⚔ ɴɪᴀʟʟᴇᴡ - Teil 8 ⚔

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Wer ich war, weißt du nie. Denn es lag lang schon in der Vergangenheit. Wer ich sein werde, wirst du wissen, wenn es denn soweit sein wird. Denn es wird deine Zukunft sein. Langsam öffneten sich meine Müden Lider. Schwach hob ich den Kopf in die Höhe, doch alles war Dunkel um mich herum. War das wirklich passiert, was danach geschehen war? Eine Lücke in meiner Erinnerung, ich sah nur wie der Bär sich auf Mikhail stürzte und ihn zu Boden drückte. Ein Schmerz ließ mich zusammenzucken, ich betrachtete die Quelle davon. Mein Arm hatte vier tiefen Kratzer, es sah Klauen artig aus, als hätte der Bär mich zu packen versucht. Doch wo war er jetzt? Hektisch drehte ich meinen Kopf. Doch das einzige, was ich sah, war ein Haufen Dunkelheit nicht weit entfernt. Der Bär! Schoss es mir durch den Kopf. Dann erst hörte ich das Plätschern von Wasser. Mikhail war im Wasser und seine Sachen waren ordentlich zusammengelegt, neben mir. Keinen Plan, wie ich mich verhalten sollte, doch als er bemerkte, dass ich ihn still und heimlich musterte - kam er auf mich zu. Hastig drehte ich den Kopf weg. Denn es war nur das Wasser, das mit die sie unten seiner Lenden verdeckte. Meine Lungen füllten sich mit Sauerstoff. Es tat gut. Für einen kurzen Augenblick war mir Schwarz vor den Augen geworden. Mein Bewusstsein kam und ging in einen homerischen Rhythmus - wie Meereswogen, die in stürmischer See über das Deck eines Kutters spülten. Die Dunkelheit kehrte zurück und ich ergab mich ihr - dankbar dafür, wenigstens vorübergehend vor dem wirbelnden Gedanken geschützt zu sein. Gehüllt in direkter Dunkelheit wie in eine Decke und ließ mich treiben, wie die Eisberge und in einigen schwarzes Wasser gebetet. So erzogen, so gelebt doch als Prinzessin geboren. Die nie eine sein wollte. Wie soll man sich nun entscheiden. Eine Prinzessin ist frei, doch aber auch eine Königin kann das sein. Man kann im Einklang leben, mit jenen der einen versteht. Die Angst vor der Vergangenheit und die in der Gegenwart zu existieren. Plötzlich hatte ich den Eindruck, als hätte jemand mir in die Brust gegriffen und ein Kästchen entriegelt, das mein Herz umschloss - und ein unendliches Gefühl der Zärtlichkeit strömte wie frisches Blut durch meine Adern. Ich öffnete meine Augen, gerade als er sich seine edle Reithose übergezogen hatte, keine Sekunde zu früh. Mittlerweile mussten es Stunden später sein. Er kniete sich neben mich hin und blickte auf meinen Arm. Es musste mitten in der Nacht sein, denn man konnte nur Silhouetten erkennen, die Bäume sahen aus wie knorrige Gerippe. Tief schien er in meine Seele zu blicken, ein kalter Schauer fuhr über meine Arme und ich setzte mich aufrecht hin, mit dem Rücken gegen einen Baum gelehnt. Dankbar für den Halt, den er mir gab. Mikhail hatte nun seine Hose an, nicht so seine Tunika, fiel mir auf. "Was ist passiert?" Fragte ich mit einem Blick auf den Arm, ohne den Blick auf ihn zu richten. Ein Fetzen des hellen Stoffes war um meinen Unterarm gewickelt, wo zuvor mehrere Kratzspuren zu sehen gewesen waren. "Hast du ihn umgebracht?" Setzte ich gleich hinterher, wobei er seinen Mund wieder schloss, weil ich ihm das Wort abgeschnitten hatte. "Wäre es besser, wenn er uns hatte getötet? Ja, ich habe ihm das Leben genommen ..." Er senkte den blickte auf meinen verbundenen Arm und sprach ruhig und gefasst weiter. "... er hat versucht dich zu fassen und du hast dir den Kopf gestoßen." Er holte kurz Luft. “Und es waren nur ein paar Minuten gewesen. Die Nacht ist noch immer jung." Erzählte er weiter und irgendwie glaubte ich ihm das sogar. "Und nun hast du dich extra ausgezogen für mich, um meine Wunden zu versorgen?" Ein Schmunzeln entstand bei dem Gedanken in meinem Gesicht. Doch war man seinen Glückes nicht selbst der Schied? Doch fand eben, so sollte es besser werden. Besser werden, ein Wort, was viele Bedeutungen nach sich zieht. Doch wird es von jedem anders definiert. Jeder hat eine andere Art von Vorstellungen, wie etwas besser wird. Und auf welchem Weg man dazu kommt. Doch in mancher Situation trägt man jetzt einen größeren Schmerz mit. War es doch nun eine Fehlentscheidung, dies getan zu haben? Nein, ich war glücklich mit der Entscheidung, mit ihm zusammen hierher gekommen zu sein und die Gefahr gespürt zu haben. Doch man muss sich die gegen frage auch stellen, wie hätte mein Leben ausgesehen, wenn ich es nicht gemacht hätte? Eine schicksalshafte Begegnung bahnte sich an, eine - die den Verlauf der Zeit verändern könnte. Den Verlauf aller Schicksale verändern wird. Eine Schicksalshaft Begegnung, die ihresgleichen sucht. Ein kalter Schaue durchfuhr mich, ließ meine zarten hellen Härchen am Arm aufstellen, etwas Bedrohliches bahnte den Weg in meinen Magen. Dass er sich wie zugeschnürt anfühlte. "Wir sollten wieder zurück nach Hause gehen, wir werden sicherlich schon vermisst und morgen wird in den Gängen allerlei Gerüchte über uns erzählt." Beharrte ich nur und stand auf, doch meine Beine waren wie Taub, als würden Ameisen in ihrem Inneren entlang laufen und nicht wissen, wohin sie sollen. Da ich ins Schwanken geriet, eine starke Hand hielt mich an meiner Taille, als ich den Halt wiederfand, versuchte ich mich zu orientieren. Es kommt, es kommt näher. Mein Herz schlug immer schneller und schneller. Was ist das für ein merkwürdiges Gefühl. Immer in seiner Nähe. "Lass bitte morgen eure Ärztin drüber schauen." In diesem Moment entstanden Wellen auf der Wasseroberfläche, ein Donnern der Flügel über den Kronen der Bäume, bis ein weißer Geist erschien. Gefolgt von einem tiefen Roten. Beide Kreaturen landeten vor uns, aus Drahricus Nüstern stieg weißer Qualm auf. Etwas ungeschickt stieg ich auf Neaxis Rücken und versuchte mich festzuhalten. Mein Körper schmerzte. Was mir mit einem stechenden Schmerz im Arm gedankt wurde. Doch bis nach Hause würde ich es schon noch schaffen. Eine unangenehme Kälte kroch in mir fort, immer tiefer und weiter tiefer fort. Nicht gewillt aufzuhören. Nicht gewillt es zu zerstören. War gewillt es zu verblenden. Eine Gänsehaut zog sich über meinen Rücken fort, bis in das kleinste Haar des Körpers. Wir sprachen den ganzen Weg über kein Wort miteinander.
Bis wir schließlich auf den sandigen Boden landeten und ich auf schnellstem Wege durch die Tore lief - um in mein Zimmer zu kommen. "Lariela warte!" Ich hörte ihn rufen, mehrere Male, seine Schritte hallen in den hohen Gängen wieder. Kurz blieb ich stehen und schaute ihn an, musterte ihn von oben bis unten. Ich blickte den dennoch fast völlig fremden Mann an, und überlegte meine nächsten Worte sorgfältig. "Danke für vorhin, dass du mein Leben bewahrt hast. Aber nun möchte ich gern in mein Gemach und mich frisch machen, wir sehen und sicherlich morgen wieder. Gute Nacht, Mikhail." Manchmal geht es um eine vorsätzliche, bewusste Tat, bei der die Konsequenzen lediglich einer von mehreren Parametern ist und die eigene Genugtuung eine zweite. Ja, er hatte mein Leben gerettet, ohne mit der Wimper auch zucken. Aber da war immer noch dieses Gefühl in meiner Brust, was mich schwer Schlucken lässt. In dem Zustand, in dem Empathie nur ein Wort ist, acht Buchstaben ohne jeglichen gefüllten Inhalt, nähert man sich dem dunklen und völlig leeren an. Was sollte ich noch tun? Wir würden eine Ewigkeit miteinander verbringen, in ein paar Tagen schon, würde mein Vater die Verlobung ankündigen. Zusammen liefen wir noch zu meinem Gemach, ich öffnete die Tür, blickte ihn kurz an, bevor ich die Tür vor seiner Nase schloss.
"Bis morgen, Lariela." Hörte ich ihn flüstern, eher das Geräusch von sich entfernten Stiefeln erklang und immer leiser wurde.

Niallew - Band 1Where stories live. Discover now