Kapitel 9: Zerstörter Moment

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Nun stieß ich einen lauten Fernruf aus, das hatte ich in den Ferien aus Langeweile gelernt, Frau von Hohenfelz persönlich hatte es mir beigebracht und so erreichte ich alle meine Freunde.

Ich hatte nämlich auch zusammen mit Timo getestet wie weit mein Ruf reichte. Einmal über das gesamte Schulgelände.

,, Leute! Charly und ich haben sie gefunden! Wir bringen sie in die Krankenstation, sie ist bewusstlos!", nachdem ich das gerufen hatte, begann Charly das reglos Mädchen auf meinen Rücken zu hieven.

Nach einigem Gefluche hatte die Eichhörnchenwandlerin es geschafft und ich lief so schnell wie eben möglich los, während Charly sie ein wenig stabilisierte. Am Schulgebäude angekommen, gingen wir die Rampe nach unten zum Eingang der Krankenstation, die sich im Keller der Schule befand.

Kaum waren wir drinnen drückte Charly den Notknopf und ein schrillen Ton erklang. ,, Aua! Meine Ohren...", beschwerte ich mich, nun war es echt bescheuert keine Hände zu haben, mit denen ich mir die Ohren hätte zuhalten können.

,, Ah... Mein Kopf dröhnt...", kam es auf einmal schwach von meinem Rücken. Rayna! ,, Rayna, beweg dich am besten nicht, wir haben Hilfe geholt.", sagte ich zu ihr und war so erleichtert, dass sie aufgewacht war. ,, Okay...", murmelte sie kaum hörbar.

In diesem Moment eilten schon unsere Schulleiterin und Frau Drocher herein, die ja nicht nur unsere Schulköchin sondern auch die Schulärztin und Sekretärin war. Kurz gesagt, ohne jemanden wie sie, wäre die Schule ziemlich aufgeschmissen.

Sofort brachte man Rayna ins Behandlungszimmer und die Tür wurde vor unseren Nasen zugeknallt. Frau Weiß meinte nur noch: ,, Morgen vor dem Unterricht in meinem Büro." Dann ließ sie uns im erleuchteten Flur zurück.

Charly und ich machten uns wieder auf den Weg nach draußen. Dort trafen wir auf die anderen. Nur Nero war nicht mehr anwesend.

,, Er sagte er müsste noch irgendwo hin.", meinte Bella und zuckte mit den Flügeln.

,, Also, was ist passiert? Wo habt ihr sie gefunden? Geht es ihr gut?", stellte Clara gleich drei Fragen auf einmal. Charly machte sich sogleich daran sie zu beantworten. Mein Blick galt allerdings dem Turmfalken, der meinen Blick erwiderte und mir kaum merklich zu nickte.

Unauffällig entfernten wir uns von den anderen und begannen uns mit abgeschirmt Gedanken zu unterhalten.
,, Es war so komisch, sie lag in einem Gebüsch und da wird sie wohl kaum reingefallen sein. Das hätte man gesehen.", ich ging langsam im Schritt, während er neben mir her glitt.

,, Habt ihr sonst noch was gesehen? Waren dort noch andere Personen?", fragte seine Stimme in meinem Kopf. Doch ich schüttelte den Kopf, das hatte ich mir nun wirklich angewöhnt.

,, Nein, sonst war da gar nichts." Er schwieg, ich ebenfalls. Dann flog er näher an meinen Kopf: ,, Vielleicht sollten wir in nächster Zeit die Augen offen halten. Das kann ja kein Zufall sein." Nein, da gab ich ihm Recht.

An diesem Abend ging ich mit einem mulmiges Gefühl ins Bett. Hätte ich gewusst, dass jemand zu genau dieser Zeit über das Gelände lief, der alles andere als hier her gehörte, hätte ich vermutlich gar nicht schlafen können...

Am nächsten Morgen wachte ich viel zu früh auf, ein Gefühl des Durstes überkam mich und ich stand auf. Ich zog mich leise an und verließ die Hütte. Ich ging schon mal zum Schulgebäude. Dabei geriet mir ein unangenehmer, fremder Geruch in die Nase.

Was war das? Es roch dominant. Hengst. Ich roch einen fremden Hengst. Verwundert sah ich mich um. Gab es noch einen neuen Schüler?

Man unterschätzte vielleicht den Geruchsinn von Pferden, aber wir konnten sogar einzelne Gerüche aus einem Geruch herausfiltern. Und dieser Geruch war eindeutig der Geruch eines Ranghohen Hengstes.

Nervös sah ich mich um, es konnte nicht allzu lange her sein, dass er hier gewesen war, der Geruch lag noch zu deutlich in der Luft. In diesem Moment sah ich eine Eule über eine der Jungenhütten kreisen.

Das war kein Schüler! Aber war es überhaupt ein Wandler? Das war so seltsam, dass ich kurz zweifelte ob ich nicht doch noch schlief. Ich wich ein paar Schritte zurück und knallte gegen jemanden.

Erschrocken schrie ich auf und taumelte in die andere Richtung. Doch da packten mich zwei Hände an den Handgelenken. ,, Glæsa, beruhig dich. Ich bin es.", drang die vertraute Jungenstimme an mein Ohr.

Mit großen, panisch geweiteten Augen starrte ich den dunkelhaarigen Jungen an. Mein Herz schlug heftig gegen meine Rippen von dem Schreck und mein Atem ging ruckartig.

,, Du bist so doof, warum stellst du dich hinter mich?", vorwurfsvoll starrte ich ihn an und zog meine Hände zu mir. Damit zog ich ihn nur näher heran, da er ja immer noch meine Handgelenke hielt. Die Hitze schoss mir ins Gesicht.

,, Tut mir leid, das war keine Absicht. Ich kam von den Waschräumen.", er deutete mit dem Kinn auf die Anlagen und grinste etwas: ,, Warum so rot Glæsa? Mach ich dich so nervös?"

Ich riss die Augen auf und funkelte ihn im nächsten Moment an. Was ein Idiot! Wütend schnaubend entriss ich ihm meine Hände und wollte einen Schritt zurücktreten. Da schlossen sich seine Hände um meine Hüften und zogen mich an ihn ran.

Überrumpelt ließ ich es geschehen und starrte zu ihm auf in seine blauen Augen die mich mit einem Funkeln darin ebenfalls musterten. Ich öffnete meinen Mund um etwas zu sagen, doch vor lauter Herzklopfen, Aufregung und auch Empörung kam kein Laut heraus.

,, Weißt du, ich wollte dir das eigentlich schon gestern sagen, aber da wurden wir ja von Frau Weiß unterbrochen. Außerdem waren deine Freundinnen dabei und ich wollte eigentlich lieber einen ruhigeren Moment dafür.", sein Griff lockerte sich etwas.

Eigentlich hätte ich mich jetzt von ihm befreien können aber... das wollte ich gar nicht. Ich wollte nur wissen, was er mir sagen wollte.

Er setzte an um fortzufahren als auf einmal jemand um die Ecke kam. Es war Nero. Er starrte uns einen Moment an und hastig löste ich mich aus Lians Griff. Verlegen biss ich mir auf die Lippe und rieb mir über den Arm.

Nero zog nur eine Augenbraue hoch und ging weiter. Lian seufzte frustriert. Ich wandte mich wieder zu ihn und fragte zaghaft: ,, Was wolltest du mir sagen?"

Er sah mich kurz nachdenklich an, dann schüttelte er den Kopf: ,, Vergiss es, der Moment ist kaputt. Vielleicht wann anders." Damit ging er an mir vorbei und ließ mich leicht sprachlos und enttäuscht zurück.

Als ich mich wieder etwas gefasst hatte, sah ich wieder zu der Hütte über der die Eule gekreist hatte, aber die war nun weg. Vergammelter Mash, so ein Schrott! Ich hätte gerne gewusst ob das ein Wandler war und wenn ja, was er oder sie hier wollte.

Womöglich hatte es sogar was mit Raynas Vorfall gestern zu tun gehabt. Naja egal. Vielleicht war es auch nur eine normale Eule gewesen.

Ich machte mich wieder auf den Weg zum Schulgebäude. Währenddessen dachte ich erneut an den Moment mit Lian. Was hatte er mir sagen wollen?




So, ein weiteres Kapitel fertig, endlich mal wieder ein Update für euch. Ich hoffe euch hat dieser Teil gefallen. Lasst mir doch gerne mal ein Feedback da, darüber würde ich mich freuen. Kapitel 10 kommt die Tage.
LG Caratika

Hunsrück Internat (Woodwalker Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt