Am Samstagmorgen trafen unsere Partygäste und alle Helfer nach und nach zum Frühstück ein. Bei einigen sah man, dass sie wenig Schlaf hatten und auch die jungen Damen waren teilweise noch ungeschminkt am Frühstückstisch.
Meine Haushälterin hatte ein großes Buffet im Esszimmer aufgebaut, wo jeder etwas für sich finden konnte und nach den ersten Kaffee oder Tee Marke „Hallo Wach" erwachten die Lebensgeister unserer Gäste. Die letzten trafen um 10:30 Uhr zum Frühstück ein, aber für sie war ebenfalls noch genügend vorhanden.
Um 11:00 Uhr bat ich alle Gäste in den Konferenzraum und erläuterte ihnen Altersentsprechend mein Vorhaben. Es sollte eine Wohngemeinschaft für Jugendliche und junge Erwachsene werden, in der man nicht wegen seiner Inkontinenz oder Lust auf das Tragen von Windeln gemobbt oder benachteiligt wird. In der ersten Phase plante ich die Möglichkeit für insgesamt 12 Personen , davon 7 Mädchen und 5 Jungen. Zeichnungen unterstützten meinen Vortrag. Ich sagte, dass die Unterbringung nicht kostenlos sein würde, ich aber diese Fragen gesondert mit den Eltern besprechen müsste, sofern die möglichen Bewohner noch nicht volljährig sind. Anschließend teilte ich alle in 5er-Gruppen ein, damit wir die Baustelle besichtigen konnten. Die erste Gruppe machte sich auf den Weg und die anderen gingen ins Festzelt, wo der DJ seine Arbeit begann.
Auf der Besichtigungstour gab es noch viele fragen, welche wir alle versuchten zu beantworten.
Trotzdem waren wir froh, dass es nun Mittagessen gab. Meine Haushälterin hatte sich sehr viel Mühe gegeben und einen riesigen Topf Spagetti Carbonara und Bolognese gekocht. Am Ende des Mittagessens war alles aufgegessen. Trotzdem alle jetzt recht faul waren, versammelten sie sich im Konferenzraum, denn jetzt ging es um die Party heute Abend
Wir hatten uns einiges dazu ausgedacht, aber erst einmal wollten wir wissen, wer alles Windeln trägt. Erstaunlicherweise trugen von den 21 Jugendlichen 15 Windeln. Grundvoraussetzung war das alle Gäste Windeln trugen. Ausnahmen waren nur Erwachsene und Mitarbeiter. Sie konnten Windeln tragen, mussten es aber nicht. Ein Hersteller von Windeln und anderen Inkontinenz - Artikeln hatte sich bereit erklärt unsere Party zu Unterstützen. Wir hatten Windeln, Pants, Booster und Einlagen in großer Anzahl vorrätig. Für die Party hatten wir uns einige Spiele einfallen lassen, damit es nicht langweilig wurde. Zusätzlich gab es noch einmal einige Verhaltensregeln und dann konnten sich alle zurückziehen bis um 18 Uhr. Es herrschte große Aufregung und einige verteilten sich auf dem Gelände
Um kurz vor 18:00 Uhr waren alle im Festzelt. Ich stand an der Getränkeausgabe und dann legte der DJ los. Die Musik dröhnte aus den Lautsprechern und man begann zu tanzen, da eine Unterhaltung schlecht möglich war. Vor dem Zelt standen Gabriella und Catharina, sowie einer meiner Referendare mit Namen Dirk. Sie achteten darauf das keine Fremden ins Zelt kamen und keine Drogen geraucht oder eingenommen wurden. Bis zur Eröffnung des Buffets lief alles ohne Vorkommnisse.
Nach dem sich alle erst einmal gestärkt hatten wurden zwei Tische mit je einer großen Babypuppe mit Windel hineingetragen. Zuerst mussten Gabriella und ich beweisen, dass wir es immer noch beherrschten Kinder zu wickeln. Da ich mit meinen Arm aber noch etwas Behindert war durfte Dirk mir dabei helfen. Das Ganze ging gegen die Uhr. Gabriella und ich wunderten uns, dass wir das machen sollten, da es ein Spiel für die Gäste werden sollte.
Gemeinsam begannen wir nach dem Startsignal. Zuerst den Body und die Gummihose ausziehen. Ich ahnte nichts Gutes, denn die Windel sah nicht nur nass aus, sondern an den Seiten war etwas Grünliches zu erkennen. Ich schaute zu Gabriella, welche es ebenfalls entdeckt hatte und nur kurz ihre Schultern anhob. Nach dem Öffnen der Windel dann die große Überraschung. Der gesamte Windelbereich war mit einer hellbraunen matschigen Masse bedeckt. Es sah aus wie ein flotter Otto, roch aber nach Kaffee und Karamelle. Die Fingerprobe, der Geruch und der Geschmack zeigte das es sich um Sahnepudding handelte. Das war ein freundlicher Gruß meiner Mitarbeiter, denn sie lachten am lautesten. Oder sollte das eine Anspielung von Gabriella sein?
Es war aber für alle Anwesenden ein Spaß uns zuzusehen. Wir kannten uns im Wickeln von kleinen Kindern immer noch gut aus.
Nachdem wir unsere Babys frisch gewickelt hatten, trat Catharina nach vorn und sprach zu den Anwesenden: „Nachdem unsere Chefs ihr können beim Wickeln gezeigt haben, seid ihr an der Reihe uns euer Können zu zeigen. Je zwei von euch gleichzeitig werden die Puppen wickeln. Die Zeiten werden aufgeschrieben und wer am Ende des Spieles die kürzeste Zeit hat, bekommt einen Preis. Ebenso bekommt der 2. und der 3. Platz einen Preis. Beginnen sollen nach meinem Plan Patrick mit Jasmin und Juliane und Heike.
Das Babywindeln wurde ein lustiger Wettkampf, obwohl die Teilnehmer von der Zeit her nicht weit auseinander waren. Meike und Amelie waren die Schnellsten gewesen, dicht gefolgt von Rolf und Lisa sowie Patrick und Jasmin.
Im zweiten Wettbewerb ging es um den Windelweitwurf. Eine XXL-Windel war 5 Std in Wasser gelegt worden und wog jetzt ca. 5 Kg. Diese musste einmal aus den Stand und einmal mit Anlauf geworfen oder geschleudert werden. Hier zählte jeweils nur die volle geworfene Meterzahl. Rolf, gefolgt von Thorsten und Patrick belegten die ersten Plätze.
Das dritte Spiel war mit einer Water-Gun auf 4 m Entfernung einen markierten Bereich auf einer Windel treffen. Das Wasser war eingefärbt, somit konnte man jeden Treffer der richtigen Person zuordnen. Es waren alle gut und es gab diesmal keinen Sieger. Als wir die Entfernung auf 6 m ausweiteten , sah es schon anders aus. Juliane und Meike sowie Rolf belegten die ersten drei Plätze. Für den Sieger im Wickelwettbewerb gab es einen Gutschein von 50 €. Der zweite und der dritte Platz bekamen jeweils einen Gutschein von 30 €. Für den Weitwurf gab es Buchpreise und für den letzten Wettbewerb gab es Auflade-Karten für das Handy. Nach der Preisübergabe war eine Pause angesagt, bevor der DJ wieder die Stimmung anheizen durfte.
Jeder machte erst einmal, was er wollte, und unsere alkoholfreie Bowle fand viele Freunde. Langsam wurde es auch dunkler und die Stimmung war gut. Die Tanzfläche war gut gefüllt und es zeigten sich die ersten Pärchen. Bei Heike, Juliane, Patrick und Jasmin war ich es gewöhnt, dass sie knutschend in einer Ecke saßen, aber hier gab es jetzt noch mehr Pärchen.
Gegen 21 Uhr meldete der Wachdienst das am Tor eine Person war, welche sich nicht abweisen lassen wollte und auch nicht auf der Liste stand. Gabriella machte sich auf den Weg und kam nach 15 Minuten mit ihrem Sohn Manuel zurück.
Manuel erzählte das Alfonso ihn aus der Wohnung geworfen hätte, da er mehrfach seine Freundin als habgierige Schlampe beschimpft hatte. Manuel hatte sie mehrfach in Mailand gesehen, wie sie einem anderen Mann küsste und auch in ein Hotel mit ihm ging. Nun hatte er keine Möglichkeit sein Studium in Italien zu beginnen. Sein Abitur hatte er beendet und mit 1,2 abgeschlossen. Das warf ein neues Problem auf. Wo sollte Manuel heute Nacht schlafen? Es war nur noch die Möglichkeit im Keller. Morgen Abend gab es wieder andere Möglichkeiten im Haus.
Manuel schien ein Mädchenschwarm zu sein, denn kaum war er da, wurde er schon von einigen Mädchen belagert. Und ihm schien es zu gefallen. Er hatte keine lange Weile und nutzte ausgiebig die Tanzfläche mit wechselnden Partnerinnen und Partnern.
Wir hatten gemerkt, dass man unsere Bowle etwas verfeinert hatte, aber wir hatten sie immer wieder mit der Original-Bowle verdünnen können. Als jetzt ein Gast versuchte einen Liter Stroh-Rum 80% in die Bowle zu gießen griff Carmen ein und nahm ihn einfach die Flasche weg und sagte ihm das seine Eltern die Flasche abholen können.
Ohne weitere Zwischenfälle ging die Party zu Ende. Gegen 4:30 Uhr war auch der letzte Gast auf seinem Zimmer und meine Mitarbeiter, Gabriella und ich konnten jetzt ebenfalls schlafen gehen.
Die Nacht war kurz, denn ab 10:00 Uhr gab es Frühstück. Außer meinen Mitarbeitern, Gabriellas Sohn und Gabriella war aber noch keiner der Kinder anwesend. Alle schliefen wohl noch. So konnten wir uns über den gestrigen Abend austauschen. Carmen hatte eine Flasche 80%igen Stroh-Rum eingezogen, Gabriella zwei Flaschen Wodka und einer der Referendare hatte ein Beutelchen mit Haschisch im Garten gefunden. Es gab aber keinen Hinweis auf den Besitzer. Eine weitere Besonderheit war ein auf der Mädchen-Toilette gefundener positiver Schwangerschaftstest. Auch hierzu gab es keinen Besitzer. Alle sagten das es in der Nacht in ihren Bereichen ruhig war und auch der Sicherheitsdienst hatte eine ruhige Nacht gehabt.
Erst um kurz vor dreizehn Uhr trafen die müden Akteure ein, weil der DJ sie mit seiner lauten Musik geweckt hatte. Langsam, nach einigen Kaffee, Tee oder auch Zigaretten wurden unsere Akteure munter und ließen sich das Mittagessen, Rinderbraten mit Rotkraut und Klößen, schmecken.
Pünktlich um 14 Uhr begann die After-Show-Party und das gemeinsame aufräumen. Erstaunlicherweise beteiligten sich alle und gegen 16 Uhr war alles so weit sauber. Nur noch das Partyzelt musste ausgeräumt und gereinigt werden. Das hatten aber meine Mitarbeiter zugesagt und so konnten die Gäste noch etwas die Musik genießen und Tanzen.
Ab 17 Uhr war die Party beendet und alle fuhren wieder selbst nach Hause oder wurden abgeholt
Ein anstrengendes Wochenende ging damit zu Ende.
Um 18 Uhr brachte Gabriella den Karton herein, wo Eltern ihre Kinder und die Kinder unabhängig voneinander sich um einen Platz in der WG bewerben konnten. 12 Plätze (7 Mädchen und 5 Jungen) hatten wir eingeplant und nun wollten wir sehen wer sich beworben hatte. Gabriella öffnete den Karton und schüttete die Karten auf den Tisch.
Bewerbungen der Mädchen + Eltern gab es von : Anabelle, Tanja, Amelie und Lisa.
Bewerbungen der Mädchen ohne Eltern gab es von : Meike, Julia , Lydia, Christiane und Carola (Bitte dringend war dazu geschrieben worden).
Bewerbungen der Jungen + Eltern gab es von : Max und Rolf.
Bewerbungen der Jungen ohne Eltern gab es von : Ludwig, Arno, Manuel, Alexander und Torben.
16 Bewerbungen lagen vor. Damit waren 4 Plätze nicht abgedeckt. Außerdem fehlten noch Bewerbungen von Sandra und Thorsten.
Die Bewerbungen ohne Eltern wollten Gabriella und ich Morgen abklären. Nur die Bewerbung von Carola würden wir noch heute versuchen zu klären. Sie hatte eine Telefonnr. und ihre Anschrift darauf vermerkt. Gabriella und Catharina machten sich auf den Weg nach Potsdam Babelsberg in die Altendorfstr. 19
-------------------------------------------------------------------
Als wir vor dem Haus ankamen, hörten wir schon lautes Geschrei aus dem Haus. Immer wieder brüllte ein Mann jemanden an. Eine andere weibliche Stimme, versuchte immer wieder den Mann zu beruhigen, was ihr aber nicht gelang.
„Ich glaube hier brennt gerade so richtig die Luft. Sollen wir jetzt dort klingeln und in einen Familienstreit platzen, Gabriella", fragte Catharina.
„Das Mädchen hat dringend auf ihre Bewerbung geschrieben. Es kann sein das dieser Familienstreit etwas mit dem Zusatz dringend zu tun hat. Entweder wir können sprechen oder man schmeißt uns wieder hinaus. Bestenfalls könnte dann eventuell ein Mandat herauskommen. Lass uns zur Tür gehen und klingeln, Cathi", erklärte ich Catherina.
Mehrmals mussten wir klingeln, bis uns geöffnet wurde. Eine Frau fragte nach unseren wünschen und im Hintergrund sahen wir eine weinende Carola auf den Boden sitzen.
„Ihre Tochter war an diesem Wochenende bei uns auf der Windelparty. Sie hat sich auf einen freien Platz in unserer neuen Wohngruppe beworben und hat den Zusatz „dringend" dazu geschrieben. Nun wollten wir einmal nachfragen, warum es so dringend ist und ob sie mit ihrer Bewerbung einverstanden sind", antwortete ich auf die Frage der Frau.
„Ja, es ist dringend, weil sich die blöde Göre von so einen verlausten Penner schwängern lassen hat. Ich habe schon genug zu tun, um meine Familie zu ernähren und kann das zusätzliche Balg nicht auch noch durchfüttern. Sie können sie sofort mitnehmen. Ich wäre morgen zum Jugendamt gegangen und hätte sie in ein Heim gesteckt. Ihre Sachen können sie am Dienstag hier abholen", brüllte ein Mann, der gerade zur Tür kam und seine Tochter am Arm hochriss und zur Tür schob.
„Sie wissen das auch eine Unterbringung in einem Heim, wie auch in unserer WG, nicht kostenlos ist. Sie müssen ihr Einkommen angeben und danach wird der Unterhalt berechnet. Es werden dabei auch andere unterhaltspflichtige Personen, wie ihre Ehefrau und weitere Kinder mit berücksichtig. Billig wird das aber nicht werden", erklärte Catharina dem wütenden Vater.
„Das ist mir egal. Viel wird dabei nicht herauskommen, da ich noch drei unterhaltspflichtige Kinder und meine Ehefrau habe. Und jetzt nehmen sie Carola mit und verschwinden dann", bekamen wir zur Antwort.
Carola kam mit einer gepackten Reisetasche und einen Rucksack zu uns. Bevor sie das Haus verließ, verabschiedete sie sich von ihrer Mutter. Ihren Vater ignorierte sie und nur die Hauskatze bekam noch ein paar Streicheleinheiten, bevor sie mit uns zum Auto ging und einstieg.
2065 Wörter