Kapitel 12 - falsches Kribbeln

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Nach einer kurzen Dusche, die wir bewusst von meiner Seite aus nacheinander machten, lagen wir schließlich im Bett. Das erste Mal seit langem lag ich zum Einschlafen wieder in seinen Armen, während mein Kopf auf seiner Brust ruhte. Langsam strich er mit seinen Fingerspitzen am Rücken über mein Shirt. Noch immer traute ich mich nicht mit ihm über mein Problem zu sprechen. Viel mehr sah es auch eher Raffael als Problem. Natürlich war ich dünner geworden aber es schien ja auch nicht so dramatisch zu sein, wenn Simon dazu nichts sagte. Ihm hätte es sonst ja auch auffallen müssen.

Die kleinen Berührungen von Simon genoss ich aber sobald ich meine Augen schloss, drängte sich immer wieder Raffael in meinen Kopf, weshalb ich sie dann doch lieber auf ließ. Es hatte mir unfassbare Kraft gekostet mit Simon über das Thema zu sprechen. Mir einzugestehen, dass ich mich in Raffael verknallt hatte. Es war nichts körperliches. Es war etwas emotionales. Weil er mich wahr nahm. Das Körperliche kam dazu. Natürlich hatte ich gehofft, dass ich mir das alles nur einbildete. Dem war leider nicht so.


Die Zeit, die Raffael bei uns gewesen war hatte sich so gut angefühlt. Ich hatte mich beachtet gefühlt auch wenn mich trotzdem noch das Gefühl beschlich, das Raffael lieber nur mit Simon Zeit verbracht hätte. Mein Kopf spinnte mir mal wieder irgendwas zusammen. Schließlich hatten wir ja letztens auch einen Abend zusammen verbracht und ich hatte sogar bei ihm übernachtet. Meine Wangen wurden rot, als ich daran dachte wie ich am nächsten Morgen in seinem Bett erwacht bin. Es kam mir ewig her vor.


Viel nervöser machte mich der Gedanke daran, das Simon meiner Behauptung, er habe sich in Johannes verknallt, nicht abgestritten hatte.


Ich spürte Simons regelmäßige Atemzüge unter mir und auch die Hand an meinem Rücken war zur Ruhe gekommen. Er war eingeschlafen. »Simon?« fragte ich zur Sicherheit, doch er reagierte nicht. Vorsichtig löste ich mich aus unserer Umarmung. Auf einmal war mir wieder Unwohl. Unwohl von seiner Nähe und dem was zwischen uns stand. Hektisch stand ich aus dem Bett auf und atmete schwer. Mein Herz pochte viel zu schnell und mein Körper begann zu zittern. Ich schlang meine Arme, um meinen Oberkörper und sah mich im Halbdunkeln des Zimmers um. Die Schalusie ließen wir nie ganz runter, so dass immer ein wenig Licht ins Zimmer fiel. Mein Blick blieb an seinem Handy hingen. Wir hatten nie Geheimnisse voreinander aber das Handy des anderen zu durchforsten war für mich irgendwie eine Art Vertrauensbruch. Es kribbelte in meinen Fingern und meine Hand schwebte kurz darauf über Simons Handy. Nur zu gerne würde ich wissen was er mit Johannes schrieb. Vorsichtig nahm ich das Handy in die Hand und ließ es fast vor Schreck fallen als das Handy in meiner Hand vibrierte. Erschrocken legte ich es auf den Nachttisch zurück. Was war nur in mich gefahren? Ich konnte auf keinen Fall Simons Vertrauen auf diese Art missbrauchen.


Dennoch fiel mein Blick automatisch auf den hellen Display und ich konnte sehen das Johannes Simon geschrieben hatte. Schnell schloss ich meine Augen und wich zurück.Ich wollte seine Nachricht nicht lesen, wollte nicht noch wütender auf diesen Mann sein, den ich über so viele Jahre bedingungslos geliebt hatte.Leise schlich ich ins Wohnzimmer, schnappte mir eine von unseren dünnen Wolldecken und legte mich auf das Sofa.

Irgendwann gewann dann doch die Müdigkeit und ich fiel in einen unruhigen Schlaf.



Die nächste Woche ging schnell um. Simon und ich sahen uns kaum. Meistens musste ich früh los und er dafür länger arbeiten. Nicht selten sahen wir uns erst abends im Bett wo wir jedoch nicht viel miteinander sprachen, weil wir einfach zu müde waren. Natürlich litt in der Woche auch mein Essverhalten komplett, denn durch ein neues Projekt auf der Arbeit, schaffte ich es nicht mal zu einer richtigen Mittagspause.Es war bereits Donnerstagabend als ich diese Erkenntnis feststellte. Ausgerechnet heute wusste ich auch, dass nichts im Haus war weil Simon wieder einmal einen anderen Standort überprüfte und somit abgesprochen war das wir jeder auf der Arbeit aßen und ich erst morgen für das Wochenende einkaufen wollte. Immerhin war Simon diesmal innerhalb Deutschlands unterwegs und nur eine Nacht weg. Dies beruhigte mich, nicht jedoch die Tatsache, das Johannes wie immer mit dabei war. Generell schienen die beiden auf einmal sehr viele Projekte zusammen zu haben.

Nimon! Für immer - oder doch nicht? (manxman)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt