Kapitel 34

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Arora

Renn.


Die Stimme in meinem Kopf ließ mich erschaudern. Es war dunkel, kalt und feucht. Mein Herz pumpte schnell, mein Körper zitterte. Ein Schrei schlummerte in meiner Kehle und verschaffte sich den Weg nach draußen.

Renn, schnell!

Meine Beine bewegten sich wie von alleine, und ich rannte los. Meine Lunge brannte und trotz dessen, dass die Luft in dieser Dunkelheit so angenehm war, konnte ich kaum atmen. Die Angst in meinem Körper überrollte mich wie ein Felsen aus den Bergen eine Ameise überrollen würde und sie zerquetschte meine Lunge. Während ich rannte, mit beiden Armen nach vorne gerichtet, bereit mich zu schützen falls sich vor mir was verbergen sollte, hörte ich nur mein Keuchen und das Rascheln irgendwelcher... Blätter. Ich spürte die engen Wände der Schuhe, die meine Füße umfassten und einquetschten, spürte die Furcht gegenüber dem Unbekannten, der in dieser Dunkelheit lauerte.

Ich rannte so schnell es ging, so schnell mich meine Beine tragen würden. Die Dunkelheit ließ mich zögern, doch ich fand einen Weg um sie herum. Sie hielt mich nicht auf.

Ein Brüllen ertönte hinter mir und ich kniff die Augen zusammen, als ich endlich realisierte, weshalb ich rannte. Wovor ich rannte.

Der Magnar holt dich gleich ein.

Die kindliche Stimme klang panisch. Sie warnte mich, doch ich wusste nicht, was ich tun konnte, um das zu verhindern. Meine Schritte wurden schneller – oder vielleicht fühlte es sich nur so an? – und mein Schrei wurde lauter, das Brennen meiner Lunge unerträglicher, die Schuhe enger.

Das Brüllen ertönte erneut, und es war lauter als zuvor.

Links von dir ist ein See! Im Wasser passiert dir nichts!

So langsam verschwand die Dunkelheit, und ich sah die Umrisse der Bäume um mich herum. Vor mir erwies sich ein breiter und freier Weg und ganz vorne... dort erkannte ich eine leichte Lichtquelle. Meine Augen brannten und ich wollte die Tränen fallen lassen, doch hinter mir war der Magnar zum Greifen nahe und ich musste entkommen. Ich stockte fast, als das Licht greller wurde, und ich die Bäume besser erkannte. Die riesigen Bäume waren dicht nebeneinander und als ich einen Blick nach oben erhaschte, sah ich keinen Himmel. Nur die langen Bäume und ihre Krone. Die Blätter, die der Sonne nicht erlaubten, einen Weg durch sie hindurch zu finden.

Links!

Diesmal klang die Stimme drohend und ich blickte nach links. Vielleicht passte der Magnar nicht durch die Bäume hindurch? War er so groß, dass das sein könnte? Keuchend bog ich abrupt nach links und die raue Oberfläche der Bäume streifte meine nackte Haut, während ich mich durch sie hindurch zwang. Ein weiteres Brüllen und der Magnar stand plötzlich rechts vor mir. Eine dunkle Kreatur, tatsächlich so groß und breit, wie ich es befürchtet hatte. Die roten Augen waren auf mich gerichtet, sein Maul war aufgerissen und entblößte seine scharfen Zähne, die mich wahrscheinlich zerfleischt hätten, hätte ich nicht auf die Stimme gehört. Der Magnar griff mit seiner Pfote nach mir, seine Krallen ausgefahren, und dieser Anblick beförderte einen Schrei aus meiner Kehle raus. Meinen Blick richtete ich nun auf den Weg vor mir, links, so wie die Stimme es gewollt hatte. Ich versuchte den Magnar auszublenden, versuchte seine Existenz zu ignorieren. Irgendwann sah ich auch hier Fetzen von Lichtstrahlen und ich quetschte mich weiter durch, bis die Lichtstrahlen immer heller und heller wurden und ich es endlich geschafft hatte. Ein letztes Mal hievte ich mich aus der Enge um mich herum raus und landete mit meinem Rücken auf den Boden.

Mein Keuchen umhüllte den gesamten Ort.

Und das Licht... es blendete mich. Mit zusammengekniffenen Augen hob ich mich mit meinen beiden Händen nach oben, doch spürte nur das Zittern meiner Arme, die nach einigen Sekunden schon aufgaben. Ich war der Gefahr entkommen und mein Körper gab nun auf.

Lieder des einsamen Waldes: Im Bann der EwigenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt