umspielte meine Lippen ein schwaches Lächeln.

Ich liebte den Regen.

Ich liebte alles daran, liebte den sanften Geruch mit dem er die Welt umhüllte, liebte das geräuschvolle Prasseln seiner Tropfen und wie sie einen beruhigenden Rhythmus auf die Dächer trommelten.

Doch am meisten liebte ich es, mich bei diesem Wetter in eine Decke vor dem Kamin einzukuscheln und ein gutes Buch zu lesen, was ich wahrscheinlich auch heute Abend tun würde, denn meine Freundin, mit der ich mich an diesem verregneten Nachmittag verabredet hatte, schien leider nicht aufzutauchen.

Immer wieder hielt ich Ausschau nach Astorias dunklem Haarschopf und ihren sanftmütigen grünen Augen, betete in Gedanken zu Merlin, dass sie unsere Verabredung bloß vergessen hatte, auch wenn ich eigentlich bereits wusste, dass dies wahrscheinlich nicht der Fall war und sie aus gesundheitlichen Gründen nicht hatte herkommen können.

Ich beschloss gleich nach ihr zu suchen, sobald ich wieder im Schloss war.

Vereinzelte Regentropfen verfingen sich in meinem langen dunkelbraunem Haar, denn der Zauber der mich vor dem Wetter schützte, verblasste allmählich.

Doch es kümmerte mich nicht.

»Evanesco«, murmelte ich und ließ den leeren Becher in meinen Händen verschwinden, bevor ich mich wieder auf den mit verdorrtem Herbstlaub dekorierten Weg zurück zum Schloss hinauf machte.

Ich blendete die Welt um mich herum vollkommen aus und versank so tief in meinen Gedanken, dass ich vor Schreck zusammenzuckte, als sich mir plötzlich von hinten eine Hand auf die Schulter legte.

Aus Reflex zog ich meinen Zauberstab hervor, wirbelte herum und jagte meinem Gegenüber einen Schockzauber mitten in die uniformierte Brust.

          

Nichts geschah.

Mein Herz klopfte, denn als ich das Kinn anhob und dem Jungen ins Gesicht blickte, der hinter mir im Regen stand, versank ich gleich in dem kristallenen See seiner beeindruckend blauen Augen.

Für einen Moment dachte ich es wäre Theodore, doch dann fanden meine Augen die Fluchnarbe, die sich quer über das hübsche Gesicht des Jungen zog.

Trotz des eisigen Regens, der jetzt auf uns hinabprasselte, fühlte ich meine Wangen glühen.

Vor mir stand genau der Todesser, der vor einigen Wochen im Gemeinschaftsraum der Slytherin auf die absolut charmanteste Art und Weise mit mir geflirtet, und mir die wunderschöne Ausgabe von Shakespeares Romeo und Julia hatte zukommen lassen, die ich seither wie einen Schatz hütete.

Lucifer Lestrange.

Der um einige Jahre ältere Junge, von dem ich mich so weit wie möglich fern halten sollte — zumindest wenn es nach meinem großen Bruder ging.

Doch Enzo war nicht hier.

Meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.

»Hi«, brachte ich atemlos hervor und starrte ihn an.

»Verzeih mir, ich wollte dich nicht erschrecken«, sagte der Todesser höflich und schenkte mir ein entschuldigendes Grinsen. »Gute Reaktion.«

»Du— du hast das nicht mal gespürt?«, fragte ich verwundert, woraufhin er den Kopf schüttelte.

Bevor ich reagieren konnte, war er hinter mir, zog mich mit dem Rücken an seine sich verdammt muskulös anfühlende Brust und umfasste mein Handgelenk. Das Leder seiner Handschuhe fühlte sich kühl auf meiner Haut an, doch die Berührung des Todessers war nicht unangenehm, im Gegenteil.

Sie brachte mein Herz zum klopfen und meinen ganzen Körper schier magisch zum kribbeln.

»Die Uniform lässt keine Flüche durch, du musst also—«, er hob meine Hand und richtete die Spitze meines Zauberstabs auf einen der Todesser, die seit der Machtübernahme Lord Voldemorts rund um die Uhr an den Mauern des Schlosses Wache standen.

»—genau auf den Kopf zielen.«

Mein Herz trommelte einen unruhigen Rhythmus, denn der angenehm maskuline Duft seines Parfums, gemischt mit der hypnotisierenden Nuance seiner Dunkelheit machte mich ein klein wenig nervös.

Ich versuchte nicht weiter darüber nachzudenken, dass mich in dieser Sekunde einer der gefürchtetsten Todesser des dunklen Regimes in seinen Armen hielt.

Denn es fühlte sich verboten gut an.

Stattdessen visierte ich mein Ziel.

Die Hand des Todessers schloss sich um meine und führte für mich die Zauberstabbewegung aus die es brauchte, einen Schockzauber heraufzubeschwören.

In Gedanken murmelte ich die Formel, beobachtete den Lichtblitz, der aus der Spitze meines Zauberstabs hervorbrach und wie ein leuchtend roter Pfeil durch den Regen schoss, bevor die Wache auch schon zur Seite kippte und regungslos am Boden liegen blieb.

Als mir klar wurde was ich gerade getan hatte, presste ich mir erschrocken eine Hand vor den Mund und drehte mich zu dem etwas älteren Todesser um.

heaven & hell | mattheo riddle 18+ ✓Where stories live. Discover now