Ronal

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Spider pov:

Was ist los? Habe ich etwas falsches gesagt? Hätte ich anders reagieren sollen?
Ich zerbrach mir den Kopf als ich Kiri hinterher sprintete die schnellen Schrittes voraus lief. Als ich sie eingeholt hatte stach mir die knallige Röte ihrer Wangen ins Auge. Sie sah für einen kurzen Moment zu mir und richtete ihren Blick sofort wieder nach vorne.
Ich warf einen Blick zurück, zu Ao'nung der uns mit leicht geöffneten Mund und purpurnen Wangen hinterher sah.
Wegen ihm? fragte ich mich und ich fühlte mich als würden sich meine Bandagen von selbst enger um meine Brust ziehen, in meine Haut einschneiden und mir die Luft aus den Lungen pressen.
Warum wollte ich weinend und schreiend zusammenbrechen? Warum wollte ich Ao'nung am liebsten eine reinhauen? Warum fühlte es sich so an als würde sich mein Herz in meiner Brust zusammenziehen?
Warum beeinflusste mich das sosehr?
Wir gingen weiter den Strand entlang, während ich mir den Kopf zerbrach.
War es weil ich ein Mensch war? Weil ich der Sohn meines Vaters war?
Mein Vater.
Mir stockte der Atem und die Welt um mich herum begann sich zu drehen.
Nein. schoss es mir flehentlich durch den Kopf.
Sie würden es rauskriegen.
Sie würden erfahren dass Quaritch noch am Leben war. Und wenn das rauskam, würden sie eins und eins zusammen zählen und würden es wissen.

Vor dem Dorf verabschiedete sich Silva und lief zur Einrichtung, die sich die Na'vi und Avatare neben der Einrichtung der Menschen, teilten.
Wir liefen weiter Richtung Tonowaris Majuri, alle zusammen. Ronal empfing uns schon am Eingang. "Ich sehe dich Ronal", grüßte ich höflich und neigte den Kopf zu unserer Geste des Respekts, als hätte sie mich nicht erst letzte Nacht in meinem verwundbarsten Moment gesehen und Stunden ihrer Zeit damit verbracht hätte mich wieder zusammen zuflicken. Ronal erwiderte: "Ich sehe dich", neigte aber nur knapp den Kopf. Sie winkte mich zu sich hinein, als die Sullys und die Metkayina hinterher wollten hielt Ronal sie auf. "Nur der Junge", sagte sie knapp und zog die Vorhänge hinter mir zu. Ich war nun allein mit einer Fremden, die auch nicht gerade den nettesten Anschein hatte.
Was würde gleich hier drinnen passieren?, fragte ich mich.
Ich war also jetzt in der Höhle des Löwen. Kalter Schweiß lief mir über den Rücken, ich wollte auf keinen Fall einen schlechten Eindruck machen. Was wenn sie mir ansah was ich getan hatte? Was ist wenn sie spürte das Eywa mich nicht will? Das wäre das Ende! Ich könnte dann nicht bei den anderen bleiben, aber ich kann nicht zurück zu den Menschen! Was wenn-. "Setz dich", unterbrach Ronal meinen inneren Nervenzusammenbruch. Gerade war 'mich hinsetzen' das letzte was ich wollte, aber ich gehorchte um sie nicht zu verärgern. Immerhin lag mein Schicksal jetzt in ihren Händen. "Wie nennst du dich?", fragte Ronal und legte sich, wohl aus Reflex, die Hand auf ihren kugelrunden Bauch. Wie konnte ich erst jetzt bemerken das sie ein Kind erwartete? "S-Spider", stammelte ich.
Sie hat mich gerade erst kennengelernt, da kann ich nicht gleich erwarten das sie meinen Namen kennt, versuchte ich mich zu trösten, diese Erklärung machte aber auch keinen Sinn, Vielleicht ist es auch nur ein Routinecheck.
"Warum kommst du zu uns, Spider?", fragte sie mich ungerührt weiter aus. "Ich war bei den Himmelsmenschen, ich bin von ihnen geflohen", begann ich stotternd, "Sie wollten das ich ihnen verrate wo die Omatikaya-Basis ist. Die Sullys waren immer wie eine Familie für mich, also hoffe ich bei ihnen bleiben zu können".
Eine Familie waren sie für dich, aber du warst keine für sie.
Ronal stellte zwei Becherartige Gefäße zwischen uns und goss sie, aus einer türkisfarbenen Teekanne aus Ton, verziert mit schwarzen Ornamenten die ihren Tattoos sehr ähnlich sahen, mit mintgrünen, kochendem Tee voll. "Trink nur, du musst sehr viel durchgemacht haben in letzter Zeit", sagte sie schon fast führsorglich. Dankend wollte ich schon den Tee annehmen, da viel mir wieder ein das das nicht ging. Beschämt erklärte ich ihr das ich hier nicht atmen konnte, und ich deshalb mein Exopack nicht abnehmen konnte. "Das ist sehr schade", antwortete Ronal, "Aber nun zu meiner nächsten Frage, wie willst du uns behilflich sein?". Darauf wusste ich keine Antwort. Im Omatikaya Clan gelang es mir mich nur zu integrieren, weil ich gut auf Bäume klettern und gut mit Pfeil und Bogen umging, und das nicht ganz. Aber hier waren meine Fähigkeiten völlig nutzlos! "Ich weiss es nicht", gab ich zu und senkte betreten den Kopf. "Wir werden sehen was du hier tun kannst, bis dahin werden dir meine Kinder unsere Gebräuche beibringen", fuhr die Tsahìk fort, "Lerne schnell". Damit war ich entlassen.
Ich war schon drauf und dran nach draußen zu fliehen, als mir noch etwas einfiel.
"Äh, eigentlich ist mein Name Miles. Das ist mein Menschen Name. Ähm, Miles Soccoro. Spider nennen mich nur meine Freunde, das war Kiris Idee als wir klein waren, weil ich immer überall hochgeklettert bin", Warum erzählte ich ihr das? Ich wollte aufhören aber die Wort brachen einfach aus mir heraus. "Sie hat mir sehr viele Spitznamen gegeben und-". "Miles Soccoro oder Spider?", unterbrach sie mich und bedeutete mir mich wieder zu setzten. "Ähm, Spider", antwortete ich.
Toll gemacht Spider. In welche Scheisse hast du dich diesmal geritten? Arghhhhhhh! Ich wollte doch einen guten ersten Eindruck machen, jetzt denkt sie doch bestimmt dass ich bescheuert bin, womit sie nicht mal falsch liegt!
Oh grosse Mutter, bitte, bitte lass die Erde unter mir auf brechen und mich verschlucken, betete ich, wie schon so oft.
Wie immer erwies sie mir diesen Gefallen nicht.
"Spider", sie zog das Wort unnatürlich in die Länge, "Ja?". Sie sah mich abwartend an. In meinem Kopf herrschte eine gähnende Leere. Sie sah ungeduldig aus, "Und weiter?", fragte sie.
"Soccoro", immer noch diese scheiß Leere.
Sie seufzte, bevor sie mich aufklärte, "Ich dachte weil du dich wie ein Na'vi kleidest, unsere Sprache sprichst, bei uns leben willst und du, Kiri und Mo'at zufolge, sehr gut mit unserer Kultur vertraut bist, dass du doch bestimmt weisst wie ein Na'vi-Name aufgebaut ist und vielleicht sogar einen hast oder gerne hättest", erklärte sie mir und ich nickte zu erst dümmlich, bevor mein Gehirn die neuen Informationen verarbeitet hat und ich anfing eifrig zu nicken, "Das wäre toll".
"Gut also, wie heißt dein Vater?", fragte sie mich und mein Lächeln bröckelte, "Miles", antwortete ich, "Oh, also wurdest du nach ihm benannt?", fragte mich die Tsahìk interessiert und ich nickte geknickt.
Sie presste die Lippen so fest aufeinander, dass sie nur noch eine gerade Linie bildeten, "Warum willst du einen anderen Namen annehmen, als den deines Vaters?", fragte sie.
Ich war überrascht von ihrer Frage, ich hatte keine Antwort für sie parat also sagte ich was mir als erstes einfiel: "Er war kein guter Mann". "Was lässt dich da so sicher sein?", "Er war der Sicherheitschef der RDA, die Himmelsmenschen", ich schluckte und mir schossen wieder die Bilder durch den Kopf, von dem Video welches die Recoms meines Vaters und Wainfleet aus der Dashcam des Kampfanzugs meines Vaters zogen.
Hatte er Angst? Hat er etwas bereut? Was war sein letzter Gedanke? Mama? Oder ich? Hat er uns überhaupt geliebt, oder war ich nur das Missgeschick einer lockeren Affäre? Es gab nur eine einzige Person die mir diese Frage beantworten konnte, und sie war die letzte mit der ich sprechen würde. Sie nickte nachdenklich, "Wie alt warst du?", fragte sie nach einer langen Pause.
"1 Monat", antwortete ich und wandte den Blick ab, "Ich kenne ihn nur aus den Geschichten der Na'vi".
"Was ist mit deiner Mutter?", ihre Frage schnürte mir die Kehle zu und ich versuchte krampfhaft nicht zu weinen und zu sprechen.
"Tot, im Krieg".
Sie legte ihre Hand sanft auf meinen Oberschenkel um mich dazu zu bringen sie anzusehen. Sie sah mich beinahe schon fürsorglich an, "Wie hiess sie?", "Paz... Soccoro", antwortete ich und schniefte, "Aber das ist doch unwichtig". "Ich entscheide was wichtig ist und was nicht", wies sie mich scharf zurecht, wurde jedoch bei ihren nächsten Worten weicher: "Willst du lieber ihren Namen tragen?", fragte sie. "Aber ein Sohn wird doch immer nach seinem Vater benannt und eine Tochter immer nach ihrer Mutter", wand ich ungläubig ein, hatte aber schon eine genaue Vorstellung meines neuen Namens im Kopf, welche mein Herz zum flattern brachte. "Ich bin Tsahìk, ich gebe hier den Ton an", sagte sie, und ich strahlte bis übers ganze Gesicht.
"Also", ihr Lächeln, und ihre ganze Art, kam mir seltsam vertraut vor und gab mir ein Gefühl der Sicherheit, welches ich in dieser Form bis jetzt noch nie erlebt habe, oder vor zu langer Zeit das letzte Mal fühlte, und vergessen hatte.
"Spayter te Sokoro Pazì'itan, willkommen in Awa'atlu".

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