59. Kapitel

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>> Wieso bin ich denn nie da, wenn dir etwas passiert? <<, fragte mich Cedric und sah ehrlich bestürzt aus

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>> Wieso bin ich denn nie da, wenn dir etwas passiert? <<, fragte mich Cedric und sah ehrlich bestürzt aus. Ich tätschelte seine Hand und lehnte den Kopf an seiner Schulter an.

Wir saßen bei ihm zuhause auf dem Fußboden, weil wir uns fürs Lernen getroffen hatten. Aber bisher hatten wir beide noch keine Schulsachen angerührt. Stattdessen hatten wir nebeneinander auf dem Boden gelegen und geredet.

>> Cedric, als wir Feiern waren, bist du selbst abgestürzt und gestern wusste ich doch, dass du mit Freunden weg bist. Ich war ja bei Linnea. Ist schon okay. <<

Ihn schien das allerdings eher weniger aufzumuntern. >> Immerhin waren Janus und Rick da. <<

Ich pustete mir die Haare aus dem Gesicht. Bei der Erwähnung von Ricks Namen kribbelte mein ganzer Körper. Genauso, wie er es getan hatte, als Rick ihn mit seinen Lippen markiert hatte. Es war für mich die beste Art gewesen meinen Körper wahrzunehmen. Ich hatte mich selbst noch nie so sehr gespürt.

>> Linnea hat sich auch nicht schlecht gemacht <<, erinnerte ich ihn daran, dass Linnea dem Jungen direkt eine verpasst und sich mit ihm angelegt hatte.

Janus war nicht ernsthaft verletzt, aber laut ihren Angaben hatte er ziemlich lange aus dem Mund geblutet. Das beruhigte mich schon einmal.

Ich selbst hatte mit Rick zusammen bei Janus übernachtet. Nicht, dass wir wirklich geschlafen hatten. Stattdessen hatten wir, nachdem wir miteinander geschlafen hatten, zusammen geduscht. Dabei hatten wir keine weiteren sexuellen Dinge gemacht. Dafür hatte Rick meinen Körper gewaschen und mir immer wieder gesagt, wie wundervoll ich war und mich geküsst.

Und wir hatten uns bei Janus Rührei auf Toast gemacht und DANN hatten wir erneut miteinander geschlafen. Und es hatte wieder wirklich wehgetan. Aber wir waren vorsichtig gewesen und ruhig und Rick einfach perfekt.

Deshalb war es wie jede Erfahrung mit Rick einfach großartig gewesen. Ich hätte nie gedacht, dass man einem Menschen so nah kommen konnte, wie ich mich Rick in diesem Augenblick gefühlt hatte. Nah und vertraut.

Allein bei dem Gedanken daran fühlte ich mich wie schwerelos. Ich lächelte ins Nichts, während ich in Erinnerungen an die Nacht zuvor schwelgte.

Als Janus rübergekommen war, hatte Rick das Bett bereits neu bezogen und wir hatten erneut in der Küche gesessen. Kaffee getrunken und uns unterhalten.

Und als Janus uns gefragt hatte, wieso sein Bettlaken und Bezug gewechselt worden waren, war das mein Stichwort gewesen zu Linnea rüberzugehen und ihr beim Aufräumen zu helfen. Nur, dass Janus ihr dabei schon zum größten Teil geholfen hatte.

>> Ich verstehe einfach nicht, wieso niemand anderes irgendetwas getan hat <<, murmelte mein bester Freund und ich dachte daran, wie die Leute nur dagestanden und zugesehen hatten.

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Mir wurde schlecht bei der Erinnerung daran, dass Rick angefeuert wurde, als er den Typen geschlagen hatte. Dass Mädchen danach sexuelle Anspielungen gemacht hatten. Leute hatten gesagt, dass es eine tolle Show und super Party war. Niemand hatte geholfen oder war bestürzt gewesen.

Ich dachte an das Gespräch zwischen Rick und mir, als wir nach dem zweiten Mal Sex im Bett gelegen hatten.

>> Tut deine Hand weh? <<, fragte ich und drückte sanft meine Lippen auf Ricks aufgeplatzte Knöchel. Das Blut war nach den beiden Duschen davon abgewaschen, aber sie waren noch immer aufgeschlagen. Ein ungewohntes Bild.

>> Kaum <<, erwiderte der Lockenkopf und sah genau wie ich runter auf seine Hand. Den anderen Arm hatte er um mich geschlungen und hielt mich fest an sich.

>> Es war seltsam dich so zu sehen <<, sprach ich aus, was mich beschäftigte und ich sah aus den Augenwinkeln, dass er mir den Kopf zuwandte.

>> Huh? <<

Ich schluckte und rief mir wieder den Moment vor Augen, als Rick auf diesem Jungen gesessen und seine Faust brutal immer wieder in dessen Gesicht geschlagen hatte. Ein Bild, von dem ich niemals gedacht hätte, dass ich es sehen würde. Rick in einer Schlägerei verwickelt. Rick, der eine Schlägerei BEGANN.

Ich drückte meine Lippen erneut auf seine Knöchel. >> Dich. Gewalttätig. <<

Ich hoffte, dass er das nicht als Vorwurf auffasste. Ich war nur... keine Ahnung was ich war. Verwirrt vielleicht? Erstaunt? Überfordert?

Rick schwieg und ich sah ihn an. Erwiderte seinen Blick. >> Wirst du auch nie wieder sehen. Ich mag so nicht sein. Nicht, dass er es nicht verdient hatte. Aber Gewalt... <<

Er brach ab und starrte vor sich ins Nichts. Sein Blick schien immer weiter zu entgleisen und auf einmal sah er beinahe leer aus.

>> Weiß ich doch <<, sagte ich also schnell, weil ich mir sicher war, dass er an seinen Vater dachte, >> Ich kenn dich doch als den Jungen, der zu jedem immer nett ist. <<

Ich grinste, aber als Rick mich anschaute, war sein Blick ernst. Die Lippen hatte er zusammengepresst und er schüttelte jetzt leicht den Kopf. >> Aber WARUM? <<

>> Was? <<, fragte ich perplex.

>> Warum bin ich nett zu diesen Leuten? Wieso? Du wurdest heute angefasst und niemand hat etwas getan, um zu helfen. Niemand hat bei der Schlägerei eingegriffen. Niemand. <<

Ich stieß die Luft aus und schlang beide Arme um ihn. Rick strich mit seiner nun freien Hand durch meine Haare und legte sie dann an meine Wange. Sah mich dabei so intensiv an, dass sich die Hitze in meinem gesamten Körper ausbreitete. >> Ich weiß. <<

>> Ich bin nett zu Leuten, die es noch nicht einmal verdient haben <<, murmelte er und schloss die Augen. Ich merkte, dass ich Lächelte, als er mit dem Daumen über meinen Wangenknochen strich, als wäre ich aus Porzellan. >> Was wäre gewesen, wenn Janus nicht gesehen hätte, was los war? Was, wenn niemand geholfen hätte? <<

Mein Herz schlug kräftig in meinen Ohren. So kräftig, dass ich meine nächsten Worte selbst kaum hören konnte. >> Naja, dass macht dich so besonders Rick. Deshalb verlieben sich Leute in dich. Deshalb habe ich mich in dich verliebt. Weil du so... so ein guter Mensch bist. <<

Sein Griff um mich hatte sich sofort verfestigt und er hatte mich mit geöffnetem Mund angeschaut. Die Pupillen so groß, die Wangen erhitzt. Und er hatte sich mit mir rumgerollt, sodass er auf mir lag.

>> Du bist in mich verliebt <<, wiederholte er meine Worte und ich merkte, dass jetzt auch ich rote Wangen hatte. Mein Körper fühlte sich weich an, unsicher. Verletzlich. Aber es war wahr. Natürlich war es wahr. Mehr noch. Ich war nicht in ihn verliebt. Ich liebte ihn. Ich liebte Rick so sehr.

Aber das sagte ich nicht.

Nicht, wenn er unsicher den Atem ausstieß und ich mir sicher war, dass er zitterte. Er zitterte, als ich stumm nickte. Und danach konnte ich sowieso nichts mehr sagen, weil Rick mich geküsst hatte. So lange, bis ich keinen vernünftigen Satz mehr hatte formulieren können.

Es war traurig, dass Rick anfing sich zu fragen, ob die Menschen seine nette Art überhaupt verdienten. Es war traurig und ich wollte, dass die Leute ihn nicht veränderten. Er sollte sich nicht verändern, nur weil andere ihn enttäuschten.

Ich wusste, dass sich die wenigsten Leute wirklich für einen interessierten. Natürlich wusste ich das. Meine eigenen Eltern interessierten sich nicht für mich. Hatten sie nie. Das war einer der Gründe, wieso ich so wenig richtige Freunde hatte. Die meisten Leute interessierte es nicht, wie es dir ging. Nicht wirklich.

Deshalb ließ ich so wenig Leute in mein Leben. Ich war lieb zu allen, aber ich ließ nur wenig Leute wirklich an mich heran. Rick war anders. Ich hatte früher oft darüber nachgedacht, wieso Rick so eine gute Seele hatte, so einen guten Charakter, obwohl er mit diesem Vater aufgewachsen war. Bis ich es herausgefunden hatte.

Rick war immer so bemüht, anders zu sein als sein Vater. Als sein Vater mit dem Hass gegenüber allen Menschen. Sein Vater war als Kind von seinem eigenen Vater enttäuscht worden und letzten Endes doch daran zerbrochen. Mit den Jahren war Ricks Vater verbittert. Er war zu oft enttäuscht und am Ende doch ein schlechter Mensch geworden.

Und Rick selbst... Rick war so bemüht so gut zu allen zu sein, weil er sich sicher war, dass er so auch gutes zurückbekommen würde. Wenn er sich nur genug bemühte und besser war, als sein Vater, besser zu anderen Menschen, dann würde sich das Auszahlen. Leute würden ihn, anders als seinen Vater, mögen. Wenn er nett zu allen war, würde er nie allein sein, weil er Leute hatte.

Nur, dass er gestern enttäuscht worden war. Ich wusste, dass er es nicht angesprochen hatte, weil er nicht wollte, dass ich dachte er würde sich beschweren. Weil ich gestern belästigt worden war und er sich nicht mit seinen Problemen in den Mittelpunkt schieben wollte. Aber das Verhalten der anderen hatte ihn mehr getroffen, als er zugeben wollte.

Ein Teil von mir wollte ihm sagen, dass die Menschen, die ihn nicht wirklich so wertschätzen wie er es verdiente, es nicht wert waren. Der Teil von mir, der akzeptiert hatte, dass weniger Kontakte, die dafür tiefgehender waren, mehr wertwaren als viele lose.

Aber, wie gesagt, ich wollte nicht, dass er sich veränderte.

Ich seufzte und warf Cedric mein Lateinbuch zu. >> Los geht's. <<

Rick und Smilla - brothers bestfriendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt