4/Eine Nacht Prinzessin

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Valeria

Es ist nicht verwunderlich, dass das Haus oder eher die Villa von Lara nur wenige Fahrminuten von Vincents Anwesen in Gruenewald entfernt ist. Nie im Leben hätte ich damit gerechnet einmal in dieser Gegend zu sein und dann auch noch mit einem Mann, der auf der ganzen Welt bekannt ist und trotzdem mehr als bescheiden und anspruchslos ist.

Das zweite Mal an diesem Abend, besser gesagt etwas nach Mitternacht, steige ich aus Vincents Limousine und finde mich erneut auf einem rotem Teppich vor. Ein paar der Paparazzi sind auch hier anzutreffen und so lächele ich in die Kamera, bis wir die steinernen Eingangsstufen zur Villa hinaufsteigen und sie hinter uns lassen. Das lief ja ausnahmsweise mal wie am Schnürchen.

An den Säulen links und rechts der imposanten Steintreppe stehen zwei ziemlich stämmige Männer, die die Arme vor der Brust verschränkt haben und deren Blicke ich nicht sehen kann, auch wenn ich es versuchen würde. Irgendwie das typische Bild eines Security Mitarbeiters, wo ich nie verstanden habe, warum die auch in der Nacht mit ihren schwarzen Sonnenbrillen dastehen. Allerdings gehen sie in der Kulisse um sich herum etwas unter, was sie auch als kleine Spielzeugsoldaten durchgehen lassen würde.

Nur ein paar Schritte weiter stehen zwei weitere der Leibwächter, denen Vincent eine kleine Karte zeigt, woraufhin sie zur Seite treten und uns durch die massive Holztüre treten lassen. Ich habe kaum Zeit mir dieses imposante Bild genauer zu betrachten, weil wir keine Sekunde später in einer ziemlich großen Eingangshalle stehen, in der sich schon einige Menschen tummeln. Wenn ich mich nicht irre ist dieser Raum größer als meine gesamte Drei-Zimmer-Wohnung in Marbach. Nicht einmal Vincent hat einen derart geräumigen Eingangsbereich in seiner Villa. Zum Glück ist der Geräuschpegel schon ziemlich hoch, was verhindert, dass das Klappern meiner Absätze auf dem hellen Marmorboden zu hören ist. Direkt im Mittelpunkt zu stehen, ist nicht unbedingt meine oberste Priorität und vor allem nicht hier.

„Tief ein-,und dann wieder ausatmen", flüstert Vincent mir beruhigend ins Ohr.

Ich versuche seinen Ratschlag zu beherzigen, was mir aber nicht sonderlich gut gelingt. So fokussiere ich mich auf meinen Freund, der mir ein Lächeln schenkt und wie sonst auch schmelze ich dahin, als sich seine Grübchen offenbaren.

„Da ist Lara", sagt er, nachdem er sich von einem der vorbeilaufenden Kellner zwei Gläser Champagner eingießen hat lassen und eines davon in meine Hand drückt. Die goldschimmernde Flüssigkeit kommt mir gerade recht und ich kippe sie mir in einem Zug in die ausgedörrte Kehle.

Eine blondhaarige Frau, die in einem kleinen Schwarzen steckt, kommt aufgeregt auf Vincent und mich zu. Mein Blick wandert von ihrem Gesicht, über das gut ausgefüllte Dekolleté, das mehr zeigt, als es versteckt und schließlich über die langen Beine, die in ein paar roten Pumps enden, für die ich sicherlich zwei Monatseinkommen ausgeben müsste. Ich liebe meine Arbeit wirklich sehr, aber wie bei vielen anderen Berufsfeldern auch, fehlt es einfach an der Wertschätzung und auch wenn Geld nicht alles ist, könnte der Staat definitiv etwas mehr für Pflegekräfte im Allgemeinen ausgeben.

„Hallo", sagt Lara zuckersüß, als sie bei uns angekommen ist. Mir entgeht nicht, dass sie dabei ihre Hände auf Vincents Schulter legt und ihm zwei Schmatzer auf die Wangen gibt. „Wie schön, dass du es dir einrichten konntest, Vincent. Hannah ist auch hier. Sie würde gerne mit uns beiden quatschen. Es ist ja nicht mehr lange bis zum Drehbeginn und die Gute will sicher nur hören, dass wir beide schon gut vorbereitet sind. Hast du eben Zeit?" Ihr letztes Wort endet in einem Kichern, das wohl lustig sein soll, sich für mich aber einfach nur aufgesetzt anhört.

Und mit so einer muss sich Vincent die nächsten Wochen jeden Tag rumschlagen.

Ich ignoriere die Tatsache, dass Lara mich nicht begrüßt hat und einfach wie Luft behandelt. Das tut sie auch, als sie nach dem Arm meines Freundes schnappt und ihn mit sich ziehen will. Aber er hält sie auf und deutet in meine Richtung. Sofort schießt mir das Blut ins Gehirn und meine Hände werden ziemlich schwitzig.

Blitzlichtgewitter-Alles nur eine Lüge?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt