Kapitel 4

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Am nächsten Morgen rief Caro bei dem Vermieter an, um alles zu klären. Janik und ich fuhren in die Stadt, um für mich einen neuen Handyvertrag abzuschließen. Zum Glück hatten die alles da und ich war noch am selben Tag wieder online. Wieder in der Wohnung angekommen, erzählte Caro uns, dass wir sogar schon am nächsten Tag in die neue Wohnung konnten. Dem restlichen Tag verbrachten wir damit restlichen Sachen von Caro und Janik einzupacken. Viele Möbel blieben hier, weshalb sie nicht viel hatten. Es hatte alles in einen Transporter gepasst. Als alles verstaut war putzte ich die Wohnung noch gründlich durch. Zum Glück musste die Wohnung nicht noch renoviert werden.
„Du sag mal, hast du eigentlich schon deine Eltern angerufen?", fragte mich Caro. Ich schüttelte mit dem Kopf. Ich hatte mich noch nicht getraut. „Na dann mach das mal. Sie sollten zumindest erfahren, dass wir morgen nach Spandau gehen. Wir können das auch zusammen machen, wenn du möchtest.", schlug sie vor.
Ich atmete einmal tief durch. „Alles gut. Da muss ich alleine durch.", antwortete ich ihr.
Kurze Zeit später rief ich meine Mutter an. Ich hoffte ein wenig, dass sie nicht ans Telefon ging.
„Hallo mein Liebling. Wie geht es dir?", begrüßte sie mich freundlich. Ich konnte nicht anders und fing sofort an zu weinen. „Liebling, was ist denn los? Marius, komm mal kurz. Ich hab Ellie am Telefon. Irgendetwas ist nicht im Ordnung.", hörte ich sie sagen. „Schatz Papa hört jetzt mit. Was ist passiert?", sagte Mama.
Ich erklärte ihnen alles und sie unterbrachen mich nicht einmal. Sie hörten einfach nur zu. Als ich fertig war hörte ich ein leisen schluchzen am anderen Ende der Leitung. Meine Mutter weinte anscheinend.
„Warum hast du uns denn nie etwas gesagt? Wir hätten dir doch helfen können.", fragte mein Vater erstaunt. Wusste aber, dass die Aussage nicht hilfreich war. „Brauchst du etwas? Sollen wir euch morgen helfen? Ich überweise dir erstmal Geld, dass du was hast.", fuhr er fort. „Danke. Ja ein bisschen Hilfe könnte wohl nicht schaden. Caro und Janik tun schon genug für mich.", antwortete ich meinem Papa.
Wir verabredeten uns für morgen früh und ich ging wieder zu Caro und Janik zurück. Ich erzählte ihnen, dass meine Eltern uns helfen würden, worüber sie sich sehr freuten.
Nachdem wir gegessen hatten, gingen wir auch schon schlafen. Wir waren alle ziemlich fertig vom Tag.
Am nächsten Morgen kamen meine Eltern vorbei. Sie hatten noch einiges aus meinem alten Kinderzimmer mitgebracht. Nach einem kurzen gemeinsamen Frühstück ging es los in Richtung Spandau.
Ich war ganz aufgeregt, aber im positiven Sinne. Jetzt sollte alles besser werden.
In Spandau angekommen, fingen wir sofort an alle Sachen in die Wohnung zu schaffen. Wir waren tatsächlich schneller fertig als erwartet. Da ich ja spontan mit eingezogen war, hatte ich leider noch keine richtigen Möbel für mein Zimmer. Wir wollten aber gleich am nächsten Tag losziehen, um nach etwas schönem zu schauen. Zum Glück hatten meine Eltern noch eine große Luftmatratze mitgebracht, die ich erstmal nutzen konnte.
Die Wohnung war echt schön und auch in einer schönen Gegend. Platz hatten wir drei hier auf jeden Fall genug. Ich denke, hier kann ich mich wohlfühlen. Und das schöne war ja, hier kannte uns niemand. Ich konnte also ganz von vorne anfangen.
„Was genau ist das eigentlich für ein Job, den du da bekommen hast Janik?", fragte meine Mutter ihn beim Abendessen. „Hier hat eine Art Agentur für Content Creator aufgemacht. Die wurde von einem Youtuber, den wir gerne schauen, gegründet.", fing er an zu erklären. „Content was?", fragte mein Vater lachend. Wir drei mussten lachen. Für uns war das ein völlig normaler Begriff geworden. „Sowas wie Youtuber oder Streamer, die zum Beispiel Gameplay von Videospielen zeigen. Es gibt aber auch noch ganz andere Richtungen. Da ist für jedem was dabei. Naja und da die noch recht neu sind, suchen sie Unterstützung in der IT. Ich hab mich da einfach mal auf gut Glück beworben. Und jetzt arbeite ich für eins meiner Vorbilder. Schon verrückt irgendwie.", erklärte Janik. „Wer ist das eigentlich?", fragte ich ihn. „HandofBlood. Also Max.", antwortete er mir. „Boah wie cool. Ich freue mich voll für dich.", sagte ich. Ich schaute mir auch gerne die Videos von Hänno an. Ich fand ihn einfach super sympathisch und lustig. „Ah also Menschen, die im Internet Geld verdienen. Sag das doch gleich.", lachte mein Papa. Der Abend war echt noch sehr schön. Meine Eltern blieben über Nacht bei uns und fuhren am nächsten Tag wieder. Beim Abschied sagten sie mir noch einmal, dass ich mit ihnen über alles reden könnte und sie immer für mich da wären. Ich war ihnen wirklich dankbar für alles. Ich hätte mich ihnen schon eher öffnen sollen, dann wäre das alles wahrscheinlich nicht so schlimm geworden.
Ein paar Wochen vergingen und wir hatten uns echt schon gut in Spandau eingelebt. Caro und ich durften sogar Hänno kennenlernen. Er war wirklich genauso wie man ihn aus seinen Videos kennt. Er wollte sich auch kundig machen, ob ich nicht sogar auch bei Instinct3 anfangen könnte. Ich wusste zwar noch gar nicht was mich erwarten sollte, aber ich ließ mich überraschen und tatsächlich. Er hielt sein Wort. Ich konnte ziemlich schnell im Team für Kreatives anfangen. Wir überlegten uns Videoideen und deren Umsetzungen für unsere Creator. Das machte wirklich Spaß und das Team war super. Ich überlegte sogar nebenbei selber mit Streamen anzufangen, aber ich war mir noch nicht sicher. Ich traute mich noch nicht wirklich.
„Guten Morgen Ellie. Na wie war die Therapiestunde?", fragte Caro mich eines morgens, als ich wieder zur Tür rein kam. „Morgen. Sehr gut. Ich glaube ich mache langsam Fortschritte. Die Gruppe ist echt super.", antwortete ich ihr lächelnd. Ich hatte hier tatsächlich mehr durch Zufall einem Therapieplatz bekommen. Den brauchte ich auch dringend. So konnte ich das erlebte besser verarbeiten und die Gruppe half mir mit meinen depressiven Phasen. Auch den Unfall und meinen zerplatzten Traum in den Rennsport zu gehen, konnte ich dort endlich verarbeiten. Zumindest arbeiteten wir daraufhin. Caro und Janik unterstützten mich auch immer so gut sie konnten.
„Du sag mal, hast du dich eigentlich mal bei George gemeldet?", fragte Caro beim Frühstück. Ich schüttelte den Kopf. „Ich wollte, aber ich habe Angst, dass er nichts mehr von mir wissen möchte. Ich hab mich ja einfach nicht mehr bei ihm gemeldet.", antwortete ich ihr traurig. „Ach, Ich glaube nicht, das er so denkt. Vor allem nicht, wenn du ihm alles erklärst.", entgegnete sie mir. Ich nickte ihr zu, war mir aber immer noch nicht sicher, wie ich das Ganze anstellen sollte. „Schreib ihm doch einfach mal, dass er dich anrufen soll. Da wird bestimmt eine Reaktion kommen.", versuchte sie mich zu ermutigen. „Ich schaue mal.", antwortete ich ihr und versuchte das Thema zu wechseln. Ich vermisste George wirklich, aber ich selber wäre auch sauer auf mich, wenn ich so behandelt werden würde und mehr oder weniger einfach verschwinden würde. Ich machte mir den ganzen Tag noch Gedanken darüber und schrieb ihm schlussendlich am Abend.

Hey George, ich bin's Ellie. Es tut mir leid, dass ich mich so lange nicht bei dir gemeldet habe. Ich würde das gerne wieder gerade biegen. Wenn du mir die Möglichkeit geben magst, würde ich mich sehr freuen, wenn du mich mal anrufen würdest. Falls nicht, kann ich das aber auch verstehen. Liebe Grüße deine Ellie."

Ich brauchte eine Ewigkeit bis ich mich traute die Nachricht abzuschicken. Als sie abgeschickt war, schmiss ich mein Handy auf mein Bett und vergrub mein Gesicht in meinen Kissen. Und dann ging der Gedankenkreis wieder los. War es wirklich die richtige Entscheidung? Würde er mir zuhören? Kann alles wieder so werden wie es mal war? Fragen über Fragen, auf die ich in dem Moment keine Antwort bekam. Doch dann klingelte mein Telefon.

Scared to be lonely [Lando Norris]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt