Er redete nicht weiter, was Nico nicht verstehen konnte. Wütend starrte er ihn an. Er hatte sich so gefreut, endlich Antworten zu bekommen, nicht mehr der einzige zu sein, der ständig nur Bahnhof verstand.
Warum konnte ihm eigentlich niemand erklären, was los war? Sein Blick fiel auf die Kette, die sein Gegenüber trug. Der Anhänger, ein Auge, hatte angefangen, blau zu leuchten.
Es war kein normales blau, sondern irgendwie übernatürlich. Im einen Moment war es hell, im anderen dunkel und alle möglichen Farbtöne schienen sich darin zu spiegeln. Ihm fiel auf, dass sie exakt der Augenfarbe ihres Trägers entsprach und fragte sich, ob das zusammenhing.
Samban schien das Leuchten sehr abzulenken und er warf Nico einen entschuldigenden Blick zu, bevor er aus dem Raum rannte und im Vorbeigehen schon den Anhänger an seine Lippen legte und etwas hineinsprach. Nico konnte kein Wort verstehen, doch der Ausdruck in Sambans Augen sagte ihm, dass es wichtig war, was auch immer er gerade tat.
Ihm war klar, dass er ihn nicht zurückrufen konnte, doch fragte er sich, warum keine Rücksicht darauf genommen wurde, was ihm wichtig war. Immerhin hatte man weder seine Fragen beantwortet, nicht einmal angehört, noch hatte irgendjemand ein Wort über seine Mutter verloren. Entweder, es war nicht von Bedeutung, oder dieses Thema wurde einfach totgeschwiegen.
Er wusste nicht, was schlimmer war.
Bevor Samban den Raum verließ, schaute er noch Alvar an und formte mit den Lippen ein Wort. Eis. Langsam fragte sich Nico, ob hier alle durchgedreht waren. Warum sonst sollten sie die ganze Zeit von irgendwelchen Elementen reden? Zuerst Feuer, was einige dieser verrückten Menschen anscheinend in ihm sahen, und nun Eis.
Was auch immer das alles zu bedeuten hatte. Jedoch vermutete er, dass es nicht um ein Eis am Stiel oder Eiskugeln ging. Sonst war er sofort dabei, bei der Hitze, die auf einmal herrschte, konnte er wirklich eine Abkühlung brauchen. Erwartungsvoll starrte er Alvar an, der sich an die Mauer lehnte, in der Hoffnung, dass er ihm irgendetwas sagen würde. Sie starrten einander einige Minuten an, bis Alvar schließlich meinte:"Schätze, du kannst dich jetzt etwas umsehen. Sei in 'ner Stunde wieder hier.".
Nico beschloss, Samban suchen zu gehen, vielleicht hatte er nun Zeit. Außerdem musste er noch ein Wörtchen mit Nanuka reden. So beeilte er sich, um möglichst schnell beide zu finden, was ihm jedoch beinahe unmöglich erschien, da die Burg, wobei er sich nicht sicher war, ob man dieses Gebäude Burg nennen konnte, da es teilweise viel moderner war, es hatte schon Toiletten und Glasfensterscheiben, hunderte Räume hatte. So kam es ihm jedenfalls vor. Er ging von Tür zu Tür, von Gang zu Gang, jeder Korridor glich seinem Vorgänger wie ein Ei dem anderen, sodass er bald schon das Gefühl hatte, im Kreis zu gehen.
Hatte er den Raum mit den vielen Ritterrüstungen nicht schon gesehen, oder war es doch ein anderer? Und was war mit dem Zimmer, dessen Tür sich nicht öffnen ließ? So viele Fragen häuften sich an, Fragen, auf die ihm wohl oder übel keiner eine Antwort geben konnte. So viele Geheimnisse verlangten danach, entdeckt zu werden, die Luft roch beinahe schon geheimnisvoll. Hinter jeder Ecke vermutete Nico, einen Ritter mit stattlicher, silberner Rüstung oder einen Geist. Und war da nicht tatsächlich einer, hinter den schweren, lichtundurchlässigen Vorhängen oder in einem dieser schattigen Winkel?
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Amilettia - Die Enthüllung
FantasySeit Nicos Mutter verschwunden ist, fühlt es sich so an, als habe er ein Loch im Herzen. Er weiß nicht, was er tun soll ohne sie, zu allein fühlt er sich, zu viele Fragen schwirren ihm im Kopf herum. Doch dann taucht plötzlich ein Mädchen auf, das...