01. - Im Ministerium

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1. August 1993

„Das war der dritte Todesser in dieser Woche", seufzte Eleonora und strich sich eine Strähne ihres roten Haares aus dem Gesicht. Die Sorgenfalten auf ihrer Stirn vertieften sich, während sie die Aktenberge auf ihrem Schreibtisch betrachtete.

„Es wird von Tag zu Tag schlimmer", stimmte ihre drei Jahre jüngere Halbschwester Tonks zu, deren Haarfarbe gerade ein helles Lila angenommen hatte. Beide Frauen arbeiteten nun seit einigen Jahren als Aurorinnen im Ministerium und die Zeiten wurden zunehmend düsterer.

Eleonora hatte nach ihrem Abschluss die Ausbildung bei Alastor „Mad-Eye" Moody begonnen und später folgte auch Tonks diesem Weg. Doch so sehr Eleonora im Kampf gegen Schwarzmagier aufging, war der Beruf der Aurorin nie ihre erste Wahl gewesen. Ihr Herz schlug schon immer für magische Tierwesen.

Schon als Kind war sie von diesen Geschöpfen fasziniert und konnte stundenlang in Büchern schmökern oder draußen auf der Suche nach ihnen umherstreifen. Je tiefer sie in ihre Studien eintauchte, desto vertrauter wurde ihr der Umgang mit ihnen und sie verstand immer besser, was sie brauchten und wie sie sich verhielten – als ob sie eine Art besondere Verbindung zu ihnen hätte. Ihre Hingabe zahlte sich aus und bald verstand sie nicht nur, wie man magische Tiere richtig pflegt, sondern auch, wie man ihre wertvollen Materialien gewinnt, ohne ihnen zu schaden.

Kürzlich gelang es ihr sogar, mithilfe eines Feuersalamanders einen Zaubertrank zu entwickeln, der Immunität gegen Feuer verleiht. Es war das Ergebnis monatelanger Arbeit, in denen sie trotz zahlreicher Rückschläge und einiger schmerzhafter Verbrennungen nicht aufgab. Mit gerade einmal 28 Jahren gehörte Eleonora zu den wenigen Hexen, denen ein solcher Durchbruch gelungen war.

„Du solltest mehr Zeit in das Trankbrauen investieren, Ellie", meinte Tonks und ließ sich neben ihrer Schwester auf den Stuhl fallen. „Hast du schon gesehen, dass der Tagesprophet über deinen Trank berichtet hat?" 

Eleonora hob überrascht den Kopf. „Wirklich? Der Tagesprophet?"

„Ja, schau mal hier!" Tonks zog eine zerknitterte Ausgabe aus ihrer Tasche und klappte sie auf. „Ein ganzer Artikel über deinen Immunitätstrank."

Eleonora nahm die Zeitung entgegen und las den Artikel aufmerksam durch. Unter der Überschrift „Revolutionärer Zaubertrank schützt vor Flammen" wurde ihre jüngste Kreation in allen Einzelheiten gewürdigt. Der Artikel beschrieb die Einsatzmöglichkeiten des Trankes, von der Bekämpfung magischer Brände bis hin zum Schutz von Hexen und Zauberer in gefährlichen Situationen. Es wurden sogar einige Zitate von renommierten Trankmeistern eingefügt, die Eleonoras Arbeit lobten und die Wichtigkeit ihres Durchbruchs betonten.

„Das ist ja unglaublich", murmelte Eleonora, während sie weiterlas. „Ich hätte nie gedacht, dass es so viel Aufmerksamkeit bekommt."

„Naja, es ist auch ziemlich beeindruckend", erwiderte Tonks mit einem breiten Grinsen. „Wer weiß, was du noch alles schaffen wirst. Vielleicht als Nächstes einen Trank, der Immunität gegen den Cruciatus-Fluch verleiht?"

Eleonora lachte auf. „Ich fürchte, dafür reicht mein Talent noch nicht."

„Ach, sei nicht so bescheiden. Du hast das Talent und die Kreativität. Vielleicht solltest du tatsächlich mehr Zeit in deine Leidenschaft investieren."

„Ich wünschte, ich könnte", antwortete Eleonora und seufzte erneut. „Aber die Welt braucht Auroren gerade mehr als alles andere. Die steigende Anzahl an Todesser lässt mir ja kaum eine Wahl."

Tonks nickte verständnisvoll. Sie selbst ging in ihrer Rolle als Aurorin vollkommen auf. Ihre seltene Fähigkeit als Metamorphmagus, die es ihr erlaubte, willentlich ihre Gestalt zu verändern, erwies sich in diesem Beruf oft als unschätzbarer Vorteil. Früher hatte Eleonora sie oft um diese Fähigkeit beneidet, doch mittlerweile hatte sie gelernt, dass jede von ihnen ihre eigenen Talente besaß.

Eleonora Tonks - und das Geheimnis der Phönix-Feder  [Snape x OC]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt