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Ich klingelte, ihr Bruder öffnete die Tür
„Isagi, was machst du hier?"
„Ist deine Schwester da?"
„Ich glaube nicht. Die war nur kurz mit hier, mit einem Blumenstrauß und meinte dann, dass sie noch was erledigen muss"
„Und sie hat dir nichts gesagt?"
„Nein, aber wenn sie alleine rausgeht, trainiert sie meistens"
„Und wie lange dauert das ungefähr?"
„Eine bis zwei Stunden"
„Müsste sie dann nicht schon wieder zurück sein?"
Er schaute auf die Uhr
„Da hast du recht.."
„Wo ist sie, wenn sie nicht trainiert?"
„In ihrem Zimmer"
„Wo sie nicht ist"

Er überlegte und kam schließlich auf eine Idee
„Wenn du unserer Straße folgst, kommt doch ein Wald.."
„Kommt da nicht ein Berg?"
„In der anderen Richtung. Da war sie zwar schon länger nicht mehr, aber manchmal ist sie dort"
„Wieso das denn?"
„Das erzählt sie dir lieber selbst. Du gehst die Straße entlang, bis ein kleiner Pfad in den Wald führt. Den läufst du bis zum Ende durch. Ich warte hier, falls sie herkommt und dann ruf ich dich an"

Ich nickte zustimmend und machte mich auf den Weg.

D/N's Sicht:

Ich lehnte mich gegen den Stein und schaute auf den Boden, als ich plötzlich ein Rascheln im Gebüsch hörte. Etwas ängstlich rückte ich näher an den Stein.

Ich vernahm Yoichis verwunderte Stimme, als er aus dem Busch gekrochen kam
„Du bist ja wirklich hier"
„Woher weißt du das?"
„Dein Bruder meinte man könnte dich hier finden, wenn du sonst nirgends bist"

Ich stand auf
„Und wieso bist du hier?"
„Weil ich mir Sorgen um dich gemacht hab. Erst bist du komisch zu mir, dann sagst du du brauchst Zeit und dann bist du nicht erreichbar"
„Tut mir leid.."
„Es muss dir nicht leid tun, sag mir einfach was los ist"

Ich atmete tief durch
„Ich hätte das nicht an dir auslassen sollen, aber wegen Fußball und der Beziehung war ich so ausgelastet, dass ich was wichtiges vergessen habe.."
„Hier?"
„Wir hatten als Kinder einen Hund, Chopper.. Sie wurde auf der Straße hier so stark angefahren, dass sie es nicht überlebt hat. Deshalb haben wir sie hier begraben. Manchmal komm ich hier her und erzähle ihr von meinem Leben, aber mindesten zweimal pro Jahr bringe ich ihr Blumen mit. An ihrem Geburts- und an ihrem Todestag. Heute hatte ich es vergessen und habe mich deswegen schlecht gefühlt und wollte eigentlich nur so schnell wie möglich hier her.."
Er sah mich schweigend an.

„Du hältst mich jetzt sicher für verrüc-"
Seine Lippen drückten gegen meine und verwickelten mich in einen festen und etwas längeren Kuss. Als er sich daraus löste, schaute er mir in die Augen
„Ja, das tue ich. Aber Ich habe mich in letzter Zeit auch verrückt aufgeführt, das tut mir leid"

Ich umarmte ihn fest, er streichelte meinen Hinterkopf.
„Willst du noch hier bleiben?"
„Wir können auch gehen"
„Ich kann auch gehen"
„Nein, ich denke ich bin fertig für heute"

Er schaute auf das Grab
„Das willst du so lassen?"
„nicht?"
„Wollen wir die Blumen nicht lieber eingraben? Vielleicht wachsen sie dann immer wieder. Ein paar Wurzeln sind ja noch dran"
„Ich kann ihr auch weiterhin immer frische Blumen bringen, das ist kein Problem"

Doch bevor ich den Satz beendet hatte, grub er ein Loch und buddelte die Blumen ein.

Ich schaute ihm zu, während der Himmel sich langsam zuzog und ein paar kleine Tropfen auf die Erde fielen.

Er stand auf und kam mit seinen dreckigen Händen auf mich zu.
„Wehe"
Er grinste nur und kam weiterhin näher.
„Lass das Yoichi"
Er blieb dicht vor mir stehen
„Sonst was?"
„Sonst.." ich überlegte.

Er packte meinen Kopf und küsste mich fest. Mit Erde auf den Wangen löste ich mich aus dem Kuss, nahm etwas Erde und schmierte sie durch sein Gesicht.

„Das hab ich wohl verdient"
„Ja"
Es fing an etwas stärker zu regnen. Er sah mir in die Augen, nahm meine Hand in seine und legte die andere an meine Talje.
„Was wird das?"
„Ich weiß nicht"

Er fing an, mit mir zu tanzen. Da die Erde bereits ordentlich nass war, rutschte ich aber nach ein paar Schritten aus und riss ihn mit, sodass wir beide im Matsch lagen.
„Tut mir leid.."
Aber er lachte nur, zog mich auf sich und umarmte mich fest. Ich hatte mich noch nie so wohl gefühlt, wie in seinen Armen in diesem Moment.

„Lass uns gehen" meinte ich „mir wird kalt"
Wir standen auf, er legte mir seine Jacke über die Schultern, bevor wir zurück liefen.

Weibliches Wunder? - Yoichi Isagi x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt