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Um Punkt Sieben Uhr stand ich in der Eingangshalle unseres Hauses. Jessica hatte bestimmt schon fünf mal gefragt, wohin mich Kyle denn ausführen wollte. Ich hatte ihr bislang keine Antwort auf diese Frage geben können und das machte sie wohl wahnsinnig.

"Aber hübsch siehst du aus Heute", sagte sie aufgeregt und lief zum wohl Zehnten Mal von der Küche aus in den Flur, um nachzusehen, ob Kyle schon da war.

Trotz ihrer freundlich klingenden Stimme und dem netten Lächeln auf ihrem Gesicht, war mir nicht entgangen, dass es kein echtes Kompliment war. Das war es im Falle von Jessica eigentlich nie.

Das Motorengeräusch von einem Auto verleitete mich dazu meine Jacke von der Garderobe zu nehmen, denn es konnte sich nur um Kyle handeln. Wie ein aufgeregtes Kind eilte meine Stiefmutter zur Tür und spähte durch das Glas hinaus, in den Hof.

"Da ist er ja! Möchtet ihr nicht vielleicht erst hereinkommen? Ein wenig plaudern?", plapperte sie drauf los und ich war wirklich etwas überfordert von ihrer Art. Das war ein äußerst seltsames Verhalten für Jessica.

Schwungvoll zog sie die Eingangstür auf, bevor Kyle auch nur auf den Klingelknopf drücken konnte und begrüßte ihn mit einem breiten Lächeln.

"Guten Abend", begrüßte er sie, bevor er sich an mich wandte.
"Bist du fertig? Wir müssen noch ein Stück fahren und ich möchte ungern zu spät kommen"

Erleichtert über die Möglichkeit, schnell aus dieser Freak Show zu entfliehen, zog ich mir die Jacke über und nickte.
"Ja, ich bin fertig. Auf wiedersehen Jessica, wenn Dad vor mir wieder zuhause sein sollte, wünsche ihm einen gute Nacht von mir", sagte ich und schenkte Jessica ein kleines Lächeln.

Dad war noch unterwegs. Ohne sein Auto, das hieß er würde sehr spät und ziemlich alkoholisiert wieder hier aufkreuzen. Obwohl ich Jessica die meiste Zeit nicht sehr leiden konnte, tat es mir jedesmal leid, wenn ich nicht zuhause war. Denn dann bekam sie oftmals sehr viel von seiner guten Laune ab.

"Natürlich, das werde ich mache. Euch zweien wünsche ich einen schönen Abend", entgegnete sie. Kyle verabschiedete sich ebenfalls von ihr und griff nach meiner Hand, bevor er mit mir zu seinem Auto lief.

Er fuhr recht schnell von unserem Hof herunter und in Richtung Highway. Obwohl er nicht direkt vor mir stand, roch ich seinen Duft und lehnte mich entspannt auf dem Beifahrersitz zurück.

"Du siehst gut aus, Mae", sagte mein Verlobter und ich sah ihn überrascht an. Er hatte ein wirklich schönes Lächeln und dass er lächelte nachdem er mir ein Kompliment machte, machte es mir nur schwerer, mich nicht noch mehr in ihn zu verlieben.

Denn genau das passierte momentan.

"Danke, Kyle", antwortete ich leise und konnte mir ein Lächeln einfach nicht verkneifen. Kyle sah zu mir herüber und ich merkte wie mein Lächeln immer breiter wurde.

"Nicht so rot werden, Mae", lachte er und schaute zurück auf die Straße, "Das wird bestimmt nicht das letzte Kompliment sein, dass ich dir machen werde"

Den Rest der Fahrt über redeten wir über die Verlobungsfeier. Kyle hatte die Idee, die meiste Zeit der Feier einfach zusammen zu bleiben, denn er kannte genauso wenige der eingeladenen Gäste, wie ich. Er warnte mich ebenfalls vor, dass seine Mutter und Jessica einen genauen Zeitablauf planten und es wohl keine gute Idee war, früher dort wegzufahren. Denn das hatten wir beide eigentlich vor gehabt. Weder er, noch ich waren große Fans des ganzen Trubels rund um die Verlobungsfeier.

Als das Auto auf dem Parkplatz zum stehen kam, sah ich Kyle fragend an. Wir waren an einem mir unbekannten Restaurant, an der Küste.
Er stieg aus, öffnete mir die Beifahrertür und hielt  mir beim Aussteigen seine Hand hin.

          

"Du siehst übrigens auch nicht schlecht aus", sagte ich und versuchte es so beiläufig wie möglich zu sagen. Denn auch wenn er wirklich unverschämt gut aussah in dem Hemd, musste ich sein sowieso schon viel zu aufgeblasenes Ego nicht noch mehr vergrößern. Sonst würde es womöglich platzen.

"Ja, wir sehen beide wirklich gut aus heute", grinste der Idiot und griff nach meiner Hand.
"Lass uns reingehen, ich habe eine Überraschung für dich"
Nun war ich aber wirklich gespannt, was er sich für unser Date überlegt hatte. Allein die Tatsache, dass er mich so spontan auf ein Date ausführte war schon Überraschend genug gewesen.

Als er dann noch zu mir sagte, ich solle mich extra Chic anziehen, als er mich zuhause abgesetzt hatte, war meine Aufregung doch mehr gegenwärtig als ich erwartet hatte.

Das Restaurant war wirklich schön und sehr edel. Kyle und ich passten hier optisch definitiv herein, da wir aussahen als wollten wir zu einer Gala fahren. Auch wenn es nicht mein erster Besuch in solch einem vornehmen Restaurant war, verspürte ich dennoch ein wenig Nervösität. Ich sah mich neugierig um und bemerkte, dass außer uns nur wenige weitere Gäste anwesend waren.

Der Kellner, welcher uns an der Eingangstür empfangen hatte, führte uns durch den gesamten Innenbereich des Restaurants, bis mir auffiel, dass ein Geruch von Salzwasser in der Luft hing. Kurz darauf betraten wir die Strand-Terrasse und ich ließ meinen Blick zu dem fantastischen Ausblick auf das Meer gleiten.

Ich war so in Trance, dass ich nicht bemerkte, wie sich Kyle hinter mich gestellt hatte und zuckte ungewollt zusammen, als er vorsichtig seine Hände um meine Taille legte. Sanft glitt er mit seinen Armen ganz um meinen Körper herum und zog mich etwas näher an sich heran.

"Du riechst unfassbar gut, Mae", sagte er leise und Legte sein Kinn auf meinem Kopf ab. Ich spürte wie sich ein verstohlenes Lächeln auf meine Lippen legte.
"Danke", hauchte ich und lehnte mich mit meinem gesamten Gewicht gegen ihn. Langsam fühlte ich mich immer wohler in seiner Nähe.

Er ließ von mir ab und ich fühlte augenblicklich, wie seine Körperwärme nicht mehr in meiner unmittelbaren Nähe war. Fast schon verärgert drehte ich mich zu ihm um um mich zu beschweren, doch mir blieb der Mund offen stehen, bevor ich etwas sagen konnte.

Kyle schenkte mir sein breitestes Grinsen und mir stockte der Atem ein wenig.

"Bist du wahnsinnig Kyle?", flüsterte ich schockiert und sah ihn durch große Augen an.
Mein Verlobter hielt eine Bordeaux Rote Samtene Schatulle in der einen und eine weiße Rose in der anderen Hand.
Die Schatulle war halb geöffnet und ich konnte die Kette mit den eingefassten Diamanten im Licht der Sonne funkeln sehen. Sie sah wunderschön aus und ich konnte meinen Blick kaum von ihr lösen, um erneut zu meinem Verlobten zu blicken.

"Wieso? Ich muss doch sicher gehen, dass du die passende Kette zum Verlobungsring trägst, wenn wir uns das erste Mal gemeinsam der Öffentlichkeit zeigen, oder nicht?", fragte er grinsend und ich schaute ihn immer noch schockiert an.
Diese Kette musste bestimmt Hunderte, wenn nicht sogar Tausende von Dollar gekostet haben. Er war tatsächlich wahnsinnig. Jetzt war es nur endlich bestätigt worden.

Kyle drückte mich vorsichtig auf den Stuhl und platzierte die Blume neben mir auf dem Tisch. weiterhin sprachlos akzeptierte ich einfach, dass er mich durch die Gegend schob wie eine Statue und sah ihm dabei zu, wie er die wirklich wunderschöne Kette aus der Schatulle nahm und mir um den Hals legte.

Das kalte Material der Kette legte sich auf meine Haut und ich griff augenblicklich an den eingefassten Diamanten.
"Du siehst so unfassbar schön aus, Mae", sagte er und seine Augen sahen mich in einer art und weise an, die ich zuvor noch nie bei ihm gesehen hatte. Warmherzig und irgendwie liebevoll.

Seine große Hand griff nach meiner Wange und ich sah ihn durch große Augen an. Mit Sicherheit sah ich aus wie eine verliebte Sechzehnjährige. In dem Moment hatte er mich voll und ganz in seiner Hand und ich konnte nichts dagegen tun. Seine Augen bohrten sich fast in meine hinein, bevor er endlich die Distanz überwand und seine Lippen sanft auf meine legte.

Dieser Kuss war so liebevoll und erfüllte mich mit einem Gefühl von Liebe, dass mich ganz heiß werden ließ. Meine Ohren glühten beinahe und ich konnte fühlen, wie meine Wagen feuerrot wurden. Unbewusst lächelte ich in den Kuss hinein und auch Kyle schien es mehr zu genießen als jeden anderen Kuss zuvor.

Erst als ich mich von ihm wegdrückte, um nach Luft zu schnappen, unterbrachen wir den wohl längsten Kuss bisher. Ich sah verliebt zu Kyle hinauf und merkte förmlich wie ich mich noch mehr in ihn verliebte, je länger ich ihn ansah. Er gab mir noch einen Stirnkuss, bevor er sich mir gegenüber an den Tisch setzte.

Kurz darauf kam auch schon der Kellner und Kyle bestellte für uns Getränke. Das Essen war fantastisch und wir unterhielten uns ziemlich lange über die Prüfungen, die anstehenden Footballspiele und Kyle erwähnte einige Partys die auf uns zu kommen würden.

"Kommst du am Wochenende dann mit zur Party der Footballmannschaft? Die Jungs werden auch da sein und ich denke es wäre gut wenn du mitkommst", ergriff er das Wort, als wir fertig mit dem Essen waren und der Tisch nur noch von einer Kerze und einem kleinen Blumengesteck geschmückt war.

Einerseits wollte ich nicht wirklich mit auf diese ganzen Zahllosen Partys gehen, aber mir war auch bewusst, dass unsere Beziehung so um einiges realistischer war, wenn ich ihn dorthin begleitete.

"Meinetwegen. Solange wir einen Fahrer haben und du vorher zu mir nach Hause kommst. Ich habe das Gefühl, sonst lässt Dad mich nicht gehen, wenn er nicht sicher ist, dass wir zwei zusammen dort sind", antwortete ich ihm. Es legte sich ein verschmitztes Lächeln auf Kyles Lippen und ich lächelte ihn ebenfalls an.

"Super. Ich komme vorher bei euch zuhause vorbei. Wir können auch gerne vor der Party etwa unternehmen. Immerhin haben wir bald nicht mehr jedes Wochenende Zeit zum feiern, sobald wir dann einmal offiziell Verlobt sind", sagte Kyle und ich nickte ihm zustimmend zu. Zwar war ich nicht wirklich eine große Party Maus, aber ich verstand was er meinte.

Eine angenehme Stille breitete sich auf der Terrasse aus und ich betrachtete Kyles nahezu perfektes Gesicht. Meine Gefühle für ihn konnte ich mir ohnehin nicht mehr selbst ausreden. Dafür waren sie viel zu präsent und viel zu stark geworden. Nach nur so kurzer Zeit.

"Mae?"

"Ja, Kyle?"

"Möchtest du mit mir den Sonnenuntergang ansehen?"

Natürlich wollte ich das. Und so, wie er danach gefragt hatte, konnte ich sowieso nicht 'Nein' sagen.

1713 Wörter
Einen schönen Sonntag euch🫶🌸

Maeحيث تعيش القصص. اكتشف الآن